
Was auf dem Bild wie eine Spiralgalaxie aussieht, ist auch eine – allerdings ist es nur der relativ kleine Kernbereich einer Galaxie, der seinerseits selbst eine ausgeprägte Spiralstruktur offenbart. Es handelt sich um die Zentralregionen der Spiralgalaxie NGC 1433, die rund 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im südlichen Sternbild Horologium (Pendeluhr) liegt. Mit einer Helligkeit von +9,8mag kann sie schon in kleinen Teleskopen gut beobachtet werden.
Das nebenstehende Bild wurde mit etwas leistungsfähigeren Teleskopen gemacht. Die optischen Daten stammen vom Hubble Space Teleskope, das seit fast 25 Jahren faszinierende Einblicke in die vielen Geheimnisse des Universums liefert. Den optischen Daten wurden Beobachtungen überlagert, die Astronomen mit dem Atacama Large Millimeter / submillimeter Array (ALMA) durchgeführt haben. Wie der Name vermuten lässt, registriert ALMA elektromagnetische Strahlung in einem anderen Wellenlängenbereich. Die sogenannten Millimeter- und Submillimeter-Wellen sind langwelliger als Infrarotstrahlung und können ebenso Informationen über Gas- und Staubstrukturen preisgeben, was im optischen Spektrum so nicht möglich ist.
Die ALMA-Beobachtungen sind hier in gelb und orange dargestellt. Man erkennt eine Spiralstruktur im Zentralbereich der Galaxie. Die Daten machen die ausgedehnten Gaswolken sichtbar, die das supermassive Schwarze Loch im Zentrum von NGC 1433 umkreisen und sich ihm sehr langsam auf einer Spiralbahn nähern. Mit den Daten konnten die Astronomen zudem einen 150 Lichtjahre langen Materiejet nachweisen, der von dem supermassiven Schwarzen Loch ausgeht. Die Länge von 150 Lichtjahren mag gewaltig erscheinen, wenn man bedenkt, dass die Entfernung zwischen der Sonne und dem nächsten Stern Proxima Centauri schon 4,2 Lichtjahre beträgt. Aber was die Materiejets von supermassiven Schwarzen Löchern angeht, ist dies in der Tat der kürzeste Materiejet, der bislang in einer fremden Galaxie entdeckt wurde.
Die Wechselwirkungen zwischen Materiejets und ihrer Umgebung haben großen Einfluss auf die Entwicklung des Kernbereichs einer Galaxie. Sie können die vorhandenen Gasmassen mitreißen, wodurch es nicht mehr für die Entstehung von Sternen zur Verfügung steht. Im Extremfall können auf diese Weise sämtliche Sternentstehungsprozesse in der zentralen Ausbuchtung, dem „Bulge“, zum Erliegen kommen. Um die zeitliche Entwicklung von großen Galaxien zu verstehen, ist es deshalb wichtig, die Materiejets in ihren Zentren und deren Interaktionen mit der Umgebung zu untersuchen. Von ALMA erhofft man sich dahingehend viele neue Erkenntnisse, insbesondere im Zusammenspiel mit Instrumenten, die in anderen Wellenlängenbereichen arbeiten.
Video-Link: https://youtu.be/r-aFwknIAj0
Zoom in die Galaxie NGC 1433. (ALMA (ESO / NAOJ / NRAO) / F. Combes / A. Fujii & NASA / ESA)
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://www.eso.org/public/archives/images/large/eso1344a.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 2: Der Zentralstern des berühmten Exoplaneten Tau Boötis b
Bild 3: Der Doppelstern HD 87643
Bild 4: Der Doppelstern HIC 59206 in adaptiver Optik
(THK)
Antworten