Neue Erkenntnisse zur Sprungfähigkeit unserer frühen Vorfahren

Dieser winzige fossile Knöchel gehörte zu einem der frühesten Mitglieder des Stammbaums der Primaten. (Credit: Photo by Douglas Boyer, Duke University)
Dieser winzige fossile Knöchel gehörte zu einem der frühesten Mitglieder des Stammbaums der Primaten. (Credit: Photo by Douglas Boyer, Duke University)

Ein 52 Millionen Jahre alter versteinerter Knöchel lässt darauf schließen, dass unsere Vorfahren erfolgreiche Akrobaten waren. Diese ersten Primaten verbrachten die meiste Zeit auf Bäumen anstatt auf dem Boden, aber wie geschickt sie sich in den Baumwipfeln wirklich bewegt haben, war Gegenstand kontroverser Debatten.

Jahrelang vermuteten Wissenschaftler, dass die Vorfahren der heutigen Menschen, Menschenaffen, Lemuren und Affen relativ langsame und bedächtige Tiere waren, die ihre Greifhände und -füße nutzten, um kleine Zweige und Äste zu umklammern und nach Insekten abzusuchen oder Blumen und Früchte zu finden. Aber eine Fossilstudie, die im Oktober 2017 im Journal of Human Evolution veröffentlicht wurde, spricht dafür, dass die ersten Primaten Meister darin waren, durch die Bäume zu springen.

Paläontologen legten in einer Mine im Südosten Frankreichs den gut 0,6 Zentimeter langen Knochen frei, den unteren Teil des Sprunggelenks. Das Fossil passte am besten zu einem backenhörnchengroßen Tier, das als Donrussellia provincialis bezeichnet wird. Bis dato nur anhand von Kiefern und Zähnen bekannt, wird Donrussellia für eines der frühesten Mitglieder des Primaten-Stammbaums gehalten, und zwar auf dem Ast, der zu den Lemuren, Loris und Galagos führte.

Der Assistenzprofessor Doug Boyer von der Duke University und seine Kollegen untersuchten Scans von Donrussellias Knöchel und verglichen ihn mit anderen Tieren. Dabei verwendeten sie Computeralgorithmen, um die dreidimensionale Form jedes winzigen Knochens digital zu analysieren. Sie waren überrascht, als sie feststellten, dass Donrussellias Knöchel nicht jenen von anderen Primaten glich. Stattdessen ähnelte er den Knöcheln von Spitzhörnchen und anderen Nichtprimaten.

Die Analysen des Teams deuten auch darauf hin, dass das Tier sich nicht nur an kleinen Ästen entlang hangelte. Stattdessen könnte es in der Lage gewesen sein, sich springend zwischen den Ästen fortzubewegen und seine Greiffüße zu nutzen, um sich bei der Landung festzuhalten. Die Wissenschaftler sagen, dass die ersten Primaten im Gegensatz zur Ansicht vieler Forscher zuerst ihre akrobatischen Sprungfähigkeiten entwickelt haben könnten. Die anatomischen Veränderungen, die ihnen erlaubten, schmale Äste zu umklammern und sich von Baum zu Baum zu hangeln, kamen demnach erst später.

„Von Baum zu Baum springen zu können, könnte wichtig gewesen sein – insbesondere dann, wenn es am Boden lauernde Raubtiere gab, die darauf warteten, sie zu fressen“, sagte Boyer.

Andere Autoren waren Séverine Toussaint von der Université Paris Diderot-Paris 7 und Marc Godinot der École Pratique des Hautes Études in Paris. Diese Forschungsarbeit wurde von der Duke University und der National Science Foundation (BCS 1317525, BCS 1440742, BCS 1552848) unterstützt.

Quelle

(THK)

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