Das letzte Mahl eines Ichthyosauriers weist auf Megaprädation hin

Nahaufnahme der Magenregion eines fossilen Ichthyosauriers, auf der Überreste eines anderen großen Meeresreptils zu sehen sind. (Credits: Da-Yong Jiang, et al.)
Nahaufnahme der Magenregion eines fossilen Ichthyosauriers, auf der Überreste eines anderen großen Meeresreptils zu sehen sind. (Credits: Da-Yong Jiang, et al.)

Vor rund 240 Millionen Jahren zerriss und fraß ein delphinähnlicher Ichthyosaurier ein anderes Meeresreptil, das nur wenig kleiner war als er selbst. Dann starb er fast sofort und wurde konserviert, was die die ersten Belege für Megaprädation bewahrte – so nennt man es, wenn ein großes Tier ein anderes großes Tier frisst. Das Fossil wurde im Jahr 2010 im Südwesten Chinas entdeckt und wird in einer am 20. August 2020 veröffentlichten Studie im Journal iScience beschrieben.

Die Ichthyosaurier waren eine Gruppe von Meeresreptilien, die vor 250 Millionen Jahren nach dem Massenaussterben im Perm in den Ozeanen auftauchte. Sie hatten fischähnliche Körper wie heutige Thunfische, aber atmeten Luft wie Delphine und Wale. Wie heutige Orcas oder Weiße Haie könnten sie Spitzenprädatoren ihrer Ökosysteme gewesen sein, aber bisher gab es nur wenige direkte Belege dafür.

Als im Jahr 2010 ein Exemplar der Ichthyosaurier-Art Guizhouichthyosaurus in der chinesischen Provinz Guizhou entdeckt wurde, bemerkten die Forscher eine große Menge anderer Knochen im Abdomen des Tiers. Bei der Untersuchung identifizierten sie die kleineren Knochen als die eines anderen Meeresreptils namens Xinpusaurus xingyiensis, das zur Gruppe der Thalattosaurier gehörte. Das Aussehen von Xinpusaurus war eher eidechsenähnlich mit vier Gliedmaßen zum Schwimmen.

„Wir haben im Magen riesiger Raubtiere aus dem Zeitalter der Dinosaurier (Meeresreptilien und Dinosaurier) bisher nie die Überreste großer Reptilien gefunden“, sagte Ryosuke Motani, Professor für Geo- und Planetenforschung an der University of California in Davis und Co-Autor der Studie. „Wir hatten anhand der Zahn- und Kieferform immer vermutet, dass diese Raubtiere große Beutetiere gejagt haben müssen, aber jetzt haben wir einen direkten Beleg dafür, dass sie es taten.“

Der Guizhouichthyosaurus war fast fünf Meter lang, und die Länge des Beutetiers berechneten die Forscher auf vier Meter, wobei Thalattosaurier schlankere Körper als Ichthyosaurier hatten. Die letzte Mahlzeit des Räubers scheint der Mittelteil des Thalattosauriers gewesen zu sein, von seinen vorderen bis zu seinen hinteren Gliedmaßen. Interessanterweise wurde in direkter Nähe ein Fossil gefunden, das der Schwanzteil des Tieres zu sein scheint.

Bei Raubtieren, die sich von großen Tieren ernähren, vermutet man oft, dass sie große Reißzähne besitzen, die an das Auseinanderreißen von Beutetieren angepasst sind. Guizhouichthyosaurus hatte relativ kleine, hakenartige Zähne, von denen man annahm, dass sie für das Fangen weicher Beutetiere wie tintenfischähnlichen Tieren spezialisiert sind, die in den Ozeanen jener Zeit reichlich vorhanden waren. Es ist jedoch klar, dass man keine Reißzähne braucht, um ein Megaprädator zu sein.

Guizhouichthyosaurus nutzte seine Zähne wahrscheinlich, um die Beute zu greifen und vielleicht dafür, um mit der Kraft seines Bisses ihr Rückgrat zu brechen, danach zerriss er die Beute. Heutige Spitzenprädatoren wie Orcas, Seeleoparden und Krokodile verfolgen eine vergleichbare Strategie.

Die Co-Autoren der Studie sind Da-Yong Jiang, Min Zhou, Xue Wang und Hao Lu (Peking University, China); Andrea Tintori (Università degli Studi di Milano, Italien); Olivier Rieppel (The Field Museum, Chicago); Cheng Ji (Nanjing Institute of Geology and Palaeontology, China) und Zhi-Guang Li (The Geoscience Museum, Hebei GEO University, China). Die Finanzierung wurde von der National Natural Science Foundation of China, dem Ministry of Science and Technology und der National Geographic Society bereitgestellt.

Quelle

(THK)

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