Der Mond und Saturn vom 4. Juli 2017

Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)
Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)

Schleierwolken und störender Dunst sind keine gern gesehenen Gäste bei astronomischen Beobachtungen, aber manchmal muss man auch ungebetene Gäste freundlich begrüßen. Gestern Abend war eigentlich ein neues Mond-Mosaik geplant. Leichter, gleichmäßiger Dunst kann dafür durchaus von Vorteil sein, weil er die Wärmeleitfähigkeit der Atmosphäre verändert und Turbulenzen zwischen verschiedenen Luftschichten reduzieren kann. Aber gestern Abend war es ein bisschen zu viel des Guten.

Und die Schleierwolken taten ihr Übriges: Die passende Belichtungszeit schwankte so sehr, dass große Helligkeitsunterschiede während der Aufnahme entstanden und die Bilder teilweise stark über- oder unterbelichtet waren. Kurzerhand habe ich das geplante Mosaik verworfen und versucht, zumindest ein paar Regionen nahe der Tag-Nacht-Grenze einigermaßen gut abzulichten.

Das nebenstehende Bild (hier auf Flickr) zeigt ein bekanntes Gebiet auf der Südhalbkugel des Mondes. Der markante Krater ein Stück rechts von der Bildmitte ist Tycho, einer der bekanntesten Krater auf dem Mond. Er ist mit einem Durchmesser von etwa 86 Kilometern vergleichsweise klein, besitzt dafür aber ein helles Strahlensystem, das sich über Hunderte Kilometer weit über die Mondoberfläche erstreckt und schon mit dem bloßem Auge beobachtet werden kann. Sein ausgeprägter Zentralberg ist rund 1,5 Kilometer hoch.

Südlich von Tycho befindet sich der ebenfalls sehr auffällige Krater Clavius, der mit 225 Kilometern Durchmesser deutlich größer ist. In seinem Inneren liegen mehrere kleinere Krater halbkreisförmig angeordnet. Bei einer günstigen Mondphase, wenn die Region in relativ flachen Winkeln vom Sonnenlicht angestrahlt wird (so wie gestern Abend), sind an der Kraterformation faszinierende Licht- und Schattenspiele zu beobachten.

Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)
Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)

Oben: Die Region um den Krater Copernicus (ein Stück oberhalb der Bildmitte) ist bei dieser Mondphase auch ein lohnenswertes Beobachtungsziel. Copernicus hat einen Durchmesser von ungefähr 93 Kilometern und ist bekannt für seine ausgedehnten Ejektafelder. Dabei handelt es sich um Mondmaterial, das bei dem Einschlag zunächst fortgeschleudert wurde und später – zum Teil mehrere Hundert Kilometer entfernt – wieder zu Boden fiel. Auf dem Bild (hier auf Flickr) sind die terrassenförmigen Wälle des Kraters gut erkennbar, ebenso wie seine drei 1,2 Kilometer hohen Zentralberge.

Nordwestlich von Copernicus sind die “Mond-Karpaten” zu finden. Die Montes Carpatus, wie sie offiziell heißen, sind ein bis zu 2,4 Kilometer hoher Gebirgszug, der mit 280 Kilometern Länge und 60 Kilometern Breite aber relativ klein ist – verglichen mit anderen Gebirgen wie beispielsweise den Montes Apenninus, deren südlichen Ausläufer man oben rechts sehen kann.

Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)
Mond vom 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)

Oben: Dieses Gebiet dürfte zu den am meisten beobachteten und fotografierten Regionen auf dem Mond gehören. Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Oberflächenstrukturen ist es sehr beliebt und bietet eine ganze Menge Formationen, an denen der Blick des Betrachters hängen bleiben kann. Ganz im Westen liegt zum Beispiel die halbkreisförmige Formation Sinus Iridum. In einer früheren Mondphase, wenn sich der flache Boden bereits vollständig im Schatten befindet, ragen ihre begrenzenden Wälle noch bis ins Sonnenlicht und werden hell erleuchtet – ein Phänomen, das als Goldener Henkel bezeichnet wird.

Im Norden erkennt man den etwa 100 Kilometer großen Krater Plato und rechts daneben die “Mond-Alpen” (Montes Alpes) mit dem Alpental (Vallis Alpes). Das Alpental wird gerne als Anhaltspunkt für den Grad der Luftunruhe herangezogen: In seinem Inneren verläuft eine wenige Hundert Meter breite Rille, die ab einem gewissen Öffnungsdurchmesser der Optik bei ruhiger Luft beobachtet werden kann. Bei unruhiger Luft verschwimmt sie vor dem Hintergrund und ist kaum zu sehen.

Von Norden nach Süden beziehungsweise Südwesten verlaufen der Mond-Kaukasus (Montes Caucasus, oben) und die bereits erwähnten Mond-Apenninen (Montes Apenninus, Mitte und unten). Letztere gehören mit einer Ausdehnung von circa 953 Kilometern Länge und 100 Kilometern Breite zu den größten Gebirgszügen auf dem Mond. Sinus Iridum, die Montes Alpes und die anderen Gebirge umgeben eine weite, dunkle Ebene namens Mare Imbrium, das sogenannte “Meer des Regens”, wie es auf Latein heißt. Die flache, dunkle Ebene im rechten Teil des Bildes ist das Mare Serenitatis, zu Deutsch “Meer der Heiterkeit”. Zum Bild auf Flickr.

Alle Bilder wurden mit einem kleinen Maksutov-Teleskop gemacht, das über 1.250 Millimeter Brennweite verfügt und am Mond und an den Planeten schon einige Details sichtbar werden lässt. Die Bilder sind das Ergebnis eines Stackings von jeweils knapp 2.000 Video-Einzelframes und wurden ungefähr so bearbeitet, wie hier im Tutorial für Mondfotografie mit einer Planetenkamera beschrieben.

Zum Abschluss gibt es noch ein Bild des majestätischen Saturn, dem “Herrn der Ringe”. Obwohl er recht nah am Horizont stand, wo die Luftunruhe erwartungsgemäß stärker ist, ist die Bildqualität überraschend gut. Die Cassini-Teilung im Ringsystem ist deutlich erkennbar. Zum Bild auf Flickr.

Saturn am 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)
Saturn am 4. Juli 2017. (Credit: astropage.eu)

(THK)

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