
Eine Exkursion nach Namibia zur Untersuchung vulkanischer Gesteine führte zu einer unerwarteten Entdeckung, die von den Geologen Graham Andrews und Sarah Brown von der West Virginia University gemacht wurde. Als sie das Wüstenland im Süden Afrikas erforschten, stolperten sie über eine besondere Landformation – eine flache Wüste, die mit hunderten langer, steiler Hügel übersät ist. Sie erkannten schnell, dass die unebene Landschaft von Drumlins gestaltet wurde. Drumlins sind ein Hügeltyp, der oft an Orten zu finden ist, die einst von Gletschern bedeckt waren. Das ist eine ungewöhnliche Eigenschaft bei Wüstenlandschaften.
„Wir erkannten schnell, was wir sahen, weil wir beide in Gegenden aufwuchsen, die einst von Gletschern bedeckt waren – ich in Nordirland und Sarah im Norden Illinois“, sagte Andrews, ein Assistenzprofessor für Geologie. „Es gleicht nichts, was wir in West Virginia sehen, wo wir für gewöhnlich flache Gebiete haben und außerdem Schluchten und steilwandige Täler, die in Talkessel führen.“
Nach der Rückkehr begann Andrews den Ursprung der namibischen Drumlins zu erkunden, nur um zu erfahren, dass sie bislang nicht untersucht wurden. „Die letzten Gesteine, die wir auf der Exkursion sahen, stammen aus einer Zeitperiode, als der Süden Afrikas von Eis bedeckt war“, sagte Andrews. „Man wusste offensichtlich, dass Teile der Welt zu der Zeit von Eis bedeckt waren, aber niemand hatte je irgendetwas darüber erwähnt, wie die Drumlins entstanden, oder dass sie überhaupt da waren.“
Andrews arbeitete mit dem Seniorgeologiestudenten Andy McGrady von der West Virginia University zusammen und nutzte Morphometrie (Messungen von Formen), um festzustellen, ob die Drumlins irgendwelche Muster zeigten, die das regelmäßige Verhalten bei deren Entstehung durch das Eis widerspiegeln würden.
Obwohl normale Gletscher nachfolgende Wachstums- und Schmelzmuster aufweisen, bewegen sie sich nicht viel, erklärte Andrews. Die Forscher stellten jedoch fest, dass die Drumlins große Furchen besitzen, welche belegen, dass sich das Eis mit einer hohen Geschwindigkeit bewegt haben muss, um die Furchen auszuschleifen.
Diese Furchen repräsentieren den ersten Beleg für einen Eisstrom im südlichen Afrika zur Zeit des späten Paläozoikums vor etwa 300 Millionen Jahren. „Das Eis grub während seiner Bewegung große, lange Furchen in das Gestein“, sagte Andrews. „Es war nicht nur so, dass dort Eis vorhanden war, sondern es gab einen Eisstrom. Es war ein Gebiet, wo sich das Eis wirklich schnell fortbewegte.“
McGrady nutzte frei zugängliche Informationen von Google Earth und Google Maps, um ihre Längen, Breiten und Höhen zu messen. „Diese Arbeit ist sehr wichtig, weil über diese Gletscherstrukturen in Namibia nicht viel veröffentlicht wurde“, sagte McGrady. „Es ist interessant zu denken, dass dies in gewisser Weise Pionierarbeit war, und dass dies eine der ersten Abhandlungen über die Eigenschaften dieser Strukturen ist, die einige Einblicke in die Art ihrer Entstehung geben.“
Ihre Ergebnisse bestätigen zudem, dass der Süden Afrikas während dieser Zeitperiode über dem Südpol lag. „Diese Strukturen liefern einen weiteren Zusammenhang zwischen dem Süden Afrikas und Südamerika, um zu zeigen, dass sie einst verbunden waren“, sagte Andrews. Die Studie mit dem Titel „First description of subglacial megalineations from the late Paleozoic ice age in southern Africa wurde im Journal PLOS One der Public Library of Science veröffentlicht.
„Das ist ein großartiges Beispiel für eine grundlegende Entdeckung und neue Einblicke in die Klimageschichte unserer Welt, die noch aufgedeckt werden muss“, sagte Tim Carr, der Vorsitzende des Department of Geology and Geography.
(THK)
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