Forscher erstellen die erste detaillierte geologische Karte des Jupitermondes Ganymed

Um die besten Informationen in einer einzigen Ansicht des Jupitermonds Ganymed darzustellen, wurde ein globales Bildmosaik aus den besten Aufnahmen der NASA-Sonden Voyager 1 und 2 und der Jupitersonde Galileo erstellt (USGS Astrogeology Science Center / Wheaton / NASA / JPL-Caltech)
Um die besten Informationen in einer einzigen Ansicht des Jupitermonds Ganymed darzustellen, wurde ein globales Bildmosaik aus den besten Aufnahmen der NASA-Sonden Voyager 1 und 2 und der Jupitersonde Galileo erstellt (USGS Astrogeology Science Center / Wheaton / NASA / JPL-Caltech)

Mehr als 400 Jahre nach seiner Entdeckung durch den Astronom Galileo Galilei hat der größte Mond des Sonnensystems – der Jupitermond Ganymed – endlich seinen Platz unter den kartierten Monden eingenommen.

Eine Forschungsgruppe unter Leitung von Geoffrey Collins vom Wheaton College hat die erste globale geologische Karte von Ganymed erstellt, Jupiters siebtem Mond. (Anm. d. Red.: Ganymed wird hier als siebter Mond bezeichnet, weil innerhalb seiner Umlaufbahn noch sechs andere Monde den Jupiter umkreisen. Aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen Helligkeit gehört er zusammen mit Io, Europa und Kallisto zu den vier Galileischen Monden.) Die Karte kombiniert die besten Bilder, die während der Vorbeiflüge der NASA-Sonden Voyager 1 und 2 (1979) und des Galileo-Orbiters (1995-2003) aufgenommen wurden, und wird jetzt vom U.S. Geological Survey als globale Karte veröffentlicht. Technisch gesehen zeigt sie den vielfältigen, geologischen Charakter von Ganymeds Oberfläche und sie ist die erste globale, geologische Karte dieses eisigen Mondes.

„Diese Karte demonstriert die unglaubliche Vielfalt geologischer Strukturen auf Ganymed und hilft dabei, Ordnung in das scheinbare Chaos dieser komplexen Oberfläche zu bringen“, sagte Robert Pappalardo vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien). „Diese Karte hilft Planetenwissenschaftlern, die Entwicklung dieser eisigen Welt zu entschlüsseln und Beobachtungen durch zukünftige Raumsonden unterstützen.“

Der Jupiter Icy Moons Explorer, eine Mission der European Space Agency (ESA), soll Ganymed um das Jahr 2032 herum umkreisen. Die NASA steuert ein US-geführtes Instrument und Hardware für zwei Instrumente bei, die unter europäischer Leitung stehen.

Seit seiner Entdeckung im Januar 1610 lag Ganymed im Fokus wiederholter Beobachtungen, zunächst durch erdbasierte Teleskope und später durch die vorbeifliegenden Voyager-Sonden und die den Jupiter umkreisende Galileo-Sonde. Die Beobachtungen zeichnen eine komplexe, eisige Welt, deren Oberfläche durch den bemerkenswerten Kontrast ihrer beiden Hauptlandschaftstypen charakterisiert ist: die dunklen, sehr alten und stark von Kratern überzogenen Regionen und die helleren, etwas jüngeren (aber immer noch sehr alten) Gebiete, die ein ausgedehntes Netzwerk aus Rillen und Graten aufweisen.

Laut den Forschern, die diese Karte erstellt haben, wurden auf Ganymed drei geologische Hauptperioden identifiziert: Sie beginnen mit der Vorherrschaft der Kraterbildung, dann folgen tektonische Anhebungen und schließlich ein Rückgang der geologischen Aktivität. Die Karte offenbart Oberflächenstrukturen wie Furchen, Rillen und Einschlagkrater und erlaubt Wissenschaftlern erstmals, bestimmte geologische Zeitperioden für ein Objekt im äußeren Sonnensystem abzuleiten.

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Video-Link: https://youtu.be/B7V8XNgUqbU

Rotierender Globus des Jupitermondes Ganymed, basierend auf Daten der Voyager-Sonden und der Sonde Galileo. (USGS Astrogeology Science Center / Wheaton / NASA / JPL-Caltech)

„Die sehr detaillierte, farbenfrohe Karte bestätigte eine Anzahl verblüffender, wissenschaftlicher Hypothesen über die geologische Vergangenheit Ganymeds und widerlegte andere“, sagte Bärbel Lucchitta, eine emeritierte Wissenschaftlerin des U.S. Geological Survey in Flagstaff (Arizona), die seit 1980 an der geologischen Kartierung Ganymeds beteiligt ist. „Beispielsweise zeigten die detailreicheren Bilder von Galileo, dass Kryovulkanismus (die Schaffung von Eis und Wasser speienden Vulkanen) auf Ganymed sehr selten ist.“

Die globale geologische Karte von Ganymed wird Forschern ermöglichen, die geologischen Eigenschaften anderer Eismonde miteinander zu vergleichen, weil fast jeder Formationstyp, den man auf anderen Eismonden findet, irgendwo auf Ganymed eine ähnliche Entsprechung besitzt.

„Die Oberfläche Ganymeds ist mehr als halb so groß wie die gesamte Landfläche auf der Erde, daher gibt es ein breites Spektrum an Orten, aus denen man wählen kann“, sagte Collins. „Ganymed zeigt außerdem alte Strukturen neben deutlich jüngeren Formationen, was neben der geografischen Vielfalt auch eine geschichtliche Vielfalt ergänzt.“

Amateurastronomen können Ganymed (mit einem Fernglas) in diesem Monat am Abendhimmel beobachten, weil Jupiter in Opposition steht und leicht erkennbar ist.

Das Projekt wurde vom Outer Planets Research and Planetary Geology and Geophysics Program der NASA finanziert. Das Jet Propulsion Laboratory wird vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena geleitet.

Quelle: http://www.nasa.gov/jpl/news/ganymede20140212/index.html

(THK)

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