Merkur könnte auch heute noch tektonisch aktiv sein

Merkur auf einer Falschfarbenaufnahme. (NASA / JHUAPL / Carnegie Institution of Washington / USGS / Arizona State University)
Merkur auf einer Falschfarbenaufnahme. (NASA / JHUAPL / Carnegie Institution of Washington / USGS / Arizona State University)

Er ist klein, er ist heiß, und er schrumpft: Eine neue von der NASA finanzierte Studie spricht dafür, dass Merkur auch heute noch kontrahiert und sich als tektonisch aktiver Planet zur Erde gesellt.

Bilder der NASA-Raumsonde MESSENGER (MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry and Ranging) offenbaren bislang unentdeckte kleine Steilhänge – kliffähnliche Formationen, die an Treppenstufen erinnern. Diese Steilhänge sind klein genug, um Wissenschaftler vermuten zu lassen, dass sie geologisch jung sind. Das würde bedeuten, dass Merkur immer noch kontrahiert und die Erde nicht der einzige tektonisch aktive Planet im Sonnensystem ist wie bisher angenommen. Die Ergebnisse werden in einer Abhandlung in der Oktober-Ausgabe von Nature Geoscience beschrieben.

“Das junge Alter der kleinen Steilhänge bedeutet, dass sich Merkur als tektonisch aktiver Planet zur Erde gesellt. Wahrscheinlich bilden sich heute neue Brüche, weil sich das Innere von Merkur weiterhin abkühlt und der Planet dadurch kontrahiert”, sagte der Hauptautor Tom Watters, Seniorwissenschaftler am National Air and Space Museum in Washington, D.C.

Mitte der 1970er Jahre wurden bei den Vorbeiflügen von Mariner 10 große Steilhänge entdeckt und von MESSENGER bestätigt. MESSENGER stellte fest, dass der sonnennächste Planet geschrumpft war. Die großen Steilhänge entstanden, als das Innere Merkurs abkühlte und den Planeten kontrahieren ließ. Dadurch brach die Kruste und schob sich entlang von Brüchen nach oben, was hunderte Kilometer lange Kliffe zur Folge hatte. Manche von ihnen sind mehr als 2,5 Kilometer hoch.

In den vergangenen 18 Monaten der MESSENGER-Mission wurde die Höhe der Raumsonde verringert, was Bilder der Merkuroberfläche in viel besserer Auflösung erlaubte. Diese Aufnahmen aus geringer Höhe offenbarten kleine Steilhänge, die mehrere Größenordnungen kleiner als die großen Steilhänge sind. Forscher meinen, dass die kleinen Steilhänge sehr jung sein mussten, um das anhaltende Bombardement von Meteoroiden und Kometen zu überstehen. Was ihre Größe angeht, sind sie mit kleinen Steilhängen auf dem Mond vergleichbar, die darauf hindeuten, dass der Erdmond ebenfalls schrumpft.

Diese aktive Bruchbildung stimmt mit Merkurs immer noch heißem äußeren Kern überein, sowie mit der kürzlichen Entdeckung, laut der Merkurs globales Magnetfeld über Milliarden Jahre existierte. Esist wahrscheinlich, dass der kleinste der terrestrischen Planeten auch Merkurbeben erfährt – etwas, das eines Tages vielleicht mit Seismometern bestätigt werden könnte.

“Darum forschen wir”, sagte der NASA Planetary Science Director Jim Green am Hauptquartier in Washington, D.C. “Jahrelang dachten Wissenschaftler, dass Merkurs tektonische Aktivität in der fernen Vergangenheit lag. Es ist spannend in Betracht zu ziehen, dass dieser kleine Planet, der nicht viel größer als der Erdmond ist, sogar heute noch aktiv ist.”

Die vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University in Laurel (Maryland) betriebene MESSENGER-Sonde startete am 3. August 2004 und begann mit der Umkreisung Merkurs am 18. März 2011. Die Mission endete am 30. April 2015 mit einem geplanten Aufschlag auf der Merkuroberfläche.

Quelle: https://www.nasa.gov/feature/the-incredible-shrinking-mercury-is-active-after-all

(THK)

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