Astro-Bild der Woche: Asteroiden und Satelliten vor dem Kaulquappennebel

Der Kaulquappennebel, aufgenommen vom Wide-Field Infrared Survey Explorer (WISE). (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
Der Kaulquappennebel, aufgenommen vom Wide-Field Infrared Survey Explorer (WISE). (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Auf diesem Mosaikbild des Weltraumteleskops WISE ist der sogenannte Kaulquappennebel zu sehen, eine Sternentstehungsregion im Sternbild Auriga (Fuhrmann). Die Entfernung zwischen dem Kaulquappennebel und unserem Sonnensystem beträgt etwa 12.000 Lichtjahre – damit ist er fast neunmal weiter entfernt als der berühmte Orionnebel (circa 1.350 Lichtjahre).

Der Nebel trägt die Katalogbezeichnung IC 410. Seinen Spitznamen verdankt er den beiden länglichen, gelb leuchtenden Strukturen rechts von der Bildmitte, die an das Aussehen einer Kaulquappe erinnern. Bei diesen Gebilden handelt es sich um relativ dichte Gasströme in deren Spitzen höchstwahrscheinlich neue Sterne entstehen. Die beiden “kosmischen Kaulquappen” sind rund zehn Lichtjahre lang. Zum Vergleich: Die Distanz zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Fixsternsystem Alpha Centauri wird mit etwas mehr als vier Lichtjahren angegeben. Der Durchmesser des gesamten Kaulquappennebels beträgt ungefähr 100 Lichtjahre. Die gesamte Region wird durch die starken Sternwinde und die energiereiche, ultraviolette Strahlung junger, massereicher Sterne gestaltet, was letztendlich auch zur Bildung der kaulquappenähnlichen Gasstrukturen geführt hat: Während die weniger dichten Gaswolken in ihrer direkten Umgebung durch die Strahlung und die Sternwinde erodiert und zerstreut wurden, konnten die dichteren Filamente diesen Kräften länger standhalten.

Das Bild wurde aus 25 Einzelaufnahmen zusammengesetzt, die das Weltraumteleskop WISE (Wide-Field Infrared Survey Explorer) von der Region gemacht hatte. WISE beobachtete den Himmel in infraroten Wellenlängen und lieferte viele neue Erkenntnisse über verschiedene Aspekte der astronomischen Forschung – von der Entstehung und Entwicklung von Sternen in ihren dichten Gas- und Staubkokons bis hin zur Galaxienentwicklung. Mittlerweile sucht es unter dem Projektnamen NEOWISE nach erdnahen Kometen und Asteroiden.

Wie gut die Fähigkeiten des Infrarotteleskops bei der Entdeckung und Erforschung leuchtschwacher Asteroiden sind, zeigt sich auch auf dem Bild: Dank der vergleichsweise langen Belichtungszeit hat WISE zwei Asteroiden auf dem Mosaikbild verewigt, die ihre Spuren in Form grüner Punkte hinterlassen. Etwas einfacher sind sie auf der unten eingebundenen Bildversion zu sehen, auf der die Asteroiden in vergrößerten Kästchen hervorgehoben wurden. Der Asteroid, der den oberen Randbereich des Nebels zu durchfliegen scheint, heißt 1719 Jens. Er wurde bereits im Jahr 1950 entdeckt und umkreist unsere Sonne im Hauptasteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Für eine Umkreisung der Sonne benötigt der circa 19 Kilometer große Gesteinsbrocken 4,3 Jahre. Auf elf der 25 Einzelaufnahmen konnte der Asteroid als kleiner Punkt nachgewiesen werden. Ein anderer Asteroid bewegt sich oben links durch den von WISE beobachteten Himmelsausschnitt.

Die ovalen Markierungen auf dem Mosaikbild oben in der Mitte und unten rechts markieren die Spuren von zwei Satelliten. Die Satelliten befinden sich wesentlich näher an WISE als die Asteroiden und besitzen eine viel schnellere scheinbare Eigenbewegung vor dem Hintergrund. Sie hinterlassen daher keine Abfolge von einzelnen Punkten, sondern eine Strichspur.

Der Kaulquappennebel wie oben. Lediglich die Spuren der Asteroiden und Satelliten wurden hervorgehoben. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)
Der Kaulquappennebel wie oben. Lediglich die Spuren der Asteroiden und Satelliten wurden hervorgehoben. (NASA / JPL-Caltech / UCLA)

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13110.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die innere Region des Galaxienhaufens Abell 1689
Bild 2: Gas in der Umgebung des Sterns IRAS 21078+5211
Bild 3: Die Plejaden in Infrarot

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*