Astro-Bild der Woche: Die Dunkelwolke Lupus 4

Diese Aufnahme der Dunkelwolke Lupus 4 wurde aus Daten des Digitized Sky Survey 2 erstellt. (ESO / Digitized Sky Survey 2)
Diese Aufnahme der Dunkelwolke Lupus 4 wurde aus Daten des Digitized Sky Survey 2 erstellt. (ESO / Digitized Sky Survey 2)

Bedrohlich wirkende Objekte im Weltraum, die sogar das Licht der Sterne hinter ihnen verschlucken – Dunkelwolken üben eine ganz besondere Faszination auf Astronomen und Hobbysterngucker aus. Bei diesem Exemplar handelt es sich um die Dunkelwolke Lupus 4, die sich ungefähr 400 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt befindet. Sie liegt im Grenzgebiet der beiden Sternbilder Lupus (Wolf) und Norma (Winkelmaß).

Dunkelwolken heben sich als unregelmäßig geformte Silhouetten vor einem hellen Hintergrund ab. Der helle Hintergrund kann etwa aus vielen hellen Sternen bestehen, deren Licht von der Dunkelwolke stark abgeschwächt oder komplett verschluckt wird. Besonders eindrucksvoll ist es aber, wenn dichte Dunkelwolken aus Gas und Staub das Licht von dahinter liegenden Reflexions- oder Emissionsnebeln abschwächen und dadurch erhabene Strukturen bilden. Der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion ist wohl das berühmteste Beispiel eines solchen Zusammenwirkens aus Licht und Dunkelheit.

Lupus 4 gehört zu einer Sternassoziation, die unter dem Namen Scorpius-Centaurus-Assoziation bekannt ist. Sternassoziationen sind eine besondere Form offener Sternhaufen, bei der die beteiligten Sterne nicht so stark gravitativ aneinander gebunden sind, wie in klassischen Sternhaufen. Die Scorpius-Centaurus-Assoziation und die mit ihr zusammenhängenden Dunkelwolken sind das der Erde am nächsten gelegene Objekt dieser Art und damit ein bevorzugtes Beobachtungsobjekt für Astronomen und Astrophysiker.

Im Innern der Dunkelwolken entstehen neue Sterne in dichteren Taschen aus Gas und Staub, Globulen genannt. Wissenschaftler, die die Entstehungs- und Entwicklungsprozesse junger Sterne erforschen, finden hier viele interessante Objekte für ihre Studien. Dabei liegt das Augenmerk auch auf sogenannten T-Tauri-Sternen, die in derartigen Umgebungen oft anzutreffen sind. T-Tauri-Sterne sind Sterne in den ersten Stadien ihrer Existenz. Sie neigen zu starken Ausbrüchen, weil in ihrem Innern noch keine stabilen Fusionsreaktionen stattfinden und sie den Zustand des hydrostatischen Gleichgewichts noch nicht erreicht haben. Ihre Hauptenergiequelle ist die Hitze, die sie aufgrund ihrer gravitativen Eigenkontraktion erzeugen.

Im Innern von Lupus 4 konnten bisher nur vergleichsweise wenig T-Tauri-Sterne beobachtet werden. Das deutet darauf hin, dass die Dunkelwolke nicht so alt ist wie die benachbarte Dunkelwolke Lupus 3, in der eine höhere Anzahl solcher Sterne registriert wurde. Dennoch dürfte Lupus 4 in der Lage sein, viele Sterne hervorzubringen. Die genauen Schätzungen erweisen sich jedoch als schwierig, weil die Masse der vorhandenen Gas- und Staubwolken bislang nicht exakt bestimmt werden konnte. Die Werte schwanken zwischen 250 und 1.600 Sonnenmassen, abhängig von der verwendeten Messmethode und den genutzten Daten.

Das Bild basiert auf Daten des Digitized Sky Survey 2, einem Himmelsdurchmusterungsprojekt mit Beteiligung der Europäischen Südsternwarte (ESO). Sie zeigt die Dunkelwolke Lupus 4 und deren Umgebung in optischen und infraroten Wellenlängen. Das Blickfeld beträgt etwa 120 * 120 Bogenminuten – die Kantenlänge entspricht damit ungefähr dem vierfachen scheinbaren Durchmesser des Vollmonds.

Eine größere Version der Aufnahme (28MB) gibt es unter:
http://cdn.eso.org/images/large/eso1427c.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Weitfeldaufnahme von NGC 6520 und Barnard 86
Bild 2: Weitfeldaufnahme von NGC 1929
Bild 4: wird nächste Woche zum Astro-Bild der Woche

(THK)

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