
Astronomen und Studenten haben zwischen 500 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien eine 2,6 Millionen Lichtjahre lange Brücke aus atomarem Wasserstoffgas entdeckt. Sie registrierten das Gas mit dem William E. Gordon Telescope des Arecibo Observatory, einer Radioastronomie-Einrichtung der US National Science Foundation in Puerto Rico. Das Team veröffentlichte seine Ergebnisse am 7. August 2014 in einer Abhandlung im Journal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.
Der Strom aus atomarem Wasserstoffgas ist der größte bisher bekannte: Er ist eine Million Lichtjahre länger als ein Gasschweif im Virgo-Galaxienhaufen, der vor ein paar Jahren von einem anderen Arecibo-Projekt gefunden wurde. Dr. Rhys Taylor, ein Forscher der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und leitender Autor der Abhandlung, sagte: „Das kam völlig unerwartet. Wir sehen oft Gasströme in Galaxienhaufen, wo viele Galaxien nahe beieinander liegen, aber etwas so Langes zu finden, das nicht in einem Cluster liegt, ist einmalig.“
Nicht nur die Länge des Stroms ist überraschend, sondern auch die Menge des in ihm enthaltenen Gases. Roberto Rodriguez, ein diesjähriger Absolvent der University of Puerto Rico in Humacao, arbeitete als Student an diesem Projekt. „Normalerweise finden wir Gas innerhalb von Galaxien, aber hier befindet sich die Hälfte des Gases – etwa 15 Milliarden Sonnenmassen – in der Brücke. Das ist weit mehr als in der Milchstraßen-Galaxie und in der Andromeda-Galaxie zusammen“, erklärte er.
Das Team untersucht derzeit noch den Ursprung des Stroms. Eine Theorie geht davon aus, dass die große Galaxie an dem einen Ende des Stroms irgendwann in der Vergangenheit eine Gruppe kleinerer Galaxien an dem anderen Ende passierte. Als sie sich voneinander entfernten, bildete sich die Gasbrücke zwischen ihnen aus. Eine zweite Möglichkeit besagt, dass die große Galaxie direkt durch das Zentrum der Gruppe stieß und Gas aus ihr herausdrückte. Das Team plant die Verwendung von Computersimulationen, um herauszufinden, welche dieser Theorien am besten mit der Form der Brücke, so wie sie mit dem Arecibo-Teleskop beobachtet wurde, übereinstimmt.
An dem Projekt waren drei Studenten beteiligt: Roberto Rodriguez und Clarissa Vazquez von der University of Puerto Rico in Humacao sowie Hanna Herbst, die jetzt Doktorandin an der University of Florida in Gainesville ist. Dr. Robert Minchin, ein Astronom am Arecibo Observatory und der leitende Wissenschaftler des Projekts, sagte: „Die Mitwirkung von Studenten ist sehr wichtig für uns. Wir sind stolz darauf, die nächste Generation von Astronomen zu inspirieren, und wir sind besonders stolz auf die Beteiligung der Studenten aus Puerto Rico.“
Die Gasbrücke wurde anhand von Daten gefunden, die zwischen 2008 und 2011 vom Arecibo Galaxy Environment Survey (AGES) gesammelt wurden. Das Projekt nutzt die Leistungsfähigkeit des Arecibo-Telescops, um ein großes Himmelsgebiet mit hoher Empfindlichkeit zu beobachten.
(THK)
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