Geologen entdecken neue Landformklasse auf dem Mars

Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiter zeigen eine neue Klasse von Landformen auf dem Mars. (NASA)
Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiter zeigen eine neue Klasse von Landformen auf dem Mars. (NASA)

Einer neue Forschungsarbeit von Geologen der University of Washington zufolge könnte eine eigenartige, bisher unbeobachtete Landform ein Fenster in die geologische Vergangenheit des Mars öffnen.

Sie nennen die Strukturen “periodic bedrock ridges”, abgekürzt PBRs. (Anm. d. Red.: Da es in der deutschen Sprache mehrere geologische Bedeutungen für die Begriffe “bedrock” und “ridge” gibt, ist eine exakte Übersetzung in diesem Fall nicht einfach. Sinngemäß bedeutet es etwa so viel wie “periodische Untergrundgesteinsgrate”.) Die Grate sehen aus wie Sanddünen, aber statt aus Material zu bestehen, das vom Wind aufgetürmt wurde, sagen die Wissenschaftler, dass sich die Grate tatsächlich durch Winderosion der Untergrundgesteine bildeten.

“Sie sehen für alle Welt aus wie Sanddünen, aber sie wurden vom Wind in hartes Gestein hineinerodiert”, sagte David Montgomery, ein Professor für Erd- und Weltraum-wissenschaften an der University of Washington. Es ist etwas, für das es auf der Erde nicht viele Analogien gibt.”

Er glaubt, dass die Rillen zwar Untergrundgestein sind, jedoch aus einem weicheren, erodierbarerem Material als typisches Untergrundgestein bestehen und durch eine ungewöhnliche Form von Winderosion erschaffen wurden, die mehr rechtwinklig zu dem vorherrschenden Wind auftritt, anstatt in die gleiche Richtung zu wehen.

Er vergleicht die Grate mit einer anderen Form von Untergrundgestein namens Yardang, die im Laufe der Zeit von Gegenwinden gestaltet wurde. Ein Yardang besitzt eine weite, stumpfe Vorderkante im Angesicht des Windes und seine Seiten sind spitz zulaufend, so dass er einer Träne gleicht.

Im Fall der PBRs glaubt Montgomery, dass starke Oberflächenwinde auf dem Mars von einer Landformation nach oben abgelenkt werden und das Untergrundgestein in dem Gebiet erodieren, wo sie wieder auf die Oberfläche treffen.

Die Räume zwischen den Graten hängen davon ab, wie lange die Winde benötigen, um auf die Oberfläche zurückzukehren und das werde durch die Stärke des Windes, die Größe der Ablenkung und die Dichte der Atmosphäre bestimmt, sagte er.

Die Entdeckung ist wichtig, “weil man keine Informationen über die Vorgeschichte des Materials an der Oberfläche erhalten kann”, falls die Grate tatsächlich durch Wind erschaffen wurden, der das Material in Dünen abgelagert hat.

“Aber wenn sie stattdessen hineinerodiert wurden und man auf die Überreste eines Felsens schaut, der erodiert wurde, dann kann man noch immer etwas darüber erfahren, was lange vor diesem Zeitpunkt geschah”, sagte Montgomery.

“Man kann wirklich zurückgehen und einige frühere Zeitalter in der Vergangenheit des Mars betrachten und der Wind würde uns den Gefallen tun und die Schichten freilegen, die diese Geschichte in sich tragen”, sagte er. “Es gibt einige Regionen auf der Marsoberfläche, möglicherweise recht große Regionen, von denen wir bis jetzt dachten, dass man dort nicht sehr weit in die geologische Vergangenheit des Mars zurückblicken kann.”

Montgomery ist der leitende Autor einer Abhandlung, welche die Entdeckung dokumentiert und am 9. März online im Journal of Geophysical Research, einem Magazin der American Geophysical Union, veröffentlicht wurde. Die Co-Autoren sind Joshua Bandfield, ein Assistenzprofessor für Erd- und Weltraumwissenschaften an der University of Washington, und Scott Becker, der als Student der Erd- und Weltraumwissenschaften an der Studie mitgearbeitet und seinen Hochschulabschluss erhalten hat. Die Forschungsarbeit wurde zum Teil von der NASA finanziert.

Auf der Erde kann es Montgomery zufolge Landformen geben, die PBRs mehr oder weniger ähneln, aber bislang gibt es nichts exakt Vergleichbares, hauptsächlich deshalb, weil auf der Erde nicht viele Felslandschaften existieren, in denen Wind die Haupterosionsursache ist.

“Es gibt sehr wenige Orte, wo Untergrundgestein an der Oberfläche offenliegt und nicht auch Wasser vorhanden ist, das Täler erodiert und die Topografie gestaltet”, sagte er. “Der Mars ist ein anderer Planet und der größte Unterschied ist der Mangel an fluviatilen Vorgängen, der Mangel an Wasser, das die Oberfläche bearbeitet.”

Quelle: http://www.washington.edu/news/articles/geologists-discover-new-class-of-landform-2013-on-mars

(THK)

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