Derzeit ist die Erde der einzige bekannte Ort im Universum, an dem Leben existiert. Der diesjährige Nobelpreis für Physik wurde an drei Astronomen verliehen, die vor fast 20 Jahren belegten, dass Planeten um Sterne jenseits des Sonnensystems häufig vorkommen. Leben gibt es in zahlreichen Formen, von Handys nutzenden Organismen wie Menschen bis hin zu den allgegenwärtigen Mikroorganismen, die fast jeden Quadratzentimeter des Planeten Erde besiedeln und praktisch alles beeinflussen, was auf ihm geschieht.
Es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bevor es möglich ist, Leben jenseits unseres Sonnensystems zu registrieren oder nachzuweisen. Aber das Sonnensystem bietet eine Reihe Orte, die einen Eindruck davon vermitteln könnten, wie schwer der Beginn des Lebens ist.
Auf dieser Liste steht der Mars aus zwei Gründen ganz oben. Erstens liegt er verglichen mit den Monden von Saturn und Jupiter (die auch als gute Kandidaten für die Entdeckung von Leben außerhalb der Erde gelten und im kommenden Jahrzehnt untersucht werden) relativ nahe an der Erde. Zweitens ist der Mars extrem gut beobachtbar, weil er keine dichte Atmosphäre besitzt, und bislang gibt es recht gute Belege dafür, dass die Oberflächentemperaturen und Druckverhältnisse auf dem Mars in einem Bereich liegen, der flüssiges Wasser ermöglicht (was als Voraussetzung für Leben erachtet wird). Außerdem gibt es gute Belege (beobachtbaren Flussdeltas und kürzliche Messungen auf der Marsoberfläche) dafür, dass vor Milliarden Jahren tatsächlich flüssiges Wasser auf dem Mars floss.
Wissenschaftler sind mehr und mehr überzeugt davon, dass der Mars vor Milliarden Jahren bewohnbar war. Ob er tatsächlich bewohnt wurde oder noch bewohnt wird, wird heiß diskutiert. Um diese Fragen besser einzugrenzen, versuchen Wissenschaftler die Arten der Wasserchemie zu verstehen, welche die vor Jahrmilliarden entstandenen und heute auf dem Mars beobachteten Minerale hervorgebracht haben könnte.
Der Salzgehalt (wie viel Salz präsent war), pH-Wert (wie sauer das Wasser war) und der Redoxzustand sind grundlegende Eigenschaften von natürlichem Wasser. Der Redoxzustand ist ein grobes Maß für die Häufigkeit von Gasen wie Wasserstoff (H2, Reduktionsmittel) oder Sauerstoff (O2, Oxidationsmittel). Beide Typen sind wechselseitig inkompatibel. Die heutige Atmosphäre der Erde ist beispielsweise stark oxygeniert (sauerstoffreich), aber man muss nur ein paar Zentimeter in den Boden eines Strandes oder Sees graben, um hochgradig reduzierte Umgebungen zu finden.
Kürzliche Fernerkundungsmessungen auf dem Mars sprechen dafür, dass seine alten Umgebungen Hinweise über seine frühe Bewohnbarkeit liefern könnten. Insbesondere die Eigenschaften des Wassers in den Sedimenten, welche scheinbar in Seen im Gale-Krater abgelagert wurden, lassen darauf schließen, dass diese Sedimente unter der Anwesenheit von flüssigem Wasser entstanden, das einen pH-Wert ähnlich dem der heutigen Ozeane auf der Erde besaß. Die Ozeane der Erde enthalten natürlich unzählige Formen von Leben, deswegen klingt es naheliegend, dass die frühen Oberflächenumgebungen auf dem Mars ein Ort waren, an dem Leben wie auf der Erde existiert haben könnte. Aber es bleibt ein Rätsel, weil Belege für Leben auf dem Mars so schwer zu finden sind.
Abhandlung: “Semiarid climate and hyposaline lake on early Mars inferred from reconstructed water chemistry at Gale” von Keisuke Fukushi et al., Nature Communications
(THK)
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