
Verschmelzende Galaxien gehören sicherlich zu den spektakulärsten Objekten, die man im Universum beobachten kann. Ein schönes Beispiel dafür ist das hier gezeigte Galaxienpaar mit der Katalogbezeichnung Zw II 96. Die beiden beteiligten Galaxien befinden sich ungefähr 500 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbildes Delphinus (Delphin).
Derartige Kollisionsprozesse haben immense Auswirkungen auf die interagierenden Galaxien. Ein besonders auffallender Effekt ist ein sogenannter Starburst. Dabei handelt es sich um stark erhöhte Sternentstehungsraten, die meist in den Zentren und in den Kollisionsbereichen der Galaxien verzeichnet werden können. In diesen Regionen liegt die Anzahl der neu produzierten Sterne um ein Vielfaches höher, verglichen mit den Sternentstehungsraten in normalen Galaxien wie unserer Milchstraßen-Galaxie.
Die Ursache für die vermehrte Produktion von Sternen sind die starken Gravitationskräfte, die die Galaxien aufeinander ausüben. Sie können lokale Gas- und Staubvorkommen in großem Umfang destabilisieren, woraufhin sie unter ihrer eigenen Schwerkraft zu kollabieren beginnen und letztendlich zur Entstehung von Protosternen führen, die sich in junge Sterne weiterentwickeln. Weil die Gasvorkommen gigantisch groß sind genug Materie für zahlreiche Sterne vorhanden ist, vollzieht sich dieser Prozess an vielen Orten gleichzeitig und mit entsprechend hohen Geschwindigkeiten. Die massereichen, jungen Sterne in diesen Gebieten emittieren große Mengen ultravioletter Strahlung, die von Astronomen mit empfindlichen Instrumenten registriert werden kann. Auch die Infrarotstrahlung junger Protosterne kann benutzt werden, um die komplexen Vorgänge mit Teleskopen zu verfolgen.
Ein paar dieser Instrumente befinden sich an Bord des berühmten Weltraumteleskops Hubble, das seit fast einem Vierteljahrhundert faszinierende Beobachtungen macht. Hubble kann nicht nur Licht im sichtbaren Wellenlängenbereich des elektromagnetischen Spektrums registrieren, sondern auch infrarotes und ultraviolettes Licht. Für das Astro-Bild der Woche wurden die Hubble-Daten mit Daten des Weltraumteleskops Spitzer kombiniert. Spitzer sieht im Infrarotbereich und ergänzt damit die Hubble-Beobachtungen.
Die einander ergänzenden Beobachtungsdaten erlaubten den Astronomen tiefe Einblicke in das Zentrum dieser kosmischen Verschmelzung. Die Infrarotdaten offenbaren, dass der Großteil der infraroten Strahlung (circa 80 Prozent) aus einem Gebiet stammt, das einen Durchmesser von lediglich 700 Lichtjahren hat. Im Vergleich zum Durchmesser der Spiralgalaxie (etwa 50.000 Lichtjahre) ist das eine sehr kleine Region, welche den Folgen der gravitativen Wechselwirkungen anscheinend besonders stark ausgesetzt ist. Die Starburst-Aktivitäten in dem Gebiet sind die stärksten, die bislang außerhalb eines galaktischen Kerns registriert wurden. In anderen Wellenlängenbereichen, vor allem im sichtbaren Licht, kann die Region jedoch nur sehr schwer untersucht werden, weil sie hinter dichten Staubwolken verborgen liegt.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13632.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der planetarische Nebel NGC 1514
Bild 3: Der Braune Zwerg WISEPC J045853.90+643451.9
Bild 4: Der Kokonnebel NGC 5146
(THK)
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