Juno macht eine Detailaufnahme des Jupitermondes Europa

Oberflächenformationen auf Jupiters Eismond Europa, fotografiert von der SRU-Kamera an Bord der Raumsonde Juno am 29. September 2022. (Credits: NASA / JPL-Caltech / SwRI)
Oberflächenformationen auf Jupiters Eismond Europa, fotografiert von der SRU-Kamera an Bord der Raumsonde Juno am 29. September 2022. (Credits: NASA / JPL-Caltech / SwRI)

Das am besten aufgelöste Bild, das die NASA-Mission Juno bisher von einer lokalen Region auf dem Jupitermond Europa gemacht hat, zeigt eine detaillierte Ansicht eines rätselhaften Gebiets auf der stark zerklüfteten Eiskruste des Mondes.

Das Bild umfasst einen Ausschnitt von 150 Kilometern * 200 Kilometern auf Europas Oberfläche und offenbart eine Region, die kreuz und quer von einem Netz aus feinen Furchen und Doppelgraten (paarweise verlaufende lange Linien, die auf erhöhte Strukturen im Eis hindeuten) durchzogen werden. Oben rechts im Bild, sowie direkt rechts und unterhalb der Mitte befinden sich dunkle Flecken, die möglicherweise damit zusammenhängen, dass Etwas von unten aufsteigt und auf die Oberfläche eruptiert. Unterhalb der Bildmitte und rechts liegt eine Oberflächenstruktur, die an eine Viertelnote aus der Musik erinnert – sie misst 67 Kilometer in Nord-Süd-Ausdehnung und 37 Kilometer in Ost-West-Ausdehnung. Die weißen Punkte auf dem Bild sind Signaturen von durchdringenden hochenergetischen Teilchen aus der Strahlungsumgebung des Mondes.

Junos Stellar Reference Unit (SRU), eine Kamera, die zur Ausrichtung der Raumsonde dient, machte das Schwarzweißbild während des Vorbeiflugs an Europa am 29. September 2022 aus einer Entfernung von rund 412 Kilometern. Das Bild wurde mit einer Auflösung zwischen 256 und 340 Metern pro Pixel aufgenommen, als Juno mit rund 24 Kilometern pro Sekunde über einen Teil der Oberfläche flog, wo Nacht herrschte, nur schwach bestrahlt durch den Jupiterschein – das von der Wolkenoberseite Jupiters reflektierte Sonnenlicht.

Die SRU wurde für Bedingungen mit wenig Licht entworfen und hat sich als wertvolles wissenschaftliches Hilfsmittel bewährt: Sie entdeckte ein schwaches Leuchten in Jupiters Atmosphäre, fotografierte sein rätselhaftes Ringsystem und bietet jetzt einen Einblick in eine von Europas faszinierendsten geologischen Formationen.

“Dieses Bild zeigt ein unglaubliches Detailreichtum in einer Region, die bisher nicht mit solch einer Auflösung und unter derart günstigen Lichtbedingungen fotografiert wurde”, sagte Heidi Becker vom SRU-Team. “Die Verwendung einer Sternnachführungskamera für die Wissenschaft ist ein großartiges Beispiel für die bahnbrechenden Fähigkeiten Junos. Diese Strukturen sind so verblüffend. Zu verstehen, wie sie entstanden und wie sie mit Europas Geschichte zusammenhängen, gibt uns Informationen über innere und externe Prozesse, die die Eiskruste gestalten.”

Mit der Datenanalyse werden in den kommenden Wochen nicht nur die Forscher des SRU-Teams beschäftigt sein. Während des 45. Orbits von Juno um Jupiter beim Vorbeiflug an Europa sammelten alle wissenschaftlichen Instrumente der Raumsonde Daten, ebenso als Juno nur 7,5 Stunden später über Jupiters Pole flog.

“Juno konzentrierte sich anfangs komplett auf Jupiter. Das Team ist wirklich aufgeregt, dass wir während unserer erweiterten Mission unsere Forschung auf drei der vier Galileischen Monde und die Jupiterringe ausgeweitet haben”, sagte Scott Bolton vom Southwest Research Institute in San Antonio, der Juno-Projektleiter. “Mit diesem Vorbeiflug an Europa hat Juno jetzt Nahaufnahmen von zwei der interessantesten Monde Jupiters gemacht und ihre Eiskrusten unterscheiden sich sehr voneinander. Im kommenden Jahr 2023 wird Io, der vulkanisch aktivste Himmelskörper im Sonnensystem, dem Club beitreten.” Im Juni 2021 flog Juno an Jupiters Mond Ganymed vorbei, dem größten Mond im Sonnensystem.

Europa ist der sechstgrößte Mond im Sonnensystem mit etwa 90 Prozent des Äquatordurchmessers des Erdmondes. Wissenschaftler sind sich sicher, dass unter einer kilometerdicken Eiskruste ein salzhaltiger Ozean liegt, was Fragen über die potenzielle Bewohnbarkeit des Ozeans aufwirft. Anfang der 2030er Jahre wird die NASA-Mission Europa Clipper den Jupiter erreichen und versuchen, diese Fragen über die Bewohnbarkeit Europas zu beantworten. Die Daten des Juno-Vorbeiflugs geben eine Vorschau auf das, was die Mission enthüllen wird.

Quelle

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*