Gaswolke in der Milchstraßen-Galaxie erzeugt Mehrfachbilder eines entfernten Quasars

Schematische Darstellung des Ereignisses (nicht maßstabsgetreu). Die Radiowellen des entfernten Quasars werden von einer Gaswolke in unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie gebeugt, was zu Mehrfach-Abbildungen führt. (Bill Saxton, NRAO / AUI / NSF)
Schematische Darstellung des Ereignisses (nicht maßstabsgetreu). Die Radiowellen des entfernten Quasars werden von einer Gaswolke in unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie gebeugt, was zu Mehrfach-Abbildungen führt. (Bill Saxton, NRAO / AUI / NSF)

Astronomen haben erstmals das Bild eines entfernten Quasars gesehen, das durch die Effekte einer Wolke aus ionisiertem Gas in unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie in Mehrfachbilder geteilt wurde. Solche Ereignisse wurden schon 1970 vorhergesagt, aber den ersten Beleg für ein derartiges Ereignis hat jetzt das Very Long Baseline Array (VLBA), ein Radioteleskopsystem der National Science Foundation, geliefert.

Die Wissenschaftler beobachteten den fast drei Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar 2023+335 als Teil einer Langzeitstudie über anhaltende Veränderungen von rund 300 Quasaren. Als sie eine Bilderserie von 2023+335 ansahen, bemerkten sie dramatische Unterschiede. Die Unterschiede, so sagen die Forscher, seien dadurch verursacht worden, dass die Radiowellen des Quasars gebeugt wurden, als sie eine Gaswolke in der Milchstraßen-Galaxie passierten, welche sich durch die Sichtlinie zwischen uns und dem Quasar bewegte. “Dieses offenkundig seltene Ereignis gibt uns eine neue Möglichkeit, etwas über die Eigenschaften des turbulenten Gases zu erfahren, das einen erheblichen Teil unserer Galaxie ausmacht”, sagte Matt Lister von der Purdue University.

Bereits 2008 fügten die Wissenschaftler 2023+335 ihrer Liste von Beobachtungszielen hinzu. Ihre Beobachtungsziele sind Quasare und andere Galaxien mit supermassiven Schwarzen Löchern in ihren Zentren. Die Gravitationsenergie der Schwarzen Löcher beschleunigt Materiejets auf annähernd Lichtgeschwindigkeit. Der Quasar 2023+335 zeigte mit einem hellen Kern und einem Jet anfangs eine typische Struktur für so ein Objekt. Im Jahr 2009 veränderte sich das Aussehen des Objekts jedoch maßgeblich: Es zeigte Etwas, das wie eine Linie aus hellen, neuen Flecken aussah, die Radiowellen emittierten.

“Wir haben diese Art von Verhalten nie zuvor gesehen, weder bei den hunderten Quasaren in unserem eigenen Beobachtungsprogramm noch bei den in anderen Studien beobachteten Objekten”, sagte Lister. Das Ereignis mit den Mehrfach-Abbildungen wurde beobachtet, als andere Teleskope Veränderungen in der Radiohelligkeit des Quasars registrierten, welche den Astronomen zufolge durch die Beugung der Wellen verursacht wurden.

Die Analyse der Forscher spricht dafür, dass die Radiowellen des Quasars von einer turbulenten Wolke aus geladenem Gas gebeugt wurden, welche sich circa 5.000 Lichtjahre von der Erde entfernt in Richtung des Sternbildes Cygnus (Schwan) befindet. Die Größe der Wolke ist grob vergleichbar mit der Distanz zwischen Sonne und Merkur und sie bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 56 Kilometern pro Sekunde durch den Raum.

Die langfristige Überwachung von 2023+335 könnte weitere Ereignisse dieser Art ans Tageslicht bringen, sagen die Wissenschaftler. Das würde ihnen ermöglichen, zusätzliche Einzelheiten über den Prozess zu erfahren, durch den die Wellen gebeugt werden und über das Gas, das die Beugung verursacht. Andere Quasare, die in ähnlichen Gebieten der Milchstraßen-Galaxie beobachtet werden, zeigen vielleicht auch dieses Verhalten.

Das Überwachungsprogramm, das zu dieser Entdeckung führte, trägt die Bezeichnung MOJAVE (Monitoring of Jets in Active galactic nuclei with VLBA Experiments) und wird von einem internationalen Forschungsteam unter Leitung Listers betrieben. Die Analyse dieses seltenen Ereignisses wurde von Alexander Pushkarev vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Deutschland geleitet. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse kürzlich im Journal Astronomy & Astrophysics.

Das National Radio Astronomy Observatory ist eine Einrichtung der National Science Foundation und wird im Rahmen eines Kooperationsvertrags von Associated Universities, Inc. betrieben.

Quelle: http://www.nrao.edu/pr/2013/quasarcloud/

(THK)

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