Neuer Denkansatz über die Suche nach technisch fortgeschrittenen Zivilisationen

Künstlerische Darstellung eines Schwarzen Lochs (NASA)
Künstlerische Darstellung eines Schwarzen Lochs (NASA)

Die schmerzliche Abschaltung des Allen Telescope Arrays aufgrund von Budgetkürzungen führt zumindest vorübergehend zu einem Stopp der ambitioniertesten Suche nach Radiotransmissionen außerirdischer Zivilisationen.

Aber vielleicht sei es an der Zeit, einfach weit außerhalb unserer vorgefassten Meinungen darüber zu denken, wie extraterrestrische Zivilisationen entdeckt werden können, sagt Clement Vidal von der Evolution, Complexity and Cognition Gruppe an der Vrije Universiteit in Brüssel (Belgien). Und die fortschrittlichsten Zivilisationen könnten am einfachsten zu finden sein.

In einer kürzlich veröffentlichten Abhandlung betont er, dass wir eine Vielzahl von Suchstrategien nutzen müssen, um das Geheimnis unserer kosmischen Einsamkeit zu lösen – das heißt, falls wir damit zufrieden sind, Außerirdische zu finden und nicht mit ihnen kommunizieren wollen.

Vidals Begründung: Das Universum ist so alt, dass dort draußen weit fortgeschrittene Zivilisationen existieren müssen, Milliarden Jahre weiter entwickelt als wir. Sie müssen übermenschliche Ingenieursleistungen vollbringen, die durch den intergalaktischen Raum erkennbar sind. “Übermenschlich” könnte auch bedeuten, dass die fortschrittlichsten Lebensformen gut möglich auch post-biologisch sein könnten. Sie haben sich weit über Kreaturen aus Fleisch und Blut hinaus entwickelt, wie in Arthur C. Clarkes “2001: A Space Odyssey” beschrieben.

Was definiert eine Super-Zivilisation? Im Jahr 1964 erdachte der russische Astrophysiker Nikolai Kardashev ein Klassifikationsschema für technologisch fortgeschrittene außerirdische Gemeinschaften. Eine Zivilisation des Typs I nutzt Energiequellen planetenweit – wie wir. Eine Zivilisation des Typs II hätte zehn Milliarden Mal mehr Energie zur Verfügung, indem sie den kompletten Energieausstoß ihres Zentralsterns nutzbar macht – vielleicht durch den Bau einer Hülle um den Stern, genannt Dyson Sphäre. (Anm. d. Red.: siehe auch den Link unten) Eine Zivilisation des Typs III würde die Energieressourcen einer ganzen Galaxie ausnutzen – nur Gott weiß wie! Das würde einen weiteren Anstieg der verfügbaren Energie um den Faktor von mindestens Zehn Milliarden nach sich ziehen.

Künstlerische Darstellung eines Binärsystems mit extrem massereichen Partner (oben) (NASA)
Künstlerische Darstellung eines Binärsystems mit extrem massereichen Partner (oben) (NASA)

Appetit von Schwarzen Löchern

Energiehungrige galaktische Imperien könnten die Verwendung stellarer Energie überspringen und dazu übergehen, Energie aus Schwarzen Löchern zu gewinnen. Diese kollabierten Inseln der Raumzeit sind die ultimativen Energiequellen des Universums. Sie sind wesentlich effizienter bei der Umwandlung von Masse in Energie als die Fusionsprozesse von Sternen.

Aber wichtiger als das sei Vidal zufolge die Fähigkeit, ebenfalls den Mikrokosmos zu kontrollieren. Heute können wir einzelne Atome durch Nanotechnologie manipulieren. Aber fortschrittliche außerirdische Physiker würden mit Elementarteilchen und der Struktur der Raumzeit selbst herumspielen.

Mit der Kontrolle über die Raumzeit könnte eine Super-Zivilisation ihre eigenen Schwarzen Löcher für eine Vielzahl von Aufgaben erzeugen wollen: Müllbeseitigung, Raumschiffantriebe, Supercomputer, vielleicht sogar Zeitreisen.

In großräumigem Maßstab könnten Super-Zivilisationen Schwarze Löcher benutzen, um Sterne umzuarbeiten. Die Suche nach Unsterblichkeit über die Lebensdauer eines Sterns hinaus würde eine große Motivation sein.

Mögliche Außerirdische erzeugen ein Schwarzes Loch, um Materie von einem ausgebrannten Stern, einem Weißen Zwerg, anzusammeln. Das würde reichlich Energie über das Stadium der Fusionsphase hinaus liefern. Aber wie würde man beweisen, dass das Schwarze Loch künstlich war? Verräterische Hinweise würden von Messungen kommen, die zeigen, dass das Schwarze Loch weniger als 3,5 Sonnenmassen wog. Das ist die untere Grenzmasse, um Materie durch eine Kernkollaps-Supernova zu einem Schwarzen Loch werden zu lassen.

Einige niedrigmassige Röntgendoppelsterne könnten künstlich hergestellt worden sein, spekuliert Vidal. Oder außerirdische Zivilisationen könnten Wege gefunden haben, natürliche Röntgendoppelsterne zu kontrollieren – so wie unsere Vorfahren Energie aus Wasserfällen gewonnen haben.

Kurioserweise hat das Chandra Röntgenteleskop der NASA eine Fülle dieser Systeme innerhalb mehrerer Lichtjahre um das galaktische Zentrum gefunden. Die zentrale Ausbuchtung (“Bulge”) unserer Galaxie sollte aufgrund ihrer alten Sternpopulationen die Heimat der ältesten Zivilisationen sein.

Aufnahme der kosmischen Hintergrundstrahlung vom Planck Weltraumteleskop (NASA)
Aufnahme der kosmischen Hintergrundstrahlung vom Planck Weltraumteleskop (NASA)

Selbstgemachtes Universum

Zivilisationen könnten versuchen, ewig zu leben, indem sie die Zeitdilatationseffekte in der Nähe eines Schwarzen Lochs ausnutzen, um im Universum der fernen Zukunft zu “überwintern” und zu überleben. So etwas ist in Isaac Asimovs Kurzgeschichte “The Last Question” wundervoll beschrieben. Ein Supercomputer namens Cosmic AC führt einen Neustart des Universums durch, nachdem unser Kosmos einen Zustand voller Entropie erreicht hatte. Nachdem sie über die Dunkelheit grübelte, sagte die multidimensionale Maschine: “Es werde Licht!”

Letztendlich könnte eine Super-Zivilisation versuchen, durch die Erzeugung Schwarzer Löcher ein künstliches Universum im Labor zu schaffen. Diese entfernte Vorstellung von artificial cosmogenesis könnte erklären, warum die vielen Konstanten in unserem Universum so präzise zu unserer Existenz passen.

Dunkle Energie zum Beispiel – eine abstoßende Form der Gravitation – ist kolossale 123 Größenordnungen schwächer als von der Quantenphysik vorausgesagt wurde. Manche Astrophysiker spekulieren, dass dies nicht durch Zufall passiert sein kann, solange es nicht unendlich viele Paralleluniversen mit ihren eigenen unterschiedlichen Werten von Dunkler Energie gibt.

Oder Dunkle Energie ist ein Signal von Intelligent Design. Ohne in religiöse Metaphysik abzugleiten, könnte unser Universum einfach ein wissenschaftliches Experiment eines Wesens aus einem Exo-Universum sein.

Weiterführende Links:
Wikipedia: Dyson-Sphäre

Quelle: http://news.discovery.com/space/super-civilizations-might-live-off-black-holes-110430.html

(THK)

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