Das Astro-Bild der Woche zeigt ein eisiges Relikt aus der Frühzeit unseres Sonnensystems: den Kometen 65P/Gunn. Dieses Exemplar gehört zu den sogenannten kurzperiodischen Kometen, die unsere Sonne innerhalb des Asteroiden-Hauptgürtels umkreisen, welcher sich zwischen Mars und Jupiter befindet. Kurzperiodische Kometen haben typischerweise Umlaufperioden von mehreren Jahren, so auch 65P/Gunn: Er benötigt für eine Umkreisung unseres Zentralgestirns etwa 6,79 Jahre.
Die nebenstehende Aufnahme stammt vom Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) der NASA, einem Weltraumteleskop, das den Himmel in infraroten Wellenlängen beobachtet. Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Primärmission wurde das Teleskop vorübergehend in den Ruhezustand versetzt und im September 2013 reaktiviert. Jetzt sucht es unter der Bezeichnung NEOWISE (Near Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer) nach erdnahen und potenziell gefährlichen Objekten.
Der Komet 65P/Gunn ist keine neue Entdeckung. Der Universitätsprofessor James Gunn beobachtete ihn erstmals im Jahr 1970 und wie es bei Kometen üblich ist, erhielt das neu gefundene Objekt zusätzlich zu einer offiziellen Katalognummer den Namen seines Entdeckers. Seitdem wurde der Komet auf seiner Umlaufbahn um die Sonne mehrfach mit verschiedenen Instrumenten verfolgt. WISE machte diese Aufnahme am 24. April 2010, als der Komet ungefähr 392 Millionen Kilometer von der Erde entfernt war. Zum Zeitpunkt der Aufnahme hatte der Komet eine Geschwindigkeit von circa 7.700 Kilometern pro Stunde relativ zur Sonne.
Auf dem Bild ist der Kern des Kometen, der Nukleus, als auffallender, gelblicher Fleck fast in der Bildmitte zu sehen. Da es sich um Infrarotbeobachtungen handelt, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, müssen die Daten entsprechend bearbeitet werden, damit unsere Augen sie erfassen können. Rötliche Farben und Orangetöne lassen hier auf kühlere Objekte schließen, zum Beispiel Asteroiden, Staub oder auch den „schmutzigen Schneeball“ 65P/Gunn. Blaue Farbtöne repräsentieren dagegen heiße Objekte, wie man an den vielen blau leuchtenden Sternen erkennen kann.
Besonders auffällig ist der Staubschweif des Kometen, der sich auf dem Bild vom Nukleus aus nach rechts ausbreitet. In Sonnennähe werden Kometen aktiv, das heißt, die zunehmende Wärme der Sonne wirkt auf die eisige Oberfläche des Kometen ein und lässt einen Teil des Eises sublimieren, also direkt vom festen in den gasförmigen Zustand übergehen. Dabei werden außerdem Staubteilchen mitgerissen, die den charakteristischen, sichtbaren Schweif eines Kometen bilden.
Die schmale Linie, die sich vom Nukleus aus nach links auszubreiten scheint, weist ebenfalls auf die Präsenz von kaltem Staub hin. Diese Staubteilchen wurden von dem Kometen bei früheren Sonnenumkreisungen auf seiner Umlaufbahn zurückgelassen. Mit der Zeit können sich die Staubteilchen aus ihren bisherigen Umlaufbahnen entfernen und als kleine Wolken durch den interplanetaren Raum treiben. Durchquert die Erde auf ihrer Bahn eine solche Wolke, kann das zu einem deutlichen Anstieg der Sternschnuppen-Aktivitäten führen. Am Nachthimmel wäre dann ein Meteorstrom oder Meteorschauer sichtbar, der je nach Anzahl und Größe der Staubteilchen sehr beeindruckend werden kann.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA13115.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Galaxie M74 und der Asteroid 3540 Protesilaos
Bild 2: Wasser in der Umgebung des Sterns CW Leonis
Bild 4: Sternhaufen und Nebel in den Sternbildern Sagittarius und Corona Australis
(THK)
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