Astro-Bild der Woche: Der Ringnebel M57 im Sternbild Leier

Hubble-Aufnahme des berühmten Ringnebels im Sternbild Leier. (NASA / JPL-Caltech / ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA))
Hubble-Aufnahme des berühmten Ringnebels im Sternbild Leier. (NASA / JPL-Caltech / ESA, the Hubble Heritage Team (STScI / AURA))

Das Astro-Bild der Woche zeigt eines der beliebtesten Beobachtungsobjekte von Amateurastronomen: den berühmten Ringnebel Messier 57 im Sternbild Lyra (Leier). Messier 57 oder kurz M57 ist von unserem Sonnensystem ungefähr 2.300 Lichtjahre entfernt, und man kann sagen, dass er sicherlich zu den Deepsky-Standardobjekten gehört. Deepsky bezeichnet alle Objekte, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden, also beispielsweise Sternentstehungsregionen, Kugelsternhaufen oder Galaxien.

Messier 57 ist das 57. Objekt im gleichnamigen Katalog des französischen Astronomen Charles Messier, doch die Entdeckung des Ringnebels geht auf den ebenfalls aus Frankreich stammenden Astronom Antoine Darquier, zurück, der das Objekt erstmals im Jahr 1779 beobachtete. Der Ringnebel liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Sternen hellen Sternen β Lyrae und γ Lyrae, weshalb er am Himmel vergleichsweise leicht zu finden ist, das notwendige Equipment vorausgesetzt. Für die gute visuelle Beobachtung reicht bereits ein Fernrohr oder Teleskop mit zehn Zentimetern Öffnung aus.

Bei dem Ringnebel handelt es sich um einen sogenannten planetarischen Nebel. Diese Bezeichnung ist irreführend, wird jedoch aus historischen Gründen immer noch verwendet. In den sehr einfachen Teleskopen der Astronomen im 17. und 18. Jahrhundert sahen diese Objekte wie winzige Planetenscheibchen aus, weshalb man sie zunächst für Planeten hielt. Erst später stellte man fest, dass planetarische Nebel keine Planeten sind, sondern das Endstadium im Leben eines sonnenähnlichen Sterns darstellen.

Oft wird der Tod eines Sterns mit einer gewaltigen und strahlend hellen Explosion assoziiert, einer Supernova. Das trifft aber nur auf massereiche Sterne zu. Weniger massereiche Sterne wie zum Beispiel die Sonne setzen ihrer Existenz auf nicht ganz so spektakuläre Weise ein Ende. Wenn ein solcher Stern seinen nuklearen Brennstoff im Kern aufgebraucht hat, setzen physikalische Prozesse ein, die ihn bis auf ein Vielfaches seiner ursprünglichen Größe anschwellen lassen: Er entwickelt sich in einen Roten Riesen. Nach und Nach stößt er seine äußersten Schichten ab und zurück bleibt der jetzt freiliegende, dichte Kern des Sterns – ein Weißer Zwerg.

Der Weiße Zwerg emittiert große Mengen ultravioletter Strahlung, welche die zuvor abgestoßenen Materiehüllen ionisiert und zum Leuchten anregt. Das ist es, was wir dann als planetarischen Nebel wahrnehmen. Die Materiehüllen expandieren mit hohen Geschwindigkeiten, so dass sie sich relativ schnell zerstreuen. “Schnell” bedeutet in diesem Fall ein paar tausend Jahre – in kosmischen Maßstäben betrachtet ein Augenblick.

Die obenstehende Aufnahme basiert auf Daten, die das Weltraumteleskop Hubble gesammelt hat. Sie zeigt den Ringnebel annähernd in seinen natürlichen Farben, wobei die Farbinformationen erst bei längeren Belichtungszeiten in den Vordergrund treten und sichtbar werden. Bei der visuellen Beobachtung durch ein Teleskop erscheint der Ringnebel dagegen gräulich.

Man erkennt einen geschichteten Aufbau des Nebels, der auf den einzelnen, abgestoßenen Materiehüllen beruht. Im Zentrum befindet sich der Weiße Zwerg, dessen Oberflächentemperatur im Bereich um 120.000 Grad Celsius liegt. In der Nähe dieses Zentralsterns zeigen Blautöne das Vorhandensein von sehr heißem Helium an. Nach außen schließt sich eine Hülle aus ionisiertem Sauerstoff an, hier in grünlichen Nuancen dargestellt. Als letztes folgen rötliche Nebelwolken, die auf die Präsenz von ionisiertem Stickstoff hinweisen. Die gesamte Struktur besitzt einen Durchmesser von knapp einem Lichtjahr – das entspricht grob einem Viertel der Entfernung zwischen unserer Sonne und dem nächsten Stern, Proxima Centauri (4,2 Lichtjahre).

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA14443.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Der Stern Altair
Bild 3: Die helle Radioquelle DR21
Bild 4: Der Komet Schwassmann-Wachmann I

(THK)

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