Astro-Bild der Woche: Verzerrte Staubbänder in der Spiralgalaxie ESO 510-13

Das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile machte diese Aufnahme der ungewöhnlichen Spiralgalaxie ESO 510-13. Auffällig ist das stark verzerrte Staubband in der galaktischen Ebene. (ESO)
Das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile machte diese Aufnahme der ungewöhnlichen Spiralgalaxie ESO 510-13. Auffällig ist das stark verzerrte Staubband in der galaktischen Ebene. (ESO)

Auf den ersten Blick erinnert die Spiralgalaxie auf dem Astro-Bild der Woche ein wenig an die berühmte Sombrero-Galaxie im Sternbild Virgo (Jungfrau). Die hier gezeigte Galaxie mit der Bezeichnung ESO 510-13 liegt jedoch im Sternbild Hydra (Wasserschlange). Mit einer Distanz von ungefähr 150 Millionen Lichtjahren ist sie rund fünfmal weiter von der Erde entfernt als die weitaus bekanntere Sombrero-Galaxie.

ESO 510-13 besitzt sehr stark verzerrte Staubbänder, die sich entlang der galaktischen Ebene erstrecken und sich an deren Enden gewissermaßen aus dieser Ebene heraus nach unten beziehungsweise oben biegen. Die verzerrte Struktur der Staubbänder ist ein Anzeichen dafür, dass die Gas- und Staubmassen, aus denen sie bestehen, erst vor relativ kurzer Zeit von der Spiralgalaxie eingefangen wurden. Das bedeutet in astronomischen Maßstäben betrachtet einen Zeitraum von einigen Millionen Jahren.

Physikalische Kräfte wie Gravitation und Fliehkraft sorgen im Zusammenspiel dafür, dass sich derartige Staubbänder entlang der Rotationsebene verteilen. Sind wie in diesem Fall noch deutliche Deformationen zu erkennen, kann das darauf hinweisen, dass kurz zuvor gravitative Wechselwirkungen mit einem anderen massereichen Objekt stattgefunden haben. ESO 510-13 könnte vor einigen Millionen Jahren beispielsweise mit einer kleinen, gasreichen Zwerggalaxie kollidiert sein und sie verschlungen haben. Die dabei auftretenden Kräfte schleuderten die Gas- und Staubwolken in viele Richtungen und mit der Zeit sammelten sie sich wieder in der galaktischen Ebene, eingefangen von der Gravitation der Spiralgalaxie.

In den verzerrten Außenregionen der Galaxie verzeichnen Astronomen eine erhöhte Sternentstehungsrate. Die Turbulenzen in den Gas- und Staubvorkommen stören deren Gleichgewicht durch Schockwellen, die eine Komprimierung des Gases bewirken. Daraufhin beginnen kleinere, lokale Gasansammlungen unter ihrer eigenen Schwerkraft zu kollabieren. Auf diese Weise entstehen zunächst sogenannte Protosterne, die sich noch tief in ihren elterlichen Gaswolken befinden und an Masse zunehmen, bis in ihren Kernen die Wasserstofffusion einsetzt und sie als richtige Sterne das Gebiet überstrahlen. Dieser Prozess wiederholt sich viele Male gleichzeitig und das bläuliche Licht der neu gebildeten Sterne kann von leistungsstarken Teleskopen registriert werden.

Das Blickfeld dieser Aufnahme beträgt 6,8 * 6,8 Bogenminuten. Wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Durchmesser des Vollmonds am Himmel etwa 31 Bogenminuten beträgt, handelt es sich bei diesem Ausschnitt um einen sehr kleines Gebiet. Dennoch sind im Hintergrund zahlreiche andere Galaxien zu sehen. Sie gehören zu wesentlich weiter entfernten Galaxienhaufen, die in keinem Zusammenhang zu ESO 510-13 stehen – die Galaxie steht am Himmel nur zufällig vor ihnen. Einige der leuchtenden Objekte sind aber wahrscheinlich Kugelsternhaufen, welche die prächtige Spiralgalaxie wie Satelliten umkreisen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso9924e.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Milchstraße und die beiden Magellanschen Wolken
Bild 2: Der Kopf der Säule Nr. 2 im Adlernebel
Bild 4: Der ungewöhnliche Quasar HE0450-2958

(THK)

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