Mit 2019 auf dem Weg zu einem der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zeigt eine wichtige neue Studie der University of California in Davis, wie schnell sich die Arktis erwärmt und untersucht die globalen Folgen der anhaltenden polaren Erwärmung.
Die neue Studie wurde am 4. Dezember 2019 im Journal Science Advances veröffentlicht und berichtet, dass sich die Arktis allein im Laufe der letzten Dekade um 0,75 Grad Celsius erwärmt hat. Zum Vergleich: Die Erde als Ganzes hat sich in den letzten 137 Jahren um fast den gleichen Wert (0,8 Grad Celsius) erwärmt.
„Viele der Veränderungen der vergangenen Dekade sind so dramatisch, dass man sich fragt, was die nächste Dekade Erwärmung bringen wird“, sagte der Hauptautor und Professor für Klimawandelökologie Eric Post von der UC Davis.
Folgen für die Polarregionen
Der umfassende Bericht demonstriert die Bemühungen eines internationalen Teams aus 15 Autoren, die auf verschiedene Fachgebiete spezialisiert sind, darunter das Leben, die Erde, sowie Sozial- und Politikwissenschaften. Sie dokumentierten weitreichende Auswirkungen der Erwärmung in der Arktis und Antarktis auf die Tierwelt, traditionelle menschliche Lebensgrundlagen, Tundravegetation, Freisetzung von Methan und den Verlust von Meer- und Landeis. Außerdem untersuchten sie die Folgen für die Polarregionen, wenn sich die Erde Richtung zwei Grad Erwärmung bewegt, einem gemeinhin diskutierten Meilenstein.
„In einem Business-as-usual-Szenario könnte die Erde als Ganzes diesen Meilenstein in etwa 40 Jahren erreichen“, sagte Post. „Aber die Arktis ist während mancher Monate des Jahres bereits dort, und sie könnte 2 Grad Erwärmung im Jahresdurchschnitt schon 25 Jahre vor dem Rest des Planeten erreichen.“
Die Studie veranschaulicht, was zwei Grad Celsius globale Erwärmung für die hohen Breiten bedeuten könnten: bis zu sieben Grad Celsius Erwärmung für die Arktis und drei Grad Celsius Erwärmung für die Antarktis während mancher Monate des Jahres. Die Autoren sagen, dass aktive, kurzfristige Messungen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen entscheidend dafür sind, die Erwärmung in den hohen Breiten zu verlangsamen, insbesondere in der Arktis.
Jenseits der Pole
Post betonte, dass sich starke Auswirkungen der vorhergesagten Erwärmung ohne Abschwächung der Kohlenstoffemissionen vermutlich bis jenseits der Polarregionen ausbreiten werden. Dazu gehören der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des schnellen Abschmelzens von Landeis in der Arktis und Antarktis und ein erhöhtes Risiko für extreme Wetterphänomene, tödliche Hitzewellen und Waldbrände in Teilen der nördlichen Hemisphäre.
„Was in der Arktis geschieht, bleibt nicht in der Arktis“, sagte der Co-Autor Michael Mann ein angesehener Professor für Atmosphärenforschung an der Pennsylvania State University. „Die dramatische Erwärmung und das Abschmelzen des arktischen Eises beeinflussen den Jetstream auf eine Weise, die uns dauerhafte und zerstörerischere Extremwetterphänomene bringt.“
Zu den an der Studie beteiligten Instituten gehören die Pennsylvania State University, die Aarhus University, die University of Oxford, die University of Lapland, die University of Colorado in Boulder, der Chicago Botanic Garden, das Dartmouth College, die University of Washington, die Umea University, das University College London, die U.S. Arctic Research Commission, die Harvard University und die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA).
Die Finanzierung der Studie erfolgte durch Fördermittel der U.S. National Science Foundation, der Academy of Finland und JPI Climate, der National Geographic Society, des Natural Environment Research Council, des Swedish Research Council, der National Aeronautics and Space Administration (NASA) und der NOAA.
(THK)
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