Die Sonne wird aktiver – Sonnenflecken, ISS und etwas Deepsky

Sonnenflecken am 24. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 24. März 2022. (Credits: astropage.eu)

Schon wieder eine Schönwetterphase, die man für astronomische Beobachtungen nutzen kann. Gefühlt sind es jetzt schon mehr schöne, klare Tage und Nächte als im gesamten letzten Jahr. Da trifft es sich gut, dass die Sonne langsam wieder aktiver wird und mehr Sonnenflecken zeigt. Eine besonders eindrucksvolle Sonnenfleckengruppe begann ab dem 23. März 2022 ins Blickfeld zu rotieren. Das Titelbild zeigt sie einen Tag später am 24. März 2022. Aufgrund der perspektivischen Verzerrung in der Nähe des Sonnenrandes erscheinen die Flecken hier etwas kleiner als sie tatsächlich sind. Der größte Sonnenfleck ist etwa doppelt so groß wie die Erde.

Im folgenden gibt es genauere Informationen zum verwendeten Equipment, ergänzt durch Affiliate-Links, die mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet sind. Etwaige Bestellungen darüber ergeben eine kleine Provision, allerdings bleibt der Preis für den Kunden davon unberührt – der bleibt natürlich gleich.

Aufgenommen wurden die Bilder mit einem kleinen Skywatcher Maksutov Teleskop MC 90/1250 SkyMax EQ-1 (*), das seine Stärken bei der Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten hat (hier ohne Montierung bei Amazon (*). Für die Sonnenbeobachtung ist ein entsprechender Schutzfilter wie die Baader Sonnenfilterfolie AstroSolar® OD 5.0 A4 210x297mm (*) zwingend erforderlich, da ansonsten eine Erblindung und/oder die Zerstörung des Kamerasensors droht. Verlinkt ist hier oder bei Amazon (*) die Folie ohne Fassung, die man aber recht einfach selber basteln kann – sie muss nur fest auf das jeweilige Teleskop aufgesteckt werden und darf nicht verrutschen. In den Shops finden sich auch fertige Sonnenfilter inklusive Fassung für verschiedene Teleskopöffnungen.

Sonnenflecken am 25. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 25. März 2022. (Credits: astropage.eu)

Was genau passiert da auf der Sonne? Die dunkleren Flecken sind Regionen, in denen die Konvektion, also das Aufsteigen von Plasma aus den tieferen Sonnenschichten an die Oberfläche im Vergleich zur Umgebung gehemmt ist. Komplexe Wechselwirkungen des Plasmas mit den umgebenden Magnetfeldern sorgen temporär dafür, dass nicht genug Plasma nachgeliefert wird. Dadurch sinkt die Temperatur des dunklen Kernbereichs (Umbra genannt) rund 1.500 Grad unter die durchschnittliche Temperatur der Sonnenoberfläche. Die Temperatur des halbdunklen Bereichs (Penumbra) liegt immerhin noch 500 Grad unter dem Durchschnitt. Da die Menge des abgestrahlten Lichts direkt von der Temperatur des Plasmas abhängt, erscheinen diese Regionen im Vergleich zur normalen Umgebung deutlich dunkler.

Man muss allerdings dazu sagen, dass das dunkle Erscheinungsbild nur aus dem relativen Verhältnis zweier Werte hervorgeht. Würde man nur die dunklen Flecken ohne Schutzfilter betrachten, würde man auch hier schwere Netzhautschäden bis zur Erblindung davontragen. Absolut betrachtet sind auch die dunklen Flecken noch extrem hell.

Sonnenflecken am 26. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 26. März 2022. (Credits: astropage.eu)

Sonnenflecken sind aktive Regionen, die heftige Sonneneruptionen hervorbringen können. Je nach Intensität können Sonneneruptionen die Stromnetze und Kommunikationsverbindungen auf der Erde stören. Wenn die Teilchen durch das irdische Magnetfeld in der Nähe der Pole gelenkt werden, reagieren sie mit bestimmten Molekülen in der Erdatmosphäre und erzeugen die farbenprächtigen Polarlichter.

Sonnenflecken am 27. März 2022. (Credits: astropage.eu)
Sonnenflecken am 27. März 2022. (Credits: astropage.eu)

Neben den Sonnenbeobachtungen erlaubte das schöne Wetter auch ein paar Deepsky-Beobachtungen. Der Begriff Deepsky umfasst alle Objekte jenseits unseres Sonnensystems – von Sternen über Nebel und Sternhaufen bis hin zu Galaxien.

M44 – der Bienenkorb-Haufen

Der Bienenkorb-Haufen M44. (Credits: astropage.eu)
Der Bienenkorb-Haufen M44. (Credits: astropage.eu)

Messier 44 (M44), auch bekannt als Bienenkorb-Haufen, Krippe oder Praesepe, ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Cancer (Krebs). Er ist knapp 600 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und besteht aus mehr als 1.000 Sternen, die gravitativ an den Haufen gebunden sind. Das Bild basiert auf 118 Einzelaufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 1600. Das Aufnahmesystem war ein Samyang 135mm Objektiv (*) an einer Canon-DSLR (*), nachgeführt mit einer älteren NEQ6-Montierung (hier das Nachfolgemodell Skywatcher Montierung EQ6-R Pro SynScan GoTo (*)).

Die Markarjansche Kette

Die Markarjansche Kette. (Credits: astropage.eu)
Die Markarjansche Kette. (Credits: astropage.eu)

Die Markarjansche Kette ist eine auffällige Aneinanderreihung mehrerer Galaxien im Virgo-Galaxienhaufen im Sternbild Virgo (Jungfrau). Ihre Entfernungen liegen zwischen 33 Millionen und 98 Millionen Lichtjahren. Benannt ist sie nach dem armenischen Astrophysiker Benjamin Markarjan, der sie in den 1970er Jahren intensiv beobachtete.

Auf dem Bild ist die Markarjansche Kette ziemlich mittig zu sehen. Mit 135 Millimetern Brennweite ist außerdem noch das nähere Umfeld der Region mit zahlreichen weiteren Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens zu erkennen.

Die Internationale Raumstation ISS

Die aktuelle Überflugphase der Internationalen Raumstation, auf der sich derzeit der deutsche Astronaut Matthias Maurer befindet, fällt in die Dämmerung und den frühen Abend. Das macht die Vorbereitungen für Detailaufnahmen etwas schwieriger, weil sich für die Kalibrierung der Helligkeit nicht viele Sterne anbieten. Dennoch erlaubte die Schönwetterphase die Beobachtung und Verfolgung mehrerer Überflüge mit unterschiedlichem Equipment. Vieles davon kann man als Trial & Error bezeichnen – auf diese Weise kann man die Vorgehensweise und damit auch die Endergebnisse langsam verbessern. Es ist durchaus sinnvoll herauszufinden, welche Kombination aus Optik, Zwischenlinsen und Kamera in der Praxis handhabbar ist und welche nicht.

Die Internationale Raumstation ISS beim Überflug. (Credits: astropage.eu)
Die Internationale Raumstation ISS beim Überflug. (Credits: astropage.eu)

Das obige Bild lässt zwar bereits einige Details erkennen, ist aber bedingt durch die schnelle Bewegung der ISS am Himmel und die hohe Brennweite von 3 Metern trotzdem noch etwas unscharf. Aufgenommen wurde es mit einem ähnlichen System wie dem
Skywatcher Teleskop N 250/1200 PDS Explorer BD EQ6-R Pro SynScan GoTo
(*) (gleiches Teleskop, aber die Vorgängermontierung wie oben erwähnt). Außerdem kam eine TeleVue Barlowlinse 2,5x Powermate 1,25″ zum Einsatz, die die Brennweite von 1.200 Millimetern um den Faktor 2,5 auf 3.000 Millimeter verlängert. Die Aufnahmekamera war eine QHY Kamera 5L-IIc Color, die sonst zur Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten dient und auch als Guiding-Kamera eingesetzt werden kann.

Überflug der Internationalen Raumstation als Langzeitbelichtung. (Credits: astropage.eu)
Überflug der Internationalen Raumstation als Langzeitbelichtung. (Credits: astropage.eu)

Der Versuch, die ISS mit einigen Details zu fotografieren, hat durchaus seinen Reiz. Aber auch mit deutlich weniger Aufwand kann man sie schön in Szene setzen, zum Beispiel durch Langzeitbelichtungen mit relativ weitwinkeligen Objektiven, die die ISS dann als Strichspur am Himmel zeigen. Ein schönes Motiv, das zumindest ein wenig entschädigt, wenn die Detailaufnahmen nicht so gut geworden sind wie erhofft. Übung macht bekanntlich den Meister.

(THK)

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