Eine kleine Schönwetterkatastrophe: Deepsky, Mond und ein Komet

Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Nahezu unverhofft war es nach fast drei Monaten endlich wieder soweit: Der Wetterbericht und diverse einschlägige Websites versprachen gute Aussichten und klaren, wolkenlosen Himmel – und das für mehrere Tage. Der erste Tag dieser kleinen Schönwetterkatastrophe war der 14. Februar – quasi ein Valentinstagsgeschenk für all jene, die eine Liebelei mit dem Nachthimmel haben. Doch es gab auch einen Störenfried: Der Mond strahlte schon wieder recht hell, was visuelle und fotografische Deepsky-Beobachtungen erschwerte.

Aus purem Trotz (und weil er nach wie vor ein schönes Beobachtungsobjekt ist) rückte der Störenfried sogleich in den Fokus sowohl der Aufmerksamkeit als auch des Teleskops. Die folgenden Mondbilder entstanden alle mit einem kleinen Maksutov-Teleskop (kurz Mak 90/1250) und einer sogenannten Planetenkamera. Die Bearbeitung der Rohdaten erfolgte gemäß dieses kurzen Tutorials, das die grobe Vorgehensweise veranschaulicht.

Mond-Details

Das Titelbild des Berichts (siehe oben oder hier) zeigt eine der interessantesten Regionen auf der Mondoberfläche. In der Bildmitte befinden sich der riesige Krater Plato mit circa 100 Kilometern Durchmesser und rechts von ihm der Gebirgszug der Montes Alpes mit dem markanten Alpental (Vallis Alpes). Der Gebirgszug unten rechts sind die Montes Caucasus, die wie alle Gebirge auf dem Mond nach ihren irdischen Pendants benannt sind.

Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Oben: Eine weitere Region mit zahlreichen interessanten Oberflächenstrukturen schließt sich direkt im Süden an. Nahe des Terminators, wie die Tag-Nacht-Grenze bezeichnet wird, erkennt man den Gebirgszug der Montes Carpatus und den auffälligen Krater Copernicus, der mit 93 Kilometern Durchmesser nur wenig kleiner als Plato ist. Schräg nach oben rechts verlaufend liegt der mächtige Gebirgszug der Montes Apenninus, das größte Gebirge auf dem Mond. Mit einer Länge von etwa 600 Kilometern gehört das Gebirge zu den Oberflächenstrukturen, die bereits mit einem kleinen Fernglas gut beobachtet werden können.

Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Mond-Details, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Oben: Die Südpolarregion des Mondes enthält ebenfalls einige lohnenswerte Ziele, die sich in dieser Mondphase schön plastisch hervorheben. Erwähnenswert wären hier der große Krater Clavius (circa 230 Kilometer Durchmesser) mit den charakteristisch im Halbkreis angeordneten kleineren Kratern in seinem Innern. Nördlich von Clavius liegt der äußerst auffällige Krater Tycho, der für sein System aus hellen Strahlen bekannt ist, welche sich hunderte Kilometer weit über die Mondoberfläche erstrecken. Das Strahlensystem ist bereits mit einem kleinen Fernglas gut erkennbar.

Der Komet C/2018 Y1 (Iwamoto)

Damit war der Störenfried ad acta gelegt. Mit einer anderen Optik, nämlich einem kleinen Newton-Spiegelteleskop mit 130 Millimetern Öffnung und 650 Millimetern Brennweite, ging es dann auf Kometenjagd. Das Ziel war der Komet mit der Katalogbezeichnung C/2018 Y1 (Iwamoto), der in diesen Tagen in Erdnähe gelangte und an Helligkeit zulegte. Aufgrund seiner hohen Relativgeschwindigkeit zur Erde und wegen des hellen Mondes waren Langzeitbelichtungen von mehreren Minuten nicht empfehlenswert. Die unten stehende Animation (hier auf Youtube) zeigt die Bewegung des Kometen vor dem Sternenhintergrund während einer Zeitspanne von knapp 90 Minuten. Die Bilder wurden ausgeschnitten, um den Kometen besser sichtbar zu machen.

Bewebung des Kometen C/2018 Y1 (Iwamoto) im Zeitraum von 90 Minuten. (Credits: astropage.eu)
Bewegung des Kometen C/2018 Y1 (Iwamoto) im Zeitraum von 90 Minuten. (Credits: astropage.eu)

Bearbeitet man die 170 Aufnahmen anders und legt sie nicht hintereinander wie bei dem Zeitraffer sondern übereinander, entsteht ein Bild wie dieses. Da sich die Sterne und der Komet mit unterschiedlichen scheinbaren Geschwindigkeiten am Himmel bewegen, ziehen die Sterne in diesem Fall Strichspuren, während der Komet relativ scharf und rund abgebildet wird. Die Linien rechts im Bild stammen von einem Flugzeug, das das Blickfeld des Teleskop kreuzte.

Der Komet C/2018 Y1 (Iwamoto) am 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Der Komet C/2018 Y1 (Iwamoto) am 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Die Spiralgalaxie M106

Die Spiralgalaxie M106 ist das 106. Objekt im berühmten Messier-Katalog. Der französische Astronom Charles Messier erstellte den gleichnamigen “Katalog nebelähnlicher Objekte”, um zukünftige Verwechslungen mit Kometen zu vermeiden. Alle Messier-Objekte lassen sich bei entsprechend dunklem Himmel mit relativ kleinen Instrumenten beobachten. M106 befindet sich in Richtung des Sternbildes Canes Venatici (Jagdhunde) und ist rund 23 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt.

Die Spiralgalaxie M106, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Die Spiralgalaxie M106, 14.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Das Bild basiert auf 78 Einzelaufnahmen mit jeweils 90 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600. Nachgeführt wurde automatisch per Guiding an einer Leitoptik. Dabei wertet eine Software die Nachführgenauigkeit der Montierung aus und schickt gegebenenfalls Korrekturbefehle, um die Genauigkeit zu erhöhen. Das ermöglicht wiederum längere Belichtungszeiten. Auf diese Weise wären Belichtungszeiten von mehreren Minuten machbar, allerdings störte hier die Helligkeit des zunehmenden Mondes schon sehr.

Die Spiralgalaxie M101

Die Feuerrad-Galaxie M101, 15.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Die Feuerrad-Galaxie M101, 15.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Die Spiralgalaxie M101, auch bekannt als die Feuerrad-Galaxie, liegt in Richtung des Sternbildes Ursa Major (Großer Bär) und ist circa 16 Millionen Lichtjahre entfernt. Aufgrund ihrer Größe und ihrer relativ hohen Helligkeit ist sie ein sehr beliebtes Objekt für Hobby-Sterngucker und Astrofotografen. Das Bild entstand ähnlich wie das Bild von M106, nur waren es hier 53 Einzelaufnahmen. Die Spiralstruktur ist schon deutlich erkennbar, aber hier gilt dasselbe wie für praktisch alle Deepsky-Objekte: Je mehr Gesamtbelichtungszeit, desto mehr Details lassen sich herausarbeiten.

Der zweite Schönwetterkatastropenabend

Das Leo-Triplett

Der darauffolgende Abend war ebenso klar und wolkenlos. Nach längerer Zeit stand das Leo-Triplett wieder auf dem Programm. Dabei handelt es sich um eine kleine Galaxiengruppe im Sternbild Leo (Löwe), bestehend aus den Spiralgalaxien M66, M65 und NGC 3628. Die Galaxien sind zwischen 30 und 35 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und bilden ein schönes Motiv zum Fotografieren, aber auch für visuelle Beobachtungen.

Leo Triplet, 16.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Leo Triplet, 16.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Als Rohdaten für das Bild dienten 42 Einzelaufnahmen mit jeweils 120 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 800. Bei langzeitbelichteten Deepsky-Aufnahmen werden auch üblicherweise noch verschiedene Kalibrierungsbilder gemacht, um diverse negative Faktoren wie Hotpixel, Vignettierung, Bildrauschen, usw. zu reduzieren. Für die hier im Artikel vorgestellten Deepsky-Aufnahmen wurden allerdings nur sogenannte “Darks” (Dunkelbilder mit geschlossener Optik) angefertigt, um die Hotpixel zu eliminieren.

Die Sonnenblumen-Galaxie M63

Den Abschluss des Astro-Abends bildete die Spiralgalaxie M63. Auf langzeitbelichteten Bildern erinnert ihr Aussehen ein bisschen an den Blütenstand einer Sonnenblume, weshalb sie den Spitznamen Sonnenblumen-Galaxie trägt. Sie befindet sich in Richtung des Sternbildes Jagdhunde. Ihre Entfernungsangaben variieren je nach Datengrundlage zwischen 25 und 37 Millionen Lichtjahren.

Sonnenblumen-Galaxie M63, 16.02.2019. (Credits: astropage.eu)
Sonnenblumen-Galaxie M63, 16.02.2019. (Credits: astropage.eu)

Unterm Strich war die kleine Schönwetterkatastrophe trotz hellem Mond sehr zufriedenstellend (nach drei Monaten Wolken und durchwachsenem Wetter kein Wunder). Jetzt, da es langsam schon Richtung Frühling geht, wächst die Hoffnung auf längere Schönwetterphasen. Es gibt viel zu sehen da oben.

(THK)

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