Bildveröffentlichung / Herschel: Vulpecula OB1 – Der Fuchs und die Riesensterne

Infrarotaufnahme der OB-Assoziation Vulpecula OB1. (ESA / Herschel / PACS, SPIRE / Hi-GAL Project)
Infrarotaufnahme der OB-Assoziation Vulpecula OB1. (ESA / Herschel / PACS, SPIRE / Hi-GAL Project)

Neue Sterne sind das Lebenselixier unserer Galaxie, und es gibt genug Materie, um die nächsten Millionen Jahre lang Sterne zu produzieren, wie dieses Infrarotbild des Weltraumteleskops Herschel offenbart. Die Region auf diesem Bild liegt ungefähr 8.000 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Vulpecula (Fuchs) und ist unter der Bezeichnung Vulpecula OB1 bekannt. Es ist eine “Sternassoziation”, in der einige wahrhaft gigantische Sterne der Typen O und B geboren werden. Sterne der Typen O und B sind die größten Sterne, die entstehen können.

Die Riesensterne im Herzen von Vulpecula OB1 gehören zu den größten in der Galaxie. Sie enthalten Dutzende Sonnenmassen, und sie sind – astronomisch gesprochen – kurzlebig, weil sie ihren Brennstoff so schnell verbrauchen. Bei einem geschätzten Alter von zwei Millionen Jahren haben sie eine lange Zeit ihres Lebens bereits hinter sich. Wenn ihnen der Brennstoff ausgeht, werden sie kollabieren und als Supernovae explodieren. Die Schockwellen, welche infolge der Supernova-Explosionen die umgebenden Gaswolken durchlaufen werden, werden die Geburt weiterer Sterne einleiten, und der Kreislauf beginnt von vorn.

O-Sterne sind mindestens 16 Mal massereicher als die Sonne und können gut mehr als 100 Mal massereicher werden. Sie sind zwischen 30.000 und 1.000.000 Mal heller als die Sonne, aber sie leben nur wenige Millionen Jahre, bevor sie explodieren. B-Sterne sind zwischen zwei und 16 Mal massereicher als die Sonne, und ihre Leuchtkraft entspricht dem 25-30.000-fachen der Sonnenleuchtkraft.

OB-Assoziationen sind Regionen mit Ansammlungen von Sternen der Typen O und B. Weil OB-Sterne so eine kurze Lebenszeit haben, spricht der Fund einer großen Anzahl von ihnen dafür, dass die Region ein Ort intensiver Sternentstehungsprozesse ist. Das umfasst auch viele kleinere Sterne, die deutlich länger existieren werden.

Die großen Mengen ultravioletten Lichts und anderer Strahlung, die von diesen Sternen emittiert werden, komprimieren die umgebende Wolke und lassen nahe Gebiete aus Gas und Staub zu weiteren neuen Sternen kollabieren. Im Verlauf der Zeit wird dieser Prozess sich durch die Wolke “fressen” und einen Teil des Rohmaterials in leuchtende, neue Sterne umwandeln.

Das Bild wurde als Teil von Herschels Hi-GAL Key Project gemacht. Dabei werden die Instrumente des Infrarotweltraumteleskops genutzt, um die gesamte galaktische Ebene in fünf unterschiedlichen Infrarotwellenlängen abzubilden. Diese Wellenlängen enthüllen kalte Materie, deren Temperatur zwischen -220 und -260 Grad Celsius liegt. Nichts davon kann in gewöhnlichen optischen Wellenlängen beobachtet werden, aber diese Infrarotansicht zeigt Astronomen eine überraschende Fülle an Strukturen im Innern der Wolke.

Das Überraschende ist, dass der Hi-GAL Survey ein “Spinnennetz” aus Filamenten offenbart hat, das sich durch die Sternentstehungsregionen in unserer Galaxie zieht. Ein Teil dieses ausgedehnten Netzwerks ist auf diesem Bild als filigranes Gewebe aus roten und orangefarbenen Fäden erkennbar. In optischen Wellenlängen steht die OB-Assoziation mit einem Sternhaufen in Zusammenhang, der als NGC 6823 katalogisiert ist. Er wurde im Jahr 1785 von William Herschel entdeckt und enthält 50-100 Sterne. Ein Nebel, der sichtbares Licht emittiert, katalogisiert als NGC 6820, ist ebenfalls Bestandteil dieser vielfältigen Sternentstehungsregion.

Herschel ist eine Mission der European Space Agency (ESA), deren wissenschaftliche Instrumente von einem Konsortium europäische Institute mit wichtigen Beiträgen der NASA bereitgestellt wurden. Obwohl das Observatorium im April 2013 seine wissenschaftlichen Beobachtungen einstellte, nachdem ihm erwartungsgemäß das Kühlmittel ausging, analysieren Wissenschaftler weiterhin seine Daten. Das Herschel Project Office der NASA hat seinen Sitz am Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Pasadena (Kalifornien). Das JPL steuerte unverzichtbare Technologien für zwei der drei wissenschaftlichen Instrumente Herschels bei. Das Herschel Science Center der NASA gehört zum Infrared Processing and Analysis Center am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena und unterstützt die astronomische Gemeinschaft. Das Caltech betreibt das JPL für die NASA.

Quelle: https://www.nasa.gov/image-feature/jpl/pia13500/the-little-fox-and-the-giant-stars

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*