Astro-Bild der Woche: Ein Blick in den Flammennebel

Dieses Kompositbild zeigt den Flammennebel im Sternbild Orion, basierend auf Daten der Weltraumteleskope Chandra und Spitzer. (X-ray: NASA / CXC / PSU / K.Getman, E.Feigelson, M.Kuhn and the MYStIX team; Infrared: NASA / JPL-Caltech)
Dieses Kompositbild zeigt den Flammennebel im Sternbild Orion, basierend auf Daten der Weltraumteleskope Chandra und Spitzer. (X-ray: NASA / CXC / PSU / K.Getman, E.Feigelson, M.Kuhn and the MYStIX team; Infrared: NASA / JPL-Caltech)

Auf dem Astro-Bild der Woche ist der sogenannte Flammennebel zu sehen, eine Sternentstehungsregion im Sternbild Orion. Mit einer Distanz von rund 1.400 Lichtjahren liegt dieser Nebel nur unwesentlich weiter entfernt als der berühmte Orionnebel (circa 1.350 Lichtjahre). In den Wintermonaten, wenn das Sternbild Orion von Mitteleuropa aus sichtbar ist, richten viele Amateurastronomen ihre Beobachtungsinstrumente auf diese lohnenswerten Objekte.

Sowohl der Flammennebel als auch der Orionnebel gehören zu dem Orionkomplex, einer ausgedehnten und zusammenhängenden Gruppe von hellen Nebeln, dunklen Staubwolken und Molekülwolken. Der Orionkomplex nimmt praktisch die gesamte Fläche des gleichnamigen Sternbildes ein und erstreckt sich auch über dessen Grenzen hinaus. Mit bloßem Auge lassen sich allerdings nur die hellsten Strukturen identifizieren, insbesondere der Orionnebel, auch bekannt als M42. Der Orionkomplex als Ganzes zeigt sich dagegen nur auf lang belichteten Astrofotografien.

Der Flammennebel befindet sich direkt links neben dem unteren linken Gürtelstern des Orion, Alnitak. Im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums ähnelt die Zentralregion des Nebels einem Feuer mit auflodernden Flammen, daher sein Name. Der Grund für dieses Erscheinungsbild sind dunkle Staubfilamente, die sich vor einem rötlich leuchtenden Hintergrund abheben und dadurch eine scheinbare Dynamik hervorbringen, wie wir sie von Feuer kennen.

Das Astro-Bild der Woche zeigt den Flammennebel jedoch nicht im sichtbaren Wellenlängenbereich. Das Bild basiert auf Daten, die von den Weltraumteleskopen Chandra und Spitzer gesammelt wurden. Chandra registriert energiereiche Röntgenstrahlung, während Spitzer für Beobachtungen im infraroten Wellenlängenbereich entwickelt wurde. Jeder Wellenlängenbereich gibt ganz spezifische Informationen über die beobachteten Objekte und Regionen preis. Auf diese Weise können Astronomen an wichtige Daten gelangen, die sie sonst nicht bekommen würden, weil das sichtbare Licht von dichten Staubwolken blockiert wird.

Die kombinierten Röntgendaten (violett) und Infrarotdaten (rot, grün und blau) offenbaren einen jungen Sternhaufen im Inneren des Flammennebels. Er trägt die Katalogbezeichnung NGC 2024, die oft auch für den Flammennebel selbst verwendet wird. Die Sterne in diesem Sternhaufen sind sehr jung: Die jüngsten sind etwa 200.000 Jahre alt, während die ältesten Sterne bereits seit ungefähr 1,5 Millionen Jahren existieren. In kosmischen Maßstäben betrachtet, könnte man sie als Säuglinge und Kleinkinder bezeichnen.

Das Ungewöhnliche an diesem Sternhaufen ist, dass sich die älteren Sterne in seinen Randbereichen befinden und die jungen Sterne in seinem Zentrum liegen. Das widerspricht der einfachsten Theorie der Sternentstehung, laut der die Sterne zuerst dort entstehen sollten, wo die Dichte der kollabierenden Gas- und Staubwolken am größten ist – also im Zentrum. Derzeit gibt es drei Ansätze, um die Beobachtungen zu erklären.

Die erste Theorie besagt, dass im Zentrum des Sternhaufens noch immer Sternentstehungsprozesse stattfinden können, weil die Dichte der Gaswolken dort größer ist. In den Randgebieten ist die Dichte viel geringer; sie liegt unterhalb eines Grenzwertes, der für den selbständigen Kollaps der Gaswolken aber erreicht werden muss. Die zweite Möglichkeit stützt sich darauf, dass die älteren Sterne mehr Zeit hatten, um nach außen zu wandern, oder dass sie durch Interaktionen mit anderen Sternen nach außen katapultiert wurden. Der dritten Möglichkeit zufolge könnten die Ergebnisse auch erklärt werden, wenn in sehr dichten Gas- und Staubfilamenten Sternentstehungsprozesse stattfinden, während diese Filamente in das Zentrum des Sternhaufens stürzen. Weitere Beobachtungen mit leistungsfähigen Teleskopen wie dem geplanten James Webb Space Telescope werden vielleicht bestätigen können, welche Möglichkeit hier zutrifft.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA18249.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Teilchenjets eines Schwarzen Lochs
Bild 3: Der Gravitationslinseneffekt an der Galaxie S0901
Bild 4: Die Schockwelle des Sterns Kappa Cassiopeiae

(THK)

Werbung

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*