Astro-Bild der Woche: Materiekollisionen in der Sternentstehungsregion NGC 6729

Die Sternentstehungsregion NGC 6729, aufgenommen vom Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO / Sergey Stepanenko)
Die Sternentstehungsregion NGC 6729, aufgenommen vom Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile. (ESO / Sergey Stepanenko)

Auf dieser Aufnahme des von der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile betriebenen Very Large Telescope (VLT) ist die Sternentstehungsregion NGC 6729 zu sehen. Sie liegt rund 400 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Corona Australis (Südliche Krone) und zählt damit zu den näher gelegenen Sternentstehungsregionen in unserer Galaxie. Der deutsche Astronom und Geologe Johann Friedrich Julius Schmidt entdeckte den Nebel bereits vor über 150 Jahren und heute wird das Objekt unter anderem deswegen untersucht, weil man dort die Wechselwirkungen von Gas- und Staubteilchen beobachten kann, die bei hohen Geschwindigkeiten miteinander kollidieren.

In den dichten Gas- und Staubwolken oben links verbergen sich sehr junge Sterne, die gerade dabei sind, ihre Geburtskokons zu durchbrechen. Starke Sternwinde und harte Strahlung stoßen Materie ab und beschleunigen sie auf Geschwindigkeiten von circa einer Million Kilometer pro Stunde. Kollidiert diese Materie dann mit Gas- und Staubwolken, die sich in der Umgebung befinden, kommt es zu vielfältigen Wechselwirkungen. Es bilden sich Schockwellen aus, durch die das Gas aufgeheizt wird und zu Leuchten beginnen kann. Die Farbe (Wellenlänge) des emittierten Lichts hängt vom Grad der Anregung und der Art des getroffenen Atoms oder Moleküls ab. Diese Aufnahme konzentriert sich auf Wellenlängen, die von leuchtendem Wasserstoff und Schwefel abgestrahlt werden.

Genaue Beobachtungen dieser Interaktionen sind wichtig, um die Anfangsstadien des Sternentstehungsprozesses besser verstehen zu können. Die Grundprinzipien dieses Prozesses sind weitestgehend klar, denn sie basieren auf physikalischen Kräften wie etwa der Gravitation. Trotzdem fehlt den Computermodellen oft gewissermaßen das Feintuning, was einfach daran liegt, dass unglaublich viele Parameter Auswirkungen auf den Prozess haben – von der Anfangsmasse der kollabierenden Gas- und Staubwolke über deren chemischer Zusammensetzung bis zu Störquellen (zum Beispiel andere Sterne) in der Umgebung und Vieles mehr. Kein Computermodell ist imstande, alle Parameter zu berücksichtigen und die Entstehung jedes Sterns exakt zu simulieren. Deswegen greift man auf unterschiedliche Modelle zurück, deren Genauigkeit durch derartige Beobachtungen verbessert wird.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1109a.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der hochgradig angeregte Nebel AB7
Bild 3: Der Zentralbereich der Starburst-Galaxie NGC 1313
Bild 4: Die Dunkelwolke Barnard 59

(THK)

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