
Das Astro-Bild der Woche ist Omega Centauri (NGC 5139), ein Kugelsternhaufen, der bei Amateur-Astronomen sehr beliebt ist. Er liegt ungefähr 16.000 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbildes Centaurus (Zentaur) und kann daher am besten von der südlichen Hemisphäre aus beobachtet werden. Schon der antike Astronom Ptolemäus kannte das Objekt, allerdings dachte er fälschlicherweise, dass es sich um einen Stern handelte. Im Jahre 1677 wurde Omega Centauri von Edmond Halley als Nebel identifiziert, aber erst in den 1830er Jahren fand der Astronom John Herschel heraus, dass Omega Centauri ein Kugelsternhaufen ist, der unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, umkreist.
Omega Centauri ist jedoch kein gewöhnlicher Kugelsternhaufen. Er ist schon mit bloßem Auge als verhältnismäßig heller aber verwaschener Fleck zu sehen und zählt bei weitem zu den größten Kugelsternhaufen der gesamten lokalen Galaxiengruppe. Die Anzahl der in ihm enthaltenen Sterne ist außergewöhnlich hoch: er besteht aus circa zehn Millionen Sternen, die aber nicht einer einzigen Sterngeneration angehören, wie es bei Kugelsternhaufen üblicherweise der Fall ist. In Omega Centauri finden sich Sterne unterschiedlicher Sterngenerationen, also unterschiedlichen Alters. Diese Eigenschaft, gepaart mit der überdurchschnittlich hohen Gesamtmasse des Kugelsternhaufens, hat die Wissenschaftler lange Zeit vor ein Rätsel gestellt.
Mit Hilfe modernster Teleskope, darunter dem Weltraumteleskop Hubble, ist es Astronomen im Jahr 2008 offenbar gelungen, das Geheimnis dieses rätselhaften Kugelsternhaufens zumindest teilweise zu lüften. Den Ausschlag dafür gab die Entdeckung eines relativ kleinen Schwarzen Lochs von 40.000 Sonnenmassen im Zentrum des – vermeintlichen – Kugelsternhaufens. Nach aktuellen Erkenntnissen ist Omega Centauri nämlich kein „richtiger“ Kugelsternhaufen, sondern das Relikt einer kleinen Zwerggalaxie.
Durch gravitative Wechselwirkungen mit der sehr nahe gelegenen und wesentlich schwereren Milchstraße wurde die Zwerggalaxie anscheinend ihrer äußeren Sternpopulationen beraubt, wodurch letztendlich nur ihr dichter Kernbereich übrigblieb. Das würde nicht nur die Existenz des Schwarzen Lochs im Zentrum von Omega Centauri erklären, sondern auch eine plausible Erklärung für die hohe Anzahl von Sternen liefern. Zudem würde diese Theorie auch eine Lösung auf die Frage bereithalten, warum in Omega Centauri mehrere Sterngenerationen beobachtet werden können und nicht nur eine.
Eine größere Version des Bildes gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13125.jpg
Video-Link: https://youtu.be/5j_Kbl60Fhg
Hubble-Cast über die rätselhaften Eigenschaften von Omega Centauri und die Entdeckung des Schwarzen Lochs in seinem Zentrum (ESA / Hubble (M. Kornmesser & L. L. Christensen), R. Gendler)
(THK)
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