Astro-Bild der Woche: Sternentstehung in der Umgebung des Sternhaufens NGC 2074

Der Sternhaufen NGC 2074 (oben links) in der Großen Magellanschen Wolke und seine Umgebung. (NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI / AURA)
Der Sternhaufen NGC 2074 (oben links) in der Großen Magellanschen Wolke und seine Umgebung. (NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI / AURA)

Das Astro-Bild der Woche zeigt eine Sternentstehungsregion in der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie unserer eigenen Milchstraßen-Galaxie. Die beiden Magellanschen Wolken sind allerdings nur von der Südhalbkugel aus zu beobachten. Die Große Magellansche Wolke liegt genau auf der Grenze der Sternbilder Mensa (Tafelberg) und Dorado (Schwertfisch), ihre kleinere Schwester ist im Sternbild Tukan zu finden. Die Entfernungen der beiden Galaxien werden mit knapp 170.000 Lichtjahren beziehungsweise circa 200.000 Lichtjahren angegeben.

Diese Aufnahme machte das Weltraumteleskop Hubble am 10. August 2008 anlässlich seiner 100.000sten Erdumkreisung in damals 18 Betriebsjahren. Oben links erkennt man den Sternhaufen mit der Katalogbezeichnung NGC 2074. Er setzt sich aus sehr jungen, heißen, massereichen Sternen zusammen, die den Großteil ihrer Strahlung im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums abgeben. Auf diese Weise gestalten sie die umgebenden Wolken aus interstellarem Gas: Die harte Strahlung erodiert die Gasfilamente regelrecht und regt sie zum Leuchten in verschiedenen Wellenlängen an. Das Ergebnis ist eine prachtvolle Fantasielandschaft.

Der hier abgebildete Ausschnitt befindet sich in der Nähe des berühmten Tarantelnebels, einer der produktivsten Sternentstehungsregionen nicht nur in der Großen Magellanschen Wolke, sondern in unserer gesamten lokalen Galaxiengruppe. Der Bildausschnitt umfasst ein vergleichsweise kleines Gebiet mit einer Größe von ungefähr 100 * 100 Lichtjahren. Zum Vergleich: Die Entfernung zu unserem nächstgelegenen Sternsystem Alpha Centauri beträgt etwas mehr als vier Lichtjahre. Das auffällige, seepferdchenförmige Staub- und Gasfilament im unteren rechten Teil der Aufnahme hat eine Länge von rund 20 Lichtjahren.

Die satten Farben lassen sich bestimmten chemischen Elementen zuordnet, die dort in entsprechend großen Mengen vorhanden sind. Rote Farbtöne weisen auf die Präsenz von Schwefelatomen hin, während grüne Nuancen die Anwesenheit von leuchtendem Wasserstoff offenbaren. Blaue Gebiete kennzeichnen leuchtenden Sauerstoff.

Sternentstehungsregionen wie diese sind sehr komplexe Umgebungen. Wechselwirkungen bestehen nicht nur zwischen der harten ultravioletten Strahlung der jungen Sterne und den umgebenden Gaswolken – zahlreiche andere Faktoren spielen ebenfalls wichtige Rollen. Allen voran ist die Gravitation zu nennen, denn sie sorgt dafür, dass sich lokale Gasvorkommen langsam zusammenziehen und verdichten, bis die Temperaturen in ihrem Inneren für die Zündung der Wasserstofffusion ausreichen und ein neuer Stern entsteht.

Der Auslöser für den Kollaps lokaler Gaswolken ist oft eine Destabilisierung durch Einwirkung von außen. Das kann beispielsweise ein Stern sein, der in geringer Entfernung an der Gaswolke vorbeizieht. Auch starke Schockwellen einer Supernova-Explosion kommen als Auslöser in Frage. Die Beobachtung solcher Sternentstehungsregionen liefert daher wertvolle Erkenntnisse über die zeitliche Entwicklung von Sternen und die Galaxien, in denen sie sich befinden. Das Weltraumteleskop Hubble hat diesbezüglich unschätzbare Arbeit geleistet – und leistet sie immer noch.

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://photojournal.jpl.nasa.gov/jpeg/PIA10957.jpg

Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Cassini-Aufnahme der Plejaden
Bild 2: Die Spiralgalaxie NGC 2841
Bild 4: Der Stern Menkhib und der Kaliforniennebel

(THK)

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