Ein internationales Forschungsteam hat ein dichtes, kaltes Gas entdeckt, das aus dem Zentrum unserer Milchstraßen-Galaxie wie Pistolenkugeln herausgeschossen wird. Wie genau das Gas ausgestoßen wird, ist noch ein Rätsel, aber das Team sagt, dass seine Ergebnisse wichtige Auswirkungen für die Zukunft unserer Galaxie haben könnten. Prof. Naomi McClure-Griffith von der Australian National University ist Mitglied des Teams.
„Galaxien können sich sehr gut selbst in den Fuß schießen“, sagte McClure-Griffith. „Wenn eine Galaxie viel Masse abstößt, verliert sie einen Teil der Materie, die zur Bildung von Sternen verwendet werden könnte, und wenn sie genug davon verliert, kann die Galaxie keine Sterne mehr produzieren. „Hinweise darauf zu sehen, wie die Milchstraßen-Galaxie ihr sternbildendes Gas verliert, ist deswegen spannend – es lässt einen fragen, was als nächstes passieren wird.“
Die Studie wirft auch neue Fragen darüber auf, was jetzt gerade in unserem galaktischen Zentrum passiert. „Der Wind im Zentrum der Milchstraßen-Galaxie ist seit der Entdeckung der sogenannten Fermi-Blasen (zweier mit heißem Gas und kosmischen Strahlen gefüllter Strukturen) vor zehn Jahren Gegenstand zahlreicher Diskussionen. „Wir haben beobachtet, dass nicht nur heißes Gas aus dem Zentrum unserer Galaxie kommt, sondern auch kaltes und sehr dichtes Gas. Dieses kalte Gas ist viel schwerer, deswegen bewegt es sich weniger leicht“, sagte McClure-Griffith.
Das Zentrum der Milchstraßen-Galaxie ist die Heimat eines massereichen Schwarzen Lochs, aber es ist unklar, ob dieses Schwarze Loch das Gas abgestoßen hat, oder ob es von den tausenden massereicher Sterne im Zentrum der Galaxie abgestoßen wurde.
„Wir wissen nicht, wie das Schwarze Loch oder die Sternentstehung dieses Phänomen hervorbringen kann. Wir suchen noch nach dem verräterischen Indiz, aber es wird zunehmend komplizierter, je mehr wir darüber erfahren“, sagte der Hauptautor Dr. Enrico Di Teodoro von der Johns Hopkins University.
„Dies ist das erste Mal, dass so etwas in unser Galaxie beobachtet wurde. Wir sehen diese Art von Prozess in anderen Galaxien. Aber bei anderen Galaxien haben wir viel massereichere Schwarze Löcher und die Sternentstehungsaktivität ist größer. Das macht es der Galaxie leichter, Materie abzustoßen. Und diese anderen Galaxien sind offensichtlich weit entfernt, so dass wir sie nicht besonders detailliert sehen können. Unsere eigene Galaxie ist fast wie ein Labor, in das wir tatsächlich hineingehen können, um zu verstehen, wie die Dinge funktionieren, indem wir sie aus der Nähe betrachten“, sagte Di Teodoro.
Das Gas wurde mit dem Atacama Pathfinder Experiment (APEX) Teleskop an der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile beobachtet.
(THK)
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