Fossil dokumentiert einen brutalen Angriff eines Tintenfischs auf einen Fisch

Der versteinerte Körper des tintenfischähnlichen Meerestiers. (Credits: University of Plymouth)
Der versteinerte Körper des tintenfischähnlichen Meerestiers. (Credits: University of Plymouth)

Wissenschaftler haben in einem fast 200 Millionen Jahre alten Fossil das älteste bekannte Beispiel für den Angriff eines tintenfischähnlichen Tieres auf seine Beute entdeckt. Das Fossil wurde im 19. Jahrhundert an der Jura-Küste im Süden Englands gefunden und gehört aktuell zur Sammlung des British Geological Survey in Nottingham.

In einer neuen Analyse sagen die Forscher, das Fossil zeige eine Kreatur, die sie als Clarkeiteuthis montefiorei identifiziert haben, zusammen mit einem heringähnlichen Fisch (Dorsetychthys bechei) in seinem Maul. Die Position seiner Arme am Körper des Fisches spreche ihnen zufolge dafür, dass dies keine zufällige Versteinerung ist, sondern dass hier ein echtes paläobiologisches Ereignis dokumentiert wurde. Die Forscher vermuten auch, dass es aus dem Sinemurium vor 190-199 Millionen Jahren stammt, was über zehn Millionen Jahre älter als jedes andere bisher gefundene ähnliche Fossil wäre.

Die Studie wurde von der University of Plymouth in Zusammenarbeit mit der University of Kansas und dem Unternehmen The Forge Fossils aus Dorset geleitet. Sie wurde zur Veröffentlichung in den Proceedings of the Geologists‘ Association freigegeben und wird auch als Teil von Sharing Geoscience Online präsentiert. Das ist eine virtuelle Alternative zu der traditionellen Generalversammlung, die jährlich von der European Geosciences Union (EGU) abgehalten wird.

Professor Malcolm Hart, emeritierter Professor an der University of Plymouth und der Hauptautor der Studie, sagte: „Seit dem 19. Jahrhundert haben die Blue Lias und Charmouth Mudstone Formationen vor der Küste Dorsets große Mengen wichtiger Körperfossilien geliefert, die unser Wissen über die Paläontologie der Tintenfische erweitert haben. In vielen dieser Schlammgesteine wurden Exemplare von paläobiologischer Bedeutung gefunden, insbesondere jene mit Armen, die auch heute lebende Tiere zum Beutefang nutzen. Dies ist jedoch ein höchst ungewöhnliches wenn nicht außergewöhnliches Fossil, weil Angriffe nur sehr vereinzelt in den geologischen Aufzeichnungen gefunden werden. Es weist auf einen besonders aggressiven und letztendlich tödlichen Angriff hin, mit nachfolgender Konservierung beider Tiere.“

In ihrer Analyse sagen die Forscher, darunter der Lektor für Meeresbiologie Dr. Benjamin Ciotti, dass die versteinerten Überreste auf einen brutalen Vorfall hinweisen, bei dem die Kopfknochen des Fisches von seinem Angreifer scheinbar zermalmt wurden.

Sie schlagen zwei potenzielle Hypothesen vor, wie die beiden Tiere letztendlich gemeinsam für die Ewigkeit konserviert wurden: Die erste Hypothese besagt, dass der Fisch zu groß für seinen Angreifer war oder zwischen dessen Kiefern steckenblieb, so dass das Paar bereits tot auf den Meeresboden sank, wo es konserviert wurde. Der zweiten Hypothese zufolge brachte der Clarkeiteuthis seine Beute auf den Meeresgrund, um die Möglichkeit zu vermeiden, dass er selbst von einem Raubtier angegriffen wird. Dabei trat er in sauerstoffarmes Wasser ein und erstickte.

Quelle

(THK)

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