Auf dieser Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble ist der Emissionsnebel NGC 3603 zu sehen. Der Nebel befindet sich ungefähr 20.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und liegt in Richtung des Sternbildes Carina (Kiel des Schiffs) am Himmel über der Südhalbkugel. Erstmals beobachtet wurde das Objekt bereits im Jahr 1834 von dem britischen Astronomen John Frederick William Herschel.
NGC 3603 ist als Emissionsnebel klassifiziert – das bedeutet, die ausgedehnten Gasfilamente leuchten von selbst. Die Ursache dafür ist in ihrer direkten Umgebung zu finden: In der Bildmitte strahlen einige sehr helle Sterne eines Sternhaufens, der ebenfalls die Katalogbezeichnung NGC 3603 trägt. Er enthält zahlreiche helle und massereiche Sterne, darunter die größte Population sogenannter Wolf-Rayet-Sterne, die in unserer Milchstraßen-Galaxie bekannt ist. Dabei handelt es sich im eine relativ kurze Phase in der späteren Entwicklung sehr massereicher Sterne.
Massereiche Sterne geben einen Großteil ihrer Strahlung in energiereichen Wellenlängen ab, beispielsweise im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums. Wenn diese energiereichen Lichtteilchen auf umgebende Gaswolken treffen, können sie einzelne Elektronen aus den Gasatomen und -molekülen herausreißen (Ionisation). Dadurch entstehen ionisierte Gasmoleküle und freie Elektronen. Wenn die ionisierten Gasmoleküle ihrerseits wieder freie Elektronen einfangen (Rekombination), geben sie Licht in verschiedenen charakteristischen Wellenlängen ab. Dieser Prozess vollzieht sich unzählige Male und in riesigen Regionen gleichzeitig, so dass das Leuchten der Gasfilamente von entsprechenden Instrumenten registriert werden kann.
Solche Gebiete sind eine regelrechte Schatzkiste für Astronomen und Astrophysiker, die sich mit der Entstehung und Entwicklung von Sternen beschäftigen. Da noch längst nicht alle Aspekte dieser komplexen Zusammenhänge hinreichend gut verstanden sind, ist die Untersuchung von Sternentstehungsregionen ein wichtiger Teil der astronomischen Forschung.
Hier ist es Astronomen zum Beispiel möglich, die unterschiedlichen Entwicklungsphasen von Sternen in direkter Nachbarschaft zueinander zu beobachten. Der auffällige Stern links oberhalb des Sternhaufens (der mit der bogenähnlichen Struktur in seiner Nähe) heißt Sher 25 und ist ein vielversprechender Kandidat für eine baldige Supernova-Explosion. In kosmischen Maßstäben ist damit der Zeitraum der nächsten paar tausend Jahre gemeint. Wenn dieser Stern als Supernova explodiert, werden gewaltige Schockwellen die Folge sein, welche durch die Region rasen. Sie können lokale Gasansammlungen destabilisieren und so die Entstehung nachfolgender Sterngenerationen auslösen: Der kosmische Kreislauf beginnt von vorne.
Letztendlich erlaubt die Erforschung solch interessanter Sternentstehungsregionen außerdem gewisse Rückschlüsse auf die Entstehung unseres eigenen Sonnensystems. Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Sonne auch als Mitglied eines Sternhaufens entstand und ihren Weg später irgendwann allein fortsetzte.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/opo9920a.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Riesensterne im offenen Sternhaufen Trumpler 16
Bild 2: Der Kugelsternhaufen Messier 54
Bild 3: Vielfältige Sterne im Kugelsternhaufen Omega Centauri
(THK)
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