Astro-Bild der Woche: Die Sternentstehungsregion RCW 38 im Sternbild Vela

Die Sternentstehungsregion RCW 38, aufgenommen vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. Das Bild basiert auf Daten, die im Infrarotbereich gesammelt wurden. (ESO)
Die Sternentstehungsregion RCW 38, aufgenommen vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. Das Bild basiert auf Daten, die im Infrarotbereich gesammelt wurden. (ESO)

Unsere Milchstraßen-Galaxie enthält zahlreiche Sternentstehungsregionen, von denen aber nur wenige wirklich weltbekannt sind, zum Beispiel der berühmte Orionnebel oder der Adlernebel. Die hier gezeigte Region trägt die Katalogbezeichnung RCW 38 und gehört eher zu den relativ unbekannten stellaren Kinderstuben. Sie liegt ungefähr 5.500 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Vela (Segel des Schiffs), einem Sternbild der Südhalbkugel.

Im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums bietet die Sternentstehungsregion einen vergleichsweise unspektakulären Anblick: Dichte Staubwolken blockieren einen Großteil des Lichts, das von den vielen neu geborenen Sternen emittiert wird. Um zu beobachten, was sich hinter den Staubschleiern abspielt, müssen Astronomen daher auf andere Wellenlängenbereiche ausweichen. Dabei hat sich infrarotes Licht, also Wärmestrahlung, als besonders hilfreich erwiesen. Aufgrund seiner größeren Wellenlänge kann es auch dichte Staubwolken durchdringen und den Astronomen wichtige Informationen über die ansonsten verborgenen Prozesse liefern.

Das Astro-Bild der Woche wurde im Jahr 1998 vom Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte in Chile gemacht. Das Very Large Telescope gehört mit seinen vier Einzelteleskopen noch heute zu den größten Teleskopeinrichtungen der Welt – jedes der vier Teleskope besitzt einen Hauptspiegeldurchmesser von 8,2 Metern. Die Teleskope können zusammengeschaltet werden und im optisch sichtbaren Wellenlängenbereich beobachten, verfügen aber auch über die Möglichkeit, nahinfrarote Wellenlängen zu registrieren. Das nebenstehende Bild basiert auf solchen nahinfraroten Beobachtungen bei Wellenlängen von 1,25 Mikrometern, 1,65 Mikrometern und 2,16 Mikrometern. Hier bietet sich dem Betrachter ein völlig anderes Bild als im sichtbaren Licht.

Man erkennt das Leuchten vieler junger Sterne. Im Zentrum des Sternhaufens befindet sich ein Objekt namens IRS2. IRS2 wurde lange Zeit für einen extrem hellen und massereichen Einzelstern gehalten. Im Jahr 2009 fand man aber heraus, dass es sich dabei tatsächlich um zwei massereiche Sterne handelt, die sich in einem Abstand von etwa 500 Astronomischen Einheiten gegenseitig umkreisen. Eine Astronomische Einheit entspricht der durchschnittlichen Entfernung zwischen Sonne und Erde: knapp 150 Millionen Kilometer.

Junge, massereiche Sterne der Spektralklassen O und B geben gewaltige Mengen ultravioletter Strahlung ab und emittieren starke Sternwinde, die ihre Umgebung beeinflussen. Sie können beispielsweise regelrechte Löcher in umgebende Gas- und Staubwolken brennen oder die Entstehung von Planetensystemen verhindern, indem sie die dafür erforderliche Materie schlicht und einfach fortblasen. Die Wechselwirkungen zwischen den Sternen und ihrer Umgebung sind sehr komplex. Das Resultat der Interaktionen sind Regionen aus Gas, Staub und Sternen, die überraschend dynamisch sind. So stammt das diffuse Leuchten auf dem Bild nicht nur von den angeregten Wasserstoffatomen und -molekülen. Das sichtbare Sternlicht wird zusätzlich an den Gas- und Staubwolken gestreut und reflektiert, was oft zu beeindruckenden Licht- und Schattenspielen führen kann.

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Video-Link: https://youtu.be/zAVk_HXMBNM

Zoom in RCW 38. (ESO, Digitized Sky Survey 2, A. Fujii. Music by John Dyson from the CD darklight)

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso9856b.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Carinanebel um den Wolf-Rayet-Stern WR22
Bild 2: Der Flammennebel NGC 2024
Bild 4: Detailaufnahme der Molekülwolke RCW 108

(THK)

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