Astro-Bild der Woche: Die stellare Kinderstube Sharpless 140

Die Sternentstehungsregion Sharpless 140, aufgenommen vom Weltraumteleskop Spitzer (NASA / JPL-Caltech / G. Melnick (Harvard-Smithsonian CfA))
Die Sternentstehungsregion Sharpless 140, aufgenommen vom Weltraumteleskop Spitzer (NASA / JPL-Caltech / G. Melnick (Harvard-Smithsonian CfA))

Das Astro-Bild der Woche, eine faszinierende Aufnahme der Sternentstehungsregion Sharpless 140, haben wir dem Weltraumteleskop Spitzer zu verdanken. Spitzer arbeitet im infraroten Bereich des Lichtspektrums und kann Strukturen beobachten, die den Astronomen im sichtbaren Wellenlängenbereich verborgen bleiben. In Sternentstehungsregionen finden sich meist dichte Gas- und Staubwolken, die für sichtbares Licht kaum durchlässig sind und die Beobachtung der dahinter ablaufenden Prozesse – etwa die eigentliche Entwicklung der Sterne – erschweren können. Langwelliges Infrarotlicht kann diese Gas- und Staubwolken durchdringen und wertvolle Informationen über die Entwicklungsstadien von Sternen liefern, wenn es von Infrarotteleskopen wie Spitzer registriert wird.

Sharpless 140 ist eine relativ kleine Sternentstehungsregion und liegt rund 3.000 Lichtjahre entfernt in Richtung des nördlichen Sternbildes Cepheus (Kepheus). Trotz ihrer geringen Größe ist sie für Astronomen sehr interessant, weil sich auf kleinem Gebiet (beziehungsweise in kleinem Raumvolumen) die Vielfalt sternbildender Vorgänge zeigt. Im Zentrum der Wolke liegen drei Sterne, von denen jeder mehrere tausend Mal heller als die Sonne ist. Die Aufnahme von Spitzer rückt sie eindrucksvoll in den Mittelpunkt, während sie auf Bildern in optischen Wellenlängen vollkommen vom Staub verdeckt werden und nicht zu erkennen sind. Dass sich mindestens einer der drei Sterne noch in einem extrem frühen Entwicklungsstadium befinden muss, schließen die Wissenschaftler aus der Existenz eines Gasstroms, der sich mit hoher Geschwindigkeit von ihm entfernt. Solche Strukturen, im Englischen als “Outflows” bezeichnet, sind charakteristisch für sehr junge stellare Embryos, die als Teil ihrer “Sternwerdung” noch immer große Mengen Materie aufnehmen.

Neben dem strahlend hellen Zentrum und den darin enthaltenen drei Sternen fallen dem Betrachter (wahrscheinlich) auch die bogenähnlichen Wolkenformationen auf, insbesondere der ausgeprägte Bogen unterhalb des Zentrums. Spektraluntersuchungen haben gezeigt, dass dieser Bogen überraschenderweise hauptsächlich aus organischen Bestandteilen besteht, so genannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Die energiereiche ultraviolette Strahlung eines nahen Sterns (der außerhalb des Bildausschnittes liegt) wird die organischen Moleküle und die dichte Staubhülle mit der Zeit zerstören und erodieren und den Blick auf die bislang verborgenen jungen Sterne freigeben.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.spitzer.caltech.edu/uploaded_files/images/0007/6758/ssc2004-07a1.jpg

(THK)

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