
Das Astro-Bild der Woche zeigt den Krebsnebel, ein besonders eindrucksvolles Beispiel für das Relikt einer gigantischen Supernova-Explosion. Der Supernova-Überrest mit der Katalogbezeichnung NGC 1952 befindet sich ungefähr 6.300 Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbildes Taurus (Stier). Er ist das Überbleibsel einer hellen Supernova, die sich im April des Jahres 1054 ereignete und von vielen Beobachtern, darunter einem Mönch und einem chinesischen Hofastronomen, beobachtet wurde.
Der Krebsnebel ist ein beliebtes Ziel für Amateurastronomen, aber die damaligen Beobachter wussten nicht, um was genau es sich handelt: Sie sahen einen neuen Stern, der so hell war, dass sie ihn sogar am Taghimmel sehen konnten. Heute wissen wir, dass der Krebsnebel die expandierenden Materiereste eines explodierten Sterns darstellt. Einen derart spektakulären Tod erfahren allerdings nur massereiche Sterne, deren Existenz höchstens einige Millionen Jahre dauert.
Sonnenähnliche Sterne stoßen in den letzten Phasen ihrer Existenz die äußeren Atmosphärenschichten nach und nach ab – das Endstadium bildet ein sogenannter Weißer Zwerg, der von einem planetarischen Nebel umgeben ist. Im Gegensatz dazu läuft die letzte Phase im Leben eines massereichen Sterns deutlich katastrophaler ab: Der Kern kollabiert, wobei gewaltige Kräfte den ursprünglichen Stern förmlich zerreißen. Zurück bleibt ein winziger Neutronenstern mit wenigen Kilometern Durchmesser oder bei extrem massereichen Sternen ein Schwarzes Loch. Im Fall des Krebsnebels entstand ein Pulsar – ein schnell rotierender Neutronenstern, der regelmäßige Strahlungspulse emittiert.
Die filamentartigen Materiereste breiten sich mit sehr hohen Geschwindigkeiten von bis zu 1.500 Kilometern pro Sekunde aus – die derzeitige Ausdehnung des Objekts beträgt etwa 11 * 7 Lichtjahre. Zum Vergleich: Der nächstgelegene Fixstern, Proxima Centauri, ist rund 4,2 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Die Gasfetzen bestehen hauptsächlich aus den häufigsten Elementen im Universum, Wasserstoff und Helium. Wissenschaftler haben in dem Nebel aber auch schwerere Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff oder Eisen nachgewiesen. In Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung der Gasfilamente leuchten sie in verschiedenen Wellenlängen.
Das Astro-Bild der Woche basiert auf Daten, die von den Weltraumteleskopen Herschel und Hubble gesammelt wurden. Hubble beobachtete den Nebel mit seiner Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) in sichtbaren Wellenlängen, die auf das Vorhandensein von Sauerstoff- und Schwefelionen hinweisen (hier in bläulichen Farbtönen gekennzeichnet). Herschel setzte sein PACS-Instrument (Photoconductor Array Camera and Spectrometer) ein, um den Nebel in infraroten Wellenlängen zu untersuchen, die für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar sind. Diese Daten sind auf der Aufnahme rötlich codiert.
Die Beobachtungen und Analysen von Supernova-Überresten wie dem Krebsnebel sind außerordentlich wichtig. Sie liefern nicht nur Anhaltspunkte über die komplexen physikalischen Prozesse, die bei der Explosion massereicher Sterne ablaufen, sondern geben auch Aufschluss über die Entstehung neuer Sterngenerationen. Die von der Supernova-Explosion in den interstellaren Raum geschleuderten Elemente werden bei der Entstehung nachfolgender Sterngenerationen nämlich gewissermaßen wiederverwertet. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich in dem Gebiet dann sonnenähnliche Sterne mit Planetensystemen bilden.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA17563.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Weitwinkelaufnahme des Helixnebels
Bild 3: Die Nadelgalaxie NGC 4565
Bild 4: Die Umgebung des Sterns HD 157728
(THK)
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