Dawn liefert die ersten Aufnahmen von Ceres aus ihrem niedrigsten Orbit

Die Region um die Kraterkette Gerber Catena auf dem Zwergplaneten Ceres, aufgenommen von der Raumsonde Dawn. (NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)
Die Region um die Kraterkette Gerber Catena auf dem Zwergplaneten Ceres, aufgenommen von der Raumsonde Dawn. (NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)

Die NASA-Raumsonde Dawn, die sich in ihrer niedrigsten Umlaufbahn um den Zwergplaneten Ceres befindet, hat die ersten Bilder von ihrem besten Beobachtungsstandort geliefert. Die neuen Bilder zeigen Details der von Kratern übersäten und zerklüfteten Oberfläche. Zwei Bilder sind auch als 3D-Versionen verfügbar.

Dawn machte diese Aufnahmen der südlichem Hemisphäre von Ceres am 10. Dezember 2015 aus einer Höhe von ungefähr 385 Kilometern, was der bis dato geringsten Orbitalhöhe entspricht. Dawn wird für den Rest ihrer Mission und bis auf unbestimmte Zeit danach in dieser Höhe bleiben. Die Auflösung der neuen Bilder beträgt etwa 35 Meter pro Pixel.

Zu den erstaunlichen Ansichten gehört eine Kraterkette namens Gerber Catena, die genau westlich des großen Kraters Urvara liegt. Mulden kommen auf größeren planetaren Himmelskörpern oft vor und werden durch Kontraktion, Einschlagbelastungen oder die Belastung der Kruste durch schwere Berge verursacht – Olympus Mons auf dem Mars ist ein Beispiel dafür.

Die Bruchstrukturen, die auf der gesamten Oberfläche von Ceres zu finden sind, lassen darauf schließen, dass dort ähnliche Prozesse stattgefunden haben könnten – trotz seiner geringeren Größe (der durchschnittliche Durchmesser von Ceres beträgt circa 940 Kilometer). Viele der Mulden und Furchen auf Ceres entstanden wahrscheinlich in Folge von Einschlägen, aber manche scheinen tektonischer Natur zu sein und spiegeln innere Belastungen wider, die die Kruste aufgebrochen haben.

“Warum sie so ausgeprägt sind, ist noch nicht verstanden, aber sie hängen vermutlich mit der komplexen Krustenstruktur von Ceres zusammen”, sagte Paul Schenk, ein Mitglied des Dawn-Wissenschaftsteams vom Lunar and Planetary Institute in Houston (Texas).

Die Aufnahmen wurden als Teil eines Tests der Ersatz-Framing-Kamera an Bord von Dawn gemacht. Die primäre Framing-Kamera, die im Grunde genommen identisch ist, begann ihre Aufnahmekampagne in der geringsten Umlaufhöhe am 16. Dezember 2015. Beide Kameras funktionieren normal.

Dawns andere Instrumente begannen in diesem Monat ebenfalls ihre intensive Beobachtungskampagnen. Das Visible and Infrared Mapping Spectrometer wird bei der Identifizierung von Mineralen behilflich sein, indem es untersucht, wie verschiedene Wellenlängen von der Ceresoberfläche reflektiert werden. Der Gamma Ray and Neutron Detector ist auch aktiv. Er misst die Energien und Anzahl von Gammastrahlen und Neutronen – zwei Komponenten der Kernstrahlung – und wird Wissenschaftlern helfen, die Häufigkeit einiger Elemente auf Ceres zu bestimmen.

Anfang Dezember enthüllte das Dawn-Wissenschaftsteam, dass das helle Material, welches in so auffälligen Kratern wie Occator beobachtet wird, mit Salz übereinstimmt. Die Forscher vermuten, dass dort ein Magnesiumsulfattyp namens Hexahydrit vorhanden sein könnte. Eine andere Forschergruppe stellte fest, dass Ceres auch ammoniakreichen Ton enthält. Weil Ammoniak im äußeren Sonnensystem häufig vorkommt, deutet dieser Fund darauf hin, dass Ceres in der Nähe von Neptun entstanden sein könnte und dann nach innen migrierte. Oder der Zwergplanet bildete sich an seinem aktuellen Ort mit Material, das aus dem äußeren Sonnensystem nach innen migrierte.

“Wenn wir die am besten aufgelösten Daten von Ceres erhalten, werden wir die Untersuchung unserer Hypothesen fortsetzen und sogar noch weitere Überraschungen über diese rätselhafte Welt aufdecken”, sagte Chris Russell, der leitende Wissenschaftler der Dawn-Mission von der University of California in Los Angeles (UCLA).

3D-Ansicht einer Region in der südlichen Hemisphäre von Ceres. Den besten 3D-Effekt erzielt man mit einer rot/blauen 3D-Brille. (NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)
3D-Ansicht einer Region in der südlichen Hemisphäre von Ceres. Den besten 3D-Effekt erzielt man mit einer rot/blauen 3D-Brille. (NASA / JPL-Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)

Dawn ist die erste Mission, die einen Zwergplaneten besucht, und die erste Mission außerhalb des Erde-Mond-Systems, die zwei verschiedene Ziele im Sonnensystem umkreiste. Zwischen 2011 und 2012 umkreiste Dawn 14 Monate lang den Riesenasteroiden Vesta und erreichte am 6. März 2015 den Zwergplaneten Ceres.

Die Dawn-Mission wird vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) für das Science Mission Directorate der NASA in Washington betrieben. Dawn ist ein Projekt des Discovery Program, das vom Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville (Alabama) geleitet wird. Die UCLA ist verantwortlich für sämtliche wissenschaftlichen Belange der Mission. Orbital ATK, Inc. in Dulles (Virginia) entwickelte und konstruierte die Raumsonde. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, die Italian Space Agency und das Italian National Astrophysical Institute sind internationale Partner des Missionsteams.

Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?feature=4802

 

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(THK)

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