Nach seinem Start im Jahr 2009 beobachtete das NASA-Weltraumteleskop NEOWISE während seiner WISE/NEOWISE-Mission 163 Kometen. Diese Stichprobe des Weltraumteleskops stellt den bislang größten Infrarot-Survey über Kometen dar. Daten des Surveys geben neue Einblicke in den Staub, in die Größen der Kometenkerne und in die Produktionsraten von schwer beobachtbaren Gasen wie Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonoxid. Ergebnisse des NEOWISE-Kometenzensus wurden kürzlich im Astrophysical Journal veröffentlicht.
Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2) sind häufig vorkommende Moleküle in der Umgebung des frühen Sonnensystems und in Kometen. In den meisten Fällen wird die Aktivität von Kometen wahrscheinlich durch die Sublimation von Wassereis angefacht, wenn die Kometen in Sonnennähe gelangen. Aber in größeren Entfernungen und bei kühleren Temperaturen könnten häufige Moleküle wie CO und CO2 die Hauptursache sein. Im Weltraum sind Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonoxid nur schwer von der Erde aus nachweisbar, weil ihre Häufigkeit in der Erdatmosphäre das Signal überdeckt. Das Weltraumteleskop NEOWISE schwebt hoch über der Erdatmosphäre und macht die Messungen der Gasemissionen eines Kometen möglich.
“Dies ist das erste Mal, dass wir einen so deutlichen statistischen Beleg für Kohlenstoffmonoxid als kometares Gas in größerer Entfernung von der Sonne gesehen haben”, sagte James Bauer, der stellvertretende Leiter der NEOWISE-Mission vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien) und Autor einer Abhandlung über das Thema. “Die Emission von hauptsächlich Kohlenstoffmonoxid jenseits einer Entfernung von vier Astronomischen Einheiten (die vierfache Distanz zwischen Sonne und Erde oder ca. 600 Millionen Kilometer) zeigt uns, dass Kometen einen Großteil der Gase bei ihrer Entstehung gespeichert und über Milliarden Jahre bewahrt haben könnten. Die meisten Kometen, die jenseits von vier Astronomischen Einheiten als aktiv beobachtetet wurden, sind langperiodische Kometen. Das sind Kometen mit Umlaufperioden von 200 Jahren oder mehr, die die meiste Zeit jenseits der Umlaufbahn des Neptun verbringen.”
Obwohl die Menge an Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid relativ mit dem ausgestoßenen Staub zunimmt, wenn sich ein Komet der Sonne nähert, nimmt der Anteil dieser Gase verglichen mit anderen flüchtigen Gasen ab. “Wenn sie sich der Sonne nähern, scheinen diese Kometen eine gewaltige Menge Kohlenstoffdioxid zu produzieren”, sagte Bauer. “Der von NEOWISE beobachtete Durchschnittskomet würde genug Kohlenstoffdioxid ausstoßen, um die Sprudelkraft für tausende Getränkedosen pro Sekunde zu liefern.”
Die Preprint-Version der Abhandlung ist auf arxiv.org verfügbar.
Die NEOWISE-Mission sucht mit dem Weltraumteleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) nach erdnahen Objekten. Das NEOWISE-Projekt wird von der Planetary Science Division der NASA finanziert und nutzt Bilder des Weltraumteleskops, um nach Asteroiden und Kometen zu suchen. Dafür liefert es eine umfassende Datenquelle über Objekte im Sonnensystem bei infraroten Wellenlängen. Diese Messungen umfassen Emissionslinien, die direkt von der Erdoberfläche aus schwer oder unmöglich nachzuweisen sind.
Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=4776
(THK)
Antworten