
Einem Team aus Astronomen unter Leitung des International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR) ist es gelungen, die Überreste eines explodierten Riesensterns in beispiellosen Einzelheiten zu beobachten.
Im Februar 1987 bemerkten Astronomen bei der Beobachtung der Großen Magellanschen Wolke, einer nahen Zwerggalaxie, das plötzliche Erscheinen von Etwas, das wie ein neuer Stern aussah. Tatsächlich hatten sie nicht die Geburt sondern den Tod eines Sterns gesehen. Es war die hellste Supernova, die auf der Erde in den vier Jahrhunderten seit Erfindung des Teleskops beobachtet wurde. Bis zum nächsten Morgen hatte sich die Nachricht von der Entdeckung über den Globus verbreitet und Sterngucker auf der Südhalbkugel begannen mit der Beobachtung der Nachwirkungen dieser enormen stellaren Explosion, die als Supernova bezeichnet wird.
In den seither vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten lag der Überrest der Supernova 1987A im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Forschern auf der ganzen Welt und lieferte eine Fülle von Informationen über eines der extremsten Ereignisse im Universum. Astronomen aus Australien und Hongkong berichten jetzt, wie sie mit dem Australia Telescope Compact Array (dem CSIRO-Radioteleskop im Norden von New South Wales) die am höchsten aufgelösten Radioaufnahmen des expandieren Supernova-Überrests in Millimeter-Wellenlängen gemacht haben. Die Forschungsarbeit wurde am 2. April 2013 im Astrophysical Journal veröffentlicht.
„Entfernte astronomische Objekte wie dieses bei Wellenlängen von weniger als einem Zentimeter abzubilden, erfordert die stabilsten atmosphärischen Bedingungen. Für dieses Teleskop sind diese Bedingungen normalerweise nur während des kalten Winters möglich und sogar dann machen die Feuchtigkeit und die geringe Höhe des Standortes die Sache sehr anspruchsvoll“, sagte die leitende Autorin Dr. Giovanna Zanardo vom ICRAR, einem Gemeinschaftsprojekt der Curtin University und der University of Western Australia in Perth. Im Gegensatz zu optischen Teleskopen kann ein Radioteleskop auch am Tag betrieben werden und durch Gas und Staub hindurchblicken, was Astronomen erlaubt, die inneren Abläufe von Objekten wie Supernova-Überresten, Radiogalaxien und Schwarzen Löchern zu untersuchen. (Anm. d. Red.: Natürlich kann man mit einem Radioteleskop nicht „in“ ein Schwarzes Loch hineinsehen, aber man kann Radiowellen empfangen, die in dessen direkter Nähe emittiert wurden.)

„Supernova-Überreste sind wie natürliche Teilchenbeschleuniger. Die von uns registrierten Radioemissionen stammen von Elektronen, die sich entlang der magnetischen Feldlinien bewegen und dabei Photonen emittieren. Je höher die Auflösung der Bilder, desto mehr können wir über die Struktur dieser Objekte erfahren“, sagte Professor Lister Staveley-Smith, stellvertretender Direktor des ICRAR und CAASTRO, dem Centre for All-sky Astrophysics. Wissenschaftler studieren die Entwicklung von Supernovae zu Supernova-Überresten, um einen Einblick in die Dynamiken dieser gewaltigen Explosionen und die Wechselwirkungen der Schockwelle mit dem umgebenden Medium zu bekommen.
„Wir waren mit unseren hoch aufgelösten Bildern nicht nur in der Lage, die Morphologie der Supernova 1987A zu analysieren, wir haben sie auch mit Röntgen- und optischen Daten verglichen, um ihre wahrscheinliche Entwicklungsgeschichte zu modellieren“, sagte Professor Bryan Gaensler, der Direktor des CAASTRO von der University of Sydney. Das Team vermutet eine kompakte Quelle oder einen Pulsarwindnebel im Zentrum der Radioemissionen. Das bedeutet, dass die Supernova-Explosion den Stern nicht zu einem Schwarzes Loch kollabieren ließ. Die Forscher werden jetzt versuchen, weiter in den Kern vorzudringen und zu schauen, was dort existiert.
(THK)
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