
Ergebnisse von den ATLAS- und CMS-Experimenten zeigen, dass dem schwer nachzuweisenden Higgs-Teilchen – falls es existiert – die Plätze ausgehen, wo es sich verstecken könnte. Die Ergebnisse wurden am 22. August auf der alle zwei Jahre stattfindenden Lepton-Photon Konferenz in Mumbai (Indien) präsentiert. Die Existenz Higgs-Bosons zu beweisen oder zu widerlegen gehört zu den Hauptzielen der wissenschaftlichen Programme am LHC. Das Higgs-Boson wurde in den 1960er Jahren als Teil eines Mechanismus postuliert, der den Elementarteilchen ihre Masse verleiht. ATLAS und CMS haben die Existenz eines Higgs-Teilchen im Großteil des Massenbereichs zwischen 145 und 466 Gigaelektronenvolt (GeV) mit 95-prozentiger Sicherheit ausgeschlossen.
Die LHC-Experimente werden neben den Ergebnissen der Suche nach dem Higgs-Boson auch neue Ergebnisse aus einem weiten Bereich der Physik präsentieren. Dank der hervorragenden Leistung des LHC, den Experimenten und des Worldwide LHC Computing Grid basieren einige der aktuellen Analysen auf der fast doppelten Datenmenge, die auf der letzten Teilchenphysik-Hauptkonferenz im Juli präsentiert wurde.
„Das sind aufregende Zeiten für die Teilchenphysik“, sagte der Wissenschaftsdirektor des CERN, Sergio Bertolucci. „Innerhalb der nächsten zwölf Monate sind Entdeckungen fast sicher. Falls das Higgs-Boson existiert, werden es die LHC Experimente bald finden. Falls nicht, wird seine Abwesenheit den Weg zu neuer Physik zeigen.“
Der Higgs-Mechanismus des Standardmodells ist einer von vielen Möglichkeiten, woher Elementarteilchen ihre Massen bekommen könnten. Dem Higgs-Mechanismus zufolge ist der Raum mit einem so genannten Higgs-Feld erfüllt, mit dem die Teilchen interagieren. Die Teilchen, welche stark mit dem Feld wechselwirken, besitzen mehr Masse als diejenigen, die schwach mit dem Feld interagieren – ungefähr so, wie ein stromlinienförmiger Rennwagen leichter durch die Luft schneidet als ein Bus.
Auf der ersten wichtigen Teilchenphysik-Konferenz des Jahres 2011, der im Juli in Grenoble (Frankreich) abgehaltenen High Energy Physics Conference der European Physical Society, betonten ATLAS und CMS, dass mögliche Hinweise auf ein Higgs-Signal in ihren Daten durch statistische Fluktuationen erklärt werden könnte. Jetzt, wo die zusätzlichen Daten analysiert wurden, ging die Bedeutung dieser Fluktuationen leicht zurück.
„Dank der großartigen Leistung des LHC haben wir während des letzten Monats eine große Menge neuer Daten aufgezeichnet“, sagte ATLAS-Sprecherin Fabiola Gianotti. „Das erlaubte uns, große Schritte in unserem Verständnis des Standardmodells, der Suche nach dem Higgs-Boson und neuer Physik zu machen.“
CMS-Sprecher Guido Tonelli stimmte zu und sagte: „Es ist schön, dass die fantastische Leistung des LHC uns dieses Jahr eng an den Bereich einer möglichen Entdeckung gebracht hat. Was immer das letzte Urteil über das Higgs-Boson sein mag, wir leben jetzt in aufregenden Zeiten für alle, die an der Suche nach neuer Physik beteiligt sind.“
Die Lepton-Photon Conference dauert bis zum 27. August. Am 25. August wird es eine Pressekonferenz geben, auf der der Direktor des CERN, Rolf Heuer, einer der Sprecher sein wird. Das LHCb-Experiment des CERN wird seine neusten Messungen des Standardmodells am Samstag, dem 27. August präsentieren. Nach der Lepton-Photon Conference werden die Ergebnisse der LHC-Experimente auf der CERN-Website verfügbar sein.
Der LHC ist auf dem Weg, die von den Experimenten bisher gesammelte Datenmenge bis zum Ende des Jahres mindestens zu verdoppeln.
Quelle: http://press.web.cern.ch/press/PressReleases/Releases2011/PR14.11E.html
(THK)
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