Antike und moderne Städte sind nicht so verschieden

Die grundlegenden organisatorischen Bestandteile moderner Städte waren bereits in antiken Siedlungen im Tal von Mexiko vorhanden. (Gabriel Garcia for the Santa Fe Institute)
Die grundlegenden organisatorischen Bestandteile moderner Städte waren bereits in antiken Siedlungen im Tal von Mexiko vorhanden. (Gabriel Garcia for the Santa Fe Institute)

Trotz erwähnenswerter Unterschiede im Erscheinungsbild und bei der Verwaltung funktionierten antike menschliche Siedlungen größtenteils ähnlich wie moderne Städte. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Wissenschaftlern des Santa Fe Institute und der University of Colorado in Boulder.

Vorherige Studien haben gezeigt, dass die Effizienz und Produktivität moderner Städte steigt, wenn sich deren Bevölkerungsanzahl erhöht. Die Bevölkerung einer Stadt wächst beispielsweise schneller als die urbane Infrastruktur und ihre Produktion von Gütern und Dienstleistungen entwickelt sich schneller als ihre Einwohnerzahl. Darüber hinaus zeigen diese Muster einen überraschenden Grad an mathematischer Regelmäßigkeit und Vorhersehbarkeit – ein Phänomen, das als „Urban Scaling“ bezeichnet wird. Aber war das immer der Fall?

Professor Luis Bettencourt vom Santa Fe Institute (SFI) untersucht die städtischen Dynamiken als leitender Wissenschaftler des Cities, Scaling and Sustainability Forschungsprogramms am SFI. Als er 2013 einen Vortrag über die Urban-Scaling-Theorie hielt, bemerkte Scott Ortman, dass die von Bettencourt beschriebenen Entwicklungen nicht auf moderne Städte beschränkt sind. Ortman war früher ein Omidyar Stipendiat am Santa Fe Institute und ist jetzt Assistenzprofessor am Department of Anthropology der CU Boulder. Ihr Gespräch regte ein Forschungsprojekt über die Auswirkungen der Stadtgröße im Verlauf der Geschichte an.

Um ihre Theorien zu überprüfen, untersuchte das Team archäologische Daten aus dem Tal von Mexiko (was jetzt Mexico City und die umgebenden Regionen ist). In den 1960er Jahren, bevor die Einwohnerzahl Mexico Citys explodierte, erforschten Wissenschaftler all seine alten Siedlungen, die eine Zeitspanne von 2.000 Jahren und vier Kulturepochen im Vorkontakt-Mesoamerika umfassen.

Mit diesen Daten analysierte das Forschungsteam die Dimensionen hunderter alter Tempel und tausender alter Häuser, um die Einwohnerzahlen und -dichten, die Größen und Baugeschwindigkeiten von Monumenten und Gebäuden und die Intensität des Gebrauchs abzuschätzen. Ihre Ergebnisse wurden diesen Monat im Open-Access-Journal Science Advances veröffentlicht und lassen darauf schließen, dass die antiken Siedlungen mit zunehmender Größe auch produktiver waren.

„Es war aufregend und unglaublich“, sagte Ortman. „Wir wurden aufgezogen mit dem Wissen, dass sich die moderne Welt dank des Kapitalismus, der Industrialisierung und der Demokratie radikal von den Welten der Vergangenheit unterscheidet. Was wir hier festgestellt haben ist, dass die grundsätzlichen Antriebsfaktoren der robusten sozioökonomischen Muster in modernen Städten all dem vorausgingen.“

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die allgemeinen Faktoren für Produktivität und Bevölkerungsdichte in menschlichen Gesellschaften viel tiefer reichen und alle mit den Herausforderungen und Möglichkeiten zu tun haben, menschliche soziale Netzwerke zu organisieren“, ergänzte Bettencourt.

Obwohl sie von den Ergebnissen begeistert sind, sehen die Forscher ihre Entdeckung nur als einen Schritt in einem langen Prozess. Das Team plant, Siedlungsmuster von antiken Stätten in Peru, China und Europa zu erforschen und die Faktoren zu untersuchen, die zum Entstehen, zum Wachstum oder zum Kollaps urbaner Systeme führen.

Quelle: http://www.santafe.edu/news/item/paper-modern-cities-ancient-cities/

(THK)

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