
Das Astro-Bild der Woche zeigt ein Beispiel für eines der beeindruckendsten Ereignisse, das man im Universum beobachten kann: die Verschmelzung zweier Galaxien. NGC 520, so die Katalogbezeichnung des abgebildeten Galaxienpaares, liegt ungefähr 100 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Die kollidierenden Galaxien liegen in Richtung des Sternbildes Pisces (Fische) und können bei entsprechend guten Wetterbedingungen bereits mit einem Amateurteleskop beobachtet werden. Sie erscheinen als verwaschenes Fleckchen, ähnlich einem Kometen.
Die beteiligten Galaxien befinden sich in einem mittleren Stadium ihres Verschmelzungsprozesses, der vor rund 300 Millionen Jahren begann, als sie sich zu nahe kamen. Es handelte sich ursprünglich um zwei Galaxien mit deutlicher Scheibenstruktur. Ihre Scheiben sind jetzt weitgehend miteinander verschmolzen, aber ihre beiden Kerne haben sich noch nicht vereinigt. Es wird noch einige Millionen Jahre dauern, bis auch ihre Kerne miteinander verschmolzen sind und eine neue, größere Galaxie entsteht. NGC 520 besitzt einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren, damit ist sie gleich groß wie unsere eigene Milchstraßen-Galaxie oder sogar etwas kleiner. Der Durchmesser unserer Galaxie wird auf 100.000-120.000 Lichtjahre geschätzt.
Auffällig ist der Gezeitenschweif, der durch die gravitative Wechselwirkung der beiden Galaxien verursacht wurde. Ihre Massen sind so groß, dass ihre Gravitation zahlreiche Sterne und lokale Gasvorkommen aus ihren jeweiligen Heimatgalaxien herauskatapultieren kann, wo sie eine lange, schweifähnliche Struktur bilden. Bisweilen werden die Sterne sogar so stark beschleunigt, dass sie die notwendige Fluchtgeschwindigkeit erreichen und fortan nicht mehr gravitativ an ihre Galaxie gebunden sind: Sie werden alleine durch den intergalaktischen Raum fliegen, bis sie in das Gravitationsfeld eines massereichen Objekts geraten, zum Beispiel eine andere Galaxie.
Das Bild machte das Weltraumteleskop Hubble mit seiner Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2). Aufnahmen wie diese helfen Astronomen dabei, die komplexen gravitativen Wechselwirkungen zwischen einzelnen Galaxien besser zu verstehen. Intensive Phasen der Sternentstehung (Starbursts genannt), sind nur eine mögliche Folge ihres Gravitationstanzes. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung großräumiger Strukturen wie Galaxiengruppen, Galaxienhaufen und Supergalaxienhaufen. Die Beobachtungen interagierender Galaxien erlaubt letztendlich Rückschlüsse auf das zukünftige Schicksal unserer eigenen Heimatgalaxie: Sie wird in ein paar Milliarden Jahren unvermeidlich mit der Andromeda-Galaxie kollidieren und mit ihr verschmelzen.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA10390.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Eine Super-Starburst-Galaxie
Bild 2: Die Umgebung des Magnetars SGR 1900+14
Bild 4: Das interagierende Galaxienpaar AM 1316-241
(THK)
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