Deep Impact beobachtet den Kometen C/2012 S1 (ISON)

Kursberechnung des Kometen C/2012 S1 (ISON). Der Komet befindet sich derzeit knapp innerhalb der Umlaufbahn von Jupiter und wird im November 2013 rund 1,8 Millionen Kilometer von der Sonnenoberfläche entfernt sein. (NASA / JPL-Caltech)
Kursberechnung des Kometen C/2012 S1 (ISON). Der Komet befindet sich derzeit knapp innerhalb der Umlaufbahn von Jupiter und wird im November 2013 rund 1,8 Millionen Kilometer von der Sonnenoberfläche entfernt sein. (NASA / JPL-Caltech)

Die NASA-Raumsonde Deep Impact hat ihre ersten Aufnahmen des Kometen C/2012 S1 (ISON) gemacht. Die Bilder wurden während einer 36-stündigen Zeitspanne am 17. und 18. Januar 2013 mit dem Medium-Resolution Imager der Raumsonde aus einer Distanz von 793 Millionen Kilometern aufgenommen. Viele Wissenschaftler erwarten für den Kometen eine helle Zukunft. Die durch den Weltraum fliegende Ansammlung von Staub und Eis könnte ein ganz schönes Schauspiel aufführen, wenn sie im kommenden Herbst das innere Sonnensystem durchquert.

„Dies ist der vierte Komet, an dem wir wissenschaftliche Beobachtungen durchgeführt haben und zugleich der am weitesten von der Erde entfernte Punkt, von dem aus wir versucht haben, Daten über einen Kometen zurückzuschicken“, sagte Tim Larson, Projektmanager der Deep-Impact-Raumsonde am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien). „Die Entfernung begrenzt unsere Bandbreite, deswegen ist es ein bisschen wie die Kommunikation mit einem Modem, nachdem man an DSL gewöhnt war. Aber wir werden unsere Datensammlung und -wiedergabe koordinieren, so dass wir unser Wissen über diesen möglicherweise spektakulären Kometen maximieren.“

Deep Impact hat enge Vorbeiflüge an zwei Kometen (Tempel 1 und Hartley 2) durchgeführt und ihre Missionswissenschaftler unter Leitung des Astronomen Michael A’Hearn von der University of Maryland haben wissenschaftliche Beobachtungen von zwei weiteren Kometen (Garradd und jetzt ISON) gemacht. Die ISON-Aufnahmen sollen erwartungsgemäß infrarote Daten, Lichtkurven (die zur Bestimmung der Rotationsperiode des Kometen benutzt werden) und Bilder in sichtbarem Licht umfassen. Die vorläufigen Ergebnisse sprechen dafür, dass der Komet schon aktiv ist, obwohl er sich noch mehr als 763 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt im äußeren Sonnensystem befindet. Am 18. Januar 2013 war der Schweif, der von dem Kometenkern ausgeht, mehr als 64.400 Kilometer lang.

Man nimmt an, dass langperiodische Kometen wie ISON aus der Oortschen Wolke des Sonnensystems stammen. Das ist eine gigantische, kugelförmige Wolke aus eishaltigen Körpern, die unser Sonnensystem in solch einer Entfernung umgibt, dass ihr äußerer Rand etwa auf einem Drittel der Distanz zu dem nächsten Stern (die Sonne ausgenommen) liegt. Ab und zu wird eine dieser lockeren Ansammlungen aus Eis, Gestein, Staub und organischen Bestandteilen durch einen vorbeiziehenden Stern oder die kombinierten Gravitationsauswirkungen der Sterne in der Milchstraße von ihrer bestehenden Umlaufbahn in der Oortschen Wolke abgebracht. Mit diesen gravitativen Störungen beginnt der Äonen andauernde, bogenförmige Sturz eines Kometen in Richtung des inneren Sonnensystems.

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Video-Link: https://youtu.be/VCYeeAV45Ck

Bilderserie des Kometen C/2012 S1 (ISON), aufgenommen von der Raumsonde Deep Impact. (NASA / JPL-Caltech / UMD)

ISON wurde am 21. September 2012 von zwei russischen Astronomen entdeckt, die das 40-Zentimeter-Teleskop des International Scientific Optical Network in der Nähe von Kislovodsk benutzten. Das Near Object Program Office der NASA hat seinen Kurs verfolgt und bestimmt, dass der Komet höchstwahrscheinlich seine erste Reise durch das innere Sonnensystem macht. Das bedeutet, dass die unberührte Oberfläche des Kometen mit höherer Wahrscheinlichkeit von flüchtigen Substanzen bedeckt ist, die nur auf ein wenig Sonnenenergie warten, um sich zu erwärmen und ihnen bei dem Entweichen zu helfen. Mit dem Entweichen dieses sauberen Eises könnte eine Menge Staub freigesetzt werden, der seit den Anfängen unseres Sonnensystems konserviert war. Das entwichene Gas und der freigesetzte Staub sind es, die von der Erde aus als die Atmosphäre (Koma) eines Kometen und dessen Schweif beobachtet werden.

ISON wird keine Bedrohung für die Erde sein – er wird der Erde am 26. Dezember 2013 nicht näherkommen als etwa 64 Millionen Kilometer. Aber Sterngucker werden eine Gelegenheit haben, den Kopf und Schweif des Kometen vor und nach dessen engster Annäherung an die Sonne zu beobachten – falls der Komet nicht frühzeitig schwächer wird oder auseinanderbricht, bevor er die Sonne erreicht.

Im Januar 2005 gestartet, reiste die NASA-Raumsonde Deep Impact etwa 431 Millionen Kilometer in die Nähe des Kometen Tempel 1. Am 3. Juli 2005 setzte die Raumsonde einen Impaktor aus, der am 4. Juli von dem Kern des Kometen Tempel 1 quasi „überrannt“ wurde. Sechzehn Tage nach der Begegnung mit dem Kometen brachte das Missionsteam die Sonde auf einen Kurs, der sie im Dezember 2007 an der Erde vorbeifliegen ließ. Diese erweiterte Mission der Raumsonde gipfelte in dem erfolgreichen Vorbeiflug an dem Kometen Hartley 2 am 4. November 2010. Im Januar 2012 führte die Raumsonde aus der Entfernung eine Beobachtungsreihe des Kometen C/2009 P1 (Garradd) durch. Bis jetzt hat Deep Impact rund 7,06 Milliarden Kilometer im Weltraum zurückgelegt.

Das Jet Propulsion Laboratory (JPL), eine Abteilung des California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, betreibt die Deep-Impact-Mission für das Science Mission Directorate in Washington. Die University of Maryland ist die leitende Forschungseinrichtung der Mission. Deep Impact ist Teil des Discovery Programms, das vom Marshall Space Flight Center in Huntsville (Alabama) geleitet wird. Die Raumsonde wurde von Ball Aerospace & Technologies Corp. in Boulder (Colorado) für die NASA gebaut.

Quelle: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.php?release=2013-047

(THK)

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