Auf dieser Aufnahme des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) sind mehrere interessante Beobachtungsobjekte zu erkennen. Die abgebildete Region umfasst eine Fläche von etwa 8 ∗ 8 Vollmonden und zeigt ausgedehnte Gas- und Staubwolken im Sternbild Scorpius (Skorpion). Mit einer Entfernung von rund 440 Lichtjahren befinden sie sich deutlich näher als zum Beispiel der berühmte Orionnebel (ca. 1.350 Lichtjahre) oder der Adlernebel (ca. 7.000 Lichtjahre).
Eines der auffälligsten Objekte ist sicherlich der Stern rechts von der Bildmitte, eingehüllt in einen rötlich leuchtenden Nebel. Der Name des Objekts lautet Jabbah – ein arabischer Name, der auf Deutsch so viel wie “Stirn des Skorpions” bedeutet. Tatsächlich handelt es sich aber nicht um einen einzelnen Stern, sondern um mehrere Sterne (mindestens sieben), von denen jeder ein Vielfaches der Sonnenmasse und Sonnengröße besitzt. Auch ihre Oberflächentemperaturen sind viel höher als die der Sonne, ebenso ihre Leuchtkraft. Im Gegensatz zur Sonne, deren Alter ungefähr 4,5 Milliarden Jahre beträgt, sind die Sterne des Jabbah-Systems mit einem Alter von wenigen Millionen Jahren aber noch sehr jung.
Ein anderes Objekt, das die Aufmerksamkeit der Astronomen auf sich gezogen hat, versteckt sich in der unteren rechten Ecke der Aufnahme. “9 Scorpii” ist der Stern direkt oberhalb der kleinen, roten Nebelwolke. Interessant ist das Objekt vor allem wegen seiner extrem hohen Geschwindigkeit, mit der es durch den interstellaren Weltraum rast: Sie beträgt etwa 1.000 Kilometer pro Sekunde, das sind 3,6 Millionen Kilometer pro Stunde. Aufgrund dieser Eigenbewegung und seiner intensiven Strahlung erzeugt er vor sich eine starke Schockwelle in dem interstellaren Medium, ähnlich wie die Bugwelle eines Schiffes, das durchs Wasser pflügt. Die Schockwelle ist hier als rötlich leuchtende Gasstruktur vor dem Stern sichtbar.
Astronomen vermuten, dass 9 Scorpii einst Teil eines Mehrfach-Sternsystems war, bis einer der Partner als Supernova explodierte und ihn mit hoher Geschwindigkeit wegkatapultierte. Die Beobachtung solcher “Schnellläufer” liefert wertvolle Informationen über die Wechselwirkungen zwischen der Strahlung und den Sternwinden, die von diesen Sternen emittiert werden, und den interstellaren Gas- und Staubwolken, mit denen sie kollidieren. Andere bekannte Beispiele für Schnellläufer sind insbesondere Zeta Ophiuchi und Alpha Camelopardalis.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.nasa.gov/images/content/606218main_pia14881-43_full.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Nebelstrukturen um den Stern Lambda Orionis
Bild 3: Ein Schwarzes Loch zerreißt einen Stern
Bild 4: Röntgenemissionen von der Venus
(THK)
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