Astro-Bild der Woche: Spitzers Blick auf den Trifidnebel

Unterschiedliche Ansichten des Trifidnebels. Links eine optische Aufnahme, die übrigen Bilder stammen vom Weltraumteleskop Spitzer und wurden in infraroten Wellenlängen gemacht. (NASA / JPL-Caltech / NOAO)
Unterschiedliche Ansichten des Trifidnebels. Links eine optische Aufnahme, die übrigen Bilder stammen vom Weltraumteleskop Spitzer und wurden in infraroten Wellenlängen gemacht. (NASA / JPL-Caltech / NOAO)

Auch als ungeübter Beobachter kann man erkennen, dass auf den hier gezeigten Bildern offenbar immer dasselbe Objekt zu sehen ist: Es handelt sich um den Trifidnebel im Sternbild Sagittarius (Schütze). Der Nebel ist eine ausgedehnte Wolke aus Gas und Staub, in der zahlreiche neue Sterne gebildet werden. Seine Entfernung von der Erde beträgt etwa 5.400 Lichtjahre, das entspricht ungefähr der vierfachen Distanz des berühmten Orionnebels (circa 1.350 Lichtjahre).

Der Name Trifidnebel leitet sich aus seinem Erscheinungsbild im sichtbaren Licht ab. Vor dem Nebel liegt eine längliche Dunkelwolke mit der Bezeichnung Barnard 85, die sich als Silhouette vor dem hell leuchtenden Nebel abhebt und ihn scheinbar in drei Bereiche teilt. Auf dem linken Bild, einer Aufnahme in sichtbaren Wellenlängen, tritt die ausgeprägte Dreiteilung des Nebels deutlich hervor.

Die langen Staubfilamente bieten schon Amateurastronomen einen atemberaubenden Anblick, aber für die Profis können sie auch eher hinderlich sein. Die dunklen Schleier blockieren das Licht der hinter ihnen liegenden Sterne, was deren Untersuchung im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums erheblich erschwert. Gerade für die Erforschung der hier stattfindenden Sternentstehungsprozesse wäre die Beobachtung der jungen Sterne aber enorm wichtig.

Astronomen können dieses Problem umgehen, indem sie leistungsfähige Infrarotteleskope benutzen. Eines der momentan besten Teleskope für diesen Zweck ist das Weltraumteleskop Spitzer, das sich weit entfernt von störenden irdischen Wärmequellen in einer heliozentrischen Umlaufbahn befindet. Infrarotstrahlung besitzt größere Wellenlängen als sichtbares Licht und ist imstande, dichte Staubwolken nahezu ungehindert zu durchdringen. Auf diese Weise ist es den Astronomen möglich, Informationen über die Sterne zu bekommen, die im sichtbaren Licht praktisch unbeobachtbar sind.

Die Aufnahme oben rechts stammt von der Infrared Array Camera (IRAC), einem der drei wissenschaftlichen Instrumente Spitzers. Sie verfügt über die höchste räumliche Auflösung und kann dementsprechend äußerst feine Strukturen innerhalb des Nebelkomplexes sichtbar machen. Das Bild unten rechts wurde mit dem Multiband Imaging Photometer for Spitzer (MIPS) erstellt. Dieses Beobachtungsinstrument wurde speziell für die Beobachtung kühlerer Objekte entwickelt. Die Aufnahme veranschaulicht relativ kühle Materie, die auf die wachsenden Protosterne tief im Innern des Nebel zustürzt und deren Masse vergrößert. Die große Aufnahme in der Mitte basiert auf den kombinierten Daten dieser beiden Instrumente und liefert dem Betrachter eine Fülle detailreicher Strukturen innerhalb der riesigen Region.

Dank Spitzer konnten in dem Nebel bislang ungefähr 150 sehr junge Sterne entdeckt werden. Astronomen vermuten, dass an der Bildung der jungen Protosterne im Zentrum des Nebels ein gewaltiger O-Stern mitbeteiligt war. Sterne des O-Typs gehören zu den massereichsten und leuchtkräftigsten Sternen. Sie strahlen große Mengen energiereicher Strahlung ab und emittieren starke Sternwinde, die mit Gaswolken in der näheren Umgebung wechselwirken und beispielsweise Schockwellen erzeugen. So könnten sie die Destabilisierung und den Kollaps lokaler Gasansammlungen ausgelöst haben, aus denen die Protosterne hervorgingen.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA07225.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Kugelsternhaufen NGC 1851
Bild 3: Drei verschmelzende Galaxien
Bild 4: Keplers Supernova-Überrest

(THK)

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