Astro-Bild der Woche: Nebelstrukturen im Sternbild Cepheus

Ausgedehnte Gasnebel im Sternbild Cepheus, aufgenommen vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE). (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
Ausgedehnte Gasnebel im Sternbild Cepheus, aufgenommen vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE). (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Diese Aufnahme des Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) zeigt ausgedehnte Nebelstrukturen im nördlichen Sternbild Cepheus (Kepheus). Es handelt sich um einen gigantischen Nebelkomplex, in dem zahlreiche neue Sterne entstehen. Die Entfernung der Gaswolken von der Erde beträgt ungefähr 2.500 Lichtjahre – damit sind sie fast doppelt so weit entfernt wie der berühmte Orionnebel mit circa 1.350 Lichtjahren.

Obwohl der Orionnebel aufgrund seiner Helligkeit viel bekannter ist, erscheint er geradezu zwergenhaft im Vergleich zu dem hier abgebildeten Nebelkomplex. Der Orionnebel hat einen Durchmesser von etwa 30 Lichtjahren, wohingegen dieser riesige Nebelkomplex eine maximale Ausdehnung von rund 120 Lichtjahren besitzt. Die Größe der Nebelwolken wurde erst mit tatkräftiger Unterstützung von WISE erkannt. Im Gegensatz zu den Instrumenten, mit denen frühere Himmelsdurchmusterungen durchgeführt wurden, hat WISE ein deutlich größeres Blickfeld.

Einzelne Gebiete des Nebelkomplexes waren zwar früher schon katalogisiert worden, allerdings hielt man sie für separate Gasnebel und gab ihnen dementsprechend individuelle Katalogbezeichnungen. Erst die Weitwinkelaufnahmen von WISE ließen erkennen, dass die zuvor katalogisierten Gaswolken nur Teile einer noch größeren Nebelstruktur sind. Der zentrale Bereich trägt beispielsweise die Bezeichnung IRAS 22298+6505, wobei IRAS für Infrared Astronomical Satellite steht, einem Vorgänger des Weltraumteleskops WISE. Andere Gebiete werden unter den Bezeichnungen TGU H686 P2 und LDN 1213 geführt. Dabei beziehen sich IRAS, TGU (Tokyo Gakugei University) und LDN (Lynds Dark Nebula) auf verschiedene Projekte zur systematischen Himmelsdurchmusterung.

Dank WISE konnte man die einzelnen Nebelregionen in einen größeren Kontext stellen, was den Astronomen neue Informationen über die dort ablaufenden Prozesse lieferte. Die Infrarotbeobachtungen des WISE-Teleskops waren dabei besonders wichtig, weil das Innere der Nebelwolken im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums größtenteils hinter dunklem, dichten Staub verborgen liegt. Infrarotstrahlung kann jedoch auch dichte Staubschwaden durchdringen und Informationen über die ansonsten unsichtbaren Objekte preisgeben.

Die Entstehung von Sternen in Gaswolken ist ein sehr dynamischer Vorgang, an dem unzählige Parameter beteiligt sind. Dazu gehören beispielsweise die Menge und Dichte des Gases, seine chemische Zusammensetzung, die Strahlung benachbarter Sterne und viele mehr. Dabei bilden sich die Sterne auch nicht alle auf einmal, sondern in aufeinander folgenden Sterngenerationen.

Den Ausgangspunkt stellen zunächst einzelne lokale Gasansammlungen dar, die unter ihrer eigenen Schwerkraft zu jungen Protosternen kollabieren, aus denen ein paar hunderttausend Jahre später junge, massereiche und strahlend hell leuchtende Sterne entstehen. Solche Sterne geben einerseits Unmengen energiereicher, ultravioletter Strahlung ab und schleudern andererseits auch gewaltige Sternwinde in den interstellaren Raum. Die Strahlung und die Sternwinde erodieren die umgebenden Gaswolken und können regelrecht Leerräume in sie hineinfressen.

Die Sternwinde verursachen allerdings auch Schockwellen, die ihrerseits wieder auf Gaswolken prallen und sie stark komprimieren können. Die Folge dieser Komprimierung sind der Kollaps und die damit einhergehende Entstehung neuer Sterngenerationen. Ein schönes Beispiel dafür ist ein heller, blauer Stern namens 26 Cephei, der im oberen Bereich der Aufnahme inmitten der rötlichen Nebelschwaden zu sehen ist. In seiner Umgebung hat man mehrere sehr junge Sterne entdeckt, die sich noch in ihren dichten Kokons aus interstellarem Gas und Staub befinden. Sie verdanken ihre Existenz höchstwahrscheinlich den starken Sternwinden dieses nahen Sterns, die ihre ursprünglichen Gaswolken einst zum Kollabieren brachte.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13129.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Infrarotaufnahme der Galaxie NGC 4395
Bild 3: Der Dragonfish-Nebel im Sternbild Crux
Bild 4: Aufnahmen des Asteroiden Apophis

(THK)

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