
Das Montreal-Protokoll wurde gefeiert, weil es den Ausstoß chlorbasierter Substanzen kontrolliert, welche über der Antarktis ein großes Loch in der Ozonschicht verursachten. Aber eine neue Forschungsarbeit von britischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern spricht dafür, dass eine von dem internationalen Vertrag nicht kontrollierte Substanz ein potenzielles Risiko für die schützende Ozonschicht der Erde darstellt.
Die Substanz wird als Dichlormethan bezeichnet und ist ein chlorbasiertes industrielles Lösungsmittel, dessen Konzentrationen in der Atmosphäre im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts rasch anstiegen. In einer am 27. Juni 2017 im Journal Nature Communications veröffentlichten Studie berichten die Wissenschaftler, dass Dichlormethan einige Verdienste des Montreal-Protokolls verschieben und die Erholung der Ozonschicht verzögern könnte, wenn seine Konzentrationen weiterhin ansteigen.
„Die anhand unserer Messungen beobachteten Steigerungen der Dichlormethan-Konzentration sind bemerkenswert und unerwartet“, sagte Steve Montzka von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), einer der Co-Autoren der Studie. „Die Konzentrationen sanken in den späten 1990er Jahren langsam ab, aber kehrten sich um und haben sich seit den frühen 2000er Jahren verdoppelt.“
Im Gegensatz zu Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und ähnlich langlebigen Gasen, die für den Großteil des Ozonabbaus verantwortlich sind, besitzt Dichlormethan eine kurze Lebenszeit und wird nicht vom Montreal-Protokoll kontrolliert.
Der rasche Anstieg der Dichlormethan-Konzentration wurde durch atmosphärische Langzeitmessungen der NOAA an Orten rund um den Globus angezeigt. Wissenschaftler führten Computersimulationen durch, um die Auswirkungen des Dichlormethan-Anstiegs auf die heutige Ozonschicht zu bestimmen und wie sich der Einfluss in Zukunft verändern könnte.
„Obwohl der Ozonabbau durch Dichlormethan momentan recht gering ist, ist unklar, wie sich die atmosphärischen Konzentrationen dieses Gases in Zukunft verändern werden“, sagte der Hauptautor Ryan Hossaini vom Lancaster Environment Center an der University of Lancaster. „Wir sollten aufmerksam gegenüber der wachsenden Bedrohung für das stratosphärische Ozon durch Dichlormethan und ähnliche Substanzen sein, die nicht vom Montreal-Protokoll kontrolliert werden.“
Weitere Informationen:
Pressemeldung der University of Lancaster:
http://www.lancaster.ac.uk/news/articles/2017/ozone-recovery-may-be-delayed-by-unregulated-chemicals/
Abhandlung:
„The increasing threat to stratospheric ozone from dichloromethane“ in Nature Communications
(THK)
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