Astro-Bild der Woche: Herschels Blick auf die Sternentstehungsregion RCW 120

Sternentstehungsregion RCW 120, aufgenommen vom Herschel-Weltraumteleskop (ESA / PACS / SPIRE / HOBYS Consortia)
Sternentstehungsregion RCW 120, aufgenommen vom Herschel-Weltraumteleskop (ESA / PACS / SPIRE / HOBYS Consortia)

Zu den eindrucksvollsten Himmelsobjekten, die man als Amateur (und auch als Profi) beobachten kann, gehören die ausgedehnten Wolken aus Gas und Staub, in deren Innern zahllose neue Sterne geboren werden. Während die bekanntesten von ihnen (etwa der Orionnebel oder der Adlernebel) auch dem Laien bekannt sind, gibt es viele andere weit weniger populäre Nebel- und Wolkenstrukturen, deren Anblick aber nicht weniger faszinierend ist.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Sternentstehungsregion RCW 120, die etwa 4.300 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Scorpius (Skorpion) liegt. Diese Aufnahme des Herschel-Weltraumteleskops zeigt RCW 120 im Infrarotlicht und enthüllt somit auch Einzelheiten, die sonst verborgen bleiben, weil dichte Staubschleier das optische Licht größtenteils blockieren. Die ringförmige Struktur entsteht durch die energiereiche Strahlung und die enormen Sternwinde eines sehr jungen Sterns, der sich noch in seinen frühsten Entwicklungsphasen befindet. Er befindet sich – auf dieser Aufnahme leider nicht sichtbar – im Zentrum der Ringstruktur. Er ist lediglich 2,5 Millionen Jahre alt und könnte in den nächsten paar tausend Jahren zu den hellsten Sternen der Galaxie gehören.

Der auffallend helle Knoten rechts unterhalb der Ringstruktur ist der Gas- und Staubkokon eines Sternenembryos. Seine Entstehung wurde durch die starken Sternwinde des oben beschriebenen jungen Sterns begünstigt, indem sie große Mengen Gas und Staub komprimierten, wodurch die langsame Geburt eines weiteren Sterns eingeleitet wurde. Dieser Sternenembryo besitzt jetzt schon die acht- bis zehnfache Sonnenmasse und wird vermutlich noch massereicher werden, da sich in seiner direkten Umgebung weitere 2.000 Sonnenmassen Gas und Staub befinden. Im Hinblick darauf, dass auch die schwersten bekannten Sterne nicht schwerer als 150 Sonnenmassen sind, kann man jedoch voraussagen, dass der Stern nicht die gesamten zur Verfügung stehenden 2.000 Sonnenmassen Gas und Staub zum Wachsen heranziehen wird.

Den Theorien zufolge sollte ein wachsender Stern bei einer Masse von etwa acht bis zehn Sonnenmassen soviel ultraviolette Strahlung erzeugen, dass sie das Gas aus seiner Umgebung fortbläst – so wie bei dem jungen Stern oben und seiner riesigen Gasblase. Dagegen sprechen allerdings die entdeckten Riesensterne, die mit bis zu 150 Sonnenmassen wesentlich schwerer sind. Die möglichen Ursachen dafür werden noch diskutiert, aber Aufnahmen wie diese könnten den Astronomen entscheidende Hinweise liefern, um dieses Rätsel zu lösen.

(THK)

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