
Daten einer NASA-Planetenerkundungsmission haben Wissenschaftlern Anhaltspunkte darüber geliefert, was eine Struktur aus flüssigem Wasser unter der eisigen Oberfläche von Jupiters Mond Europa zu sein scheint, deren Volumen mit dem der Großen Seen in Nordamerika vergleichbar ist.
Die Daten deuten darauf hin, dass es einen enormen Austausch zwischen Europas Eispanzer und dem darunter liegenden Ozean gibt. Diese Information könnte Argumente unterstützen, nach denen Europas globaler Ozean unter der Oberfläche ein potenzieller Raum für Leben in unserem Sonnensystem ist. Die Ergebnisse werden im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht.
„Die Daten eröffnen einige fesselnde Möglichkeiten“, sagte Mary Voytek, Direktorin des Astrobiology Program der NASA am Hauptquartier der Agentur in Washington. „Wissenschaftler auf der ganzen Welt werden jedoch einen genauen Blick auf diese Analyse werfen wollen und die Daten erneut sichten, bevor wir die Auswirkungen dieser Ergebnisse vollständig anerkennen können.“
Die Galileo-Raumsonde der NASA, welche 1989 an Bord des Spaceshuttle Atlantis auf ihre Reise zum Jupiter geschickt wurde, machte zahlreiche Entdeckungen und lieferte den Wissenschaftlern Daten für Jahrzehnte. Galileo untersuchte Jupiter, den schwersten Planeten unseres Sonnensystems und einige seiner vielen Monde.
Video-Link: https://youtu.be/VspTOONoFgA
Eine der entscheidendsten Entdeckungen war der Rückschluss auf einen globalen Salzwasserozean unter der Oberfläche von Europa. Dieser Ozean ist tief genug, um die gesamte Oberfläche Europas zu bedecken und enthält mehr Wasser als alle Ozeane der Erde zusammen. So weit von der Sonne entfernt, ist die Oberfläche des Ozeans allerdings komplett gefroren. Die meisten Wissenschaftler denken, dass diese Eiskruste zig Meilen dick ist.
„Eine Meinung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft war, dass es schlecht für die Biologie ist, wenn der Eispanzer dick ist. Das könnte bedeuten, dass die Oberfläche nicht mit dem darunter liegenden Ozean wechselwirkt“, sagte Britney Schmidt, leitende Autorin der Studie und Postdoktorandin am Institute for Geophysics der University of Texas in Austin. „Jetzt sehen wir Hinweise, dass es ein dicker Eispanzer ist, der sich energisch durchmischen kann und wir sehen neue Anhaltspunkte für riesige seichte Seen. Das könnte Europa und seinen Ozean lebensfreundlicher machen.“

Schmidt und ihr Team konzentrierte sich auf Galileo-Bilder von zwei grob kreisförmigen, zerklüfteten Strukturen auf Europas Oberfläche, Chaos Terrains genannt. Basierend auf vergleichbaren Prozessen auf der Erde – auf Eisschelfen und unter Gletschern, welche auf Vulkanen liegen – entwickelten sie ein Vier-Punkte-Modell, um zu erklären, wie die Strukturen entstehen. Das Modell löst verschiedene widersprüchliche Beobachtungen. Manche schienen dafür zu sprechen, dass der Eispanzer dick ist. Andere ließen vermuten, dass er dünn ist.
Diese kürzliche Analyse zeigt, dass die Chaos-Strukturen auf Europas Oberfläche durch Mechanismen entstanden sein könnten, die einen enormen Austausch zwischen dem Eispanzer und dem See darunter einbeziehen. Das stellt einen Mechanismus oder ein Modell zum Transport von Nährstoffen und Energie zwischen der Oberfläche und dem ausgedehnten globalen Ozean bereit, dessen Existenz unter der dicken Eisschicht bereits abgeleitet wurde. Man nimmt an, dass sich das dortige Potenzial für Leben damit erhöht.

Die Autoren der Studie haben gute Gründe zu glauben, dass ihr Modell korrekt ist, basierend auf Beobachtungen Europas durch Galileo und Beobachtungen der Erde. Weil die propagierten Seen mehrere Meilen unter der Oberfläche liegen, würde die einige wahre Bestätigung für ihre Existenz von einer zukünftigen Erkundungsmission kommen, welche Proben von dem Eispanzer nehmen müsste. Solch eine Mission wurde vom Planetary Science Decadal Survey des National Research Council als die Flaggschiff-Mission mit der zweithöchsten Priorität bewertet und wird von der NASA geprüft.
„Dieses neue Verständnis der Prozesse auf Europa wäre ohne das Fundament der 20-jährigen Beobachtungen irdischer Eisschichten und bewegter Eisschelfe“, sagte Don Blankenship, ein Co-Autor und Seniorwissenschaftler am Institute for Geophysics, wo er die Untersuchung luftgestützter Radaraufnahmen der irdischen Eisschichten leitet.
Galileo war die erste Raumsonde, die Jupiters Atmosphäre mittels einer Kapsel direkt gemessen hat und führte langfristige Beobachtungen des Jupitersystems durch. Die Sonde war die erste, die an einem Asteroiden vorbeiflog und den Mond eines Asteroiden entdeckte. Die NASA erweiterte die Mission dreimal, um von Galileos einzigartigen wissenschaftlichen Fähigkeiten Gebrauch zu machen und sie wurde im September 2003 auf einen Kollisionskurs in Jupiters Atmosphäre gebracht, um jede Möglichkeit eines Einschlags auf Europa zu verhindern.
Die Galileo-Mission wurde vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien) für das Science Mission Directorate der Agentur betrieben.
Quelle: http://www.nasa.gov/topics/solarsystem/features/europa_20111116.html
(THK)
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