Das Astro-Bild der Woche zeigt auf den ersten Blick eine gewöhnliche Spiralgalaxie, aber bei näherer Betrachtung offenbart sie eine Besonderheit. NGC 3079, so ihre Katalogbezeichnung, liegt ungefähr 50 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt in Richtung des bekannten Sternbildes Ursa Major (Großer Bär). Einigen Lesern wird der “Große Wagen” eher ein Begriff sein – er bildet einen Teil des Rückens und den Schwanz des Großen Bären.
Das Bild wurde mit der Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) an Bord des Weltraumteleskops Hubble aufgenommen. Es handelt sich um ein farbcodiertes Bild, um einzelne Strukturen besser hervorzuheben. Leuchtendes Gas ist mit rötlichen Farbtönen gekennzeichnet, während das Sternlicht selbst in bläulichen und grünlichen Nuancen erscheint.
Die oben erwähnte Besonderheit dieser Spiralgalaxie erkennt man besser auf dem kleinen Bild, das eine vergrößerte Detailansicht ihres Zentralbereichs darstellt. Dort ist eine blasenähnliche Struktur zu sehen, die über 3.000 Lichtjahre breit ist und die sich mehr als 3.500 Lichtjahre weit oberhalb der galaktischen Scheibe erstreckt. Astronomen vermuten, dass diese Blase durch enorm starke Winde ausgehöhlt wurde, die im Rahmen intensiver Sternentstehungsprozesse entstanden und mit hohen Geschwindigkeiten nach außen strömten.
Laut theoretischen Modellen interagierten diese stellaren Winde von jungen, heißen und massereichen Sternen mit den expandierenden Gashüllen einiger Supernova-Explosionen. Die aktuelle Ausströmung begann offenbar vor ungefähr einer Million Jahren. Die massereichen Sterne haben eine relativ kurze Lebensdauer von nur wenigen Millionen Jahren, weshalb die Energiequelle der Blase schließlich versiegen wird.
Die Gasfilamente im oberen Bereich der Blase wirbeln herum und werden zunächst in den intergalaktischen Weltraum geschleudert. Die Masse der Galaxie ist aber so groß, dass das Gas letztendlich wieder auf sie zurückfallen wird. Dort könnte es auf bereits vorhandene Gas- und Staufwolken treffen und sie destabilisieren. Das hätte zur Folge, dass lokale Gasansammlungen komprimiert werden und unter dem Einfluss ihrer eigenen Schwerkraft zu kollabieren beginnen. Auf diese Weise entsteht eine nachfolgende Sterngeneration, die eine ähnliche expandierende Blase hervorbringen könnte. Beobachtungen im Radio- und Röntgenbereich lassen auf die Präsenz vorangegangener Ausströmungen schließen, die weit größer als die Blase sind, aber hier nicht dargestellt werden können.
Die Detailansicht gibt allerdings weitere Informationen preis. Schätzungen zufolge sind die vier sichtbaren, säulenähnlichen Gasfilamente circa 75 Lichtjahre breit und zerstreuen sich in einer Höhe von rund 2.000 Lichtjahren oberhalb der galaktischen Scheibe. Geschwindigkeitsmessungen mit dem Canada-France-Hawaii Telescope auf Hawaii bestätigen, dass sich die Gasfilamente mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs Millionen Kilometern pro Stunde von der galaktischen Scheibe nach oben bewegen. Diese Galaxie ist ein schönes Beispiel für die komplexen Wechselwirkungen, die in den Zentralbereichen großer Spiralgalaxien ablaufen und das Erscheinungsbild der Galaxie im Laufe der Zeit dramatisch verändern können.
Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/images/hs-2001-28-a-full_jpg.jpg
Anmerkung der Redaktion
Die anderen drei Vorschläge für das Astro-Bild der Woche waren:
Bild 1: Die Starburst-Galaxie NGC 3310
Bild 2: Der Trifidnebel M20
Bild 4: Detailaufnahme des Kugelsternhaufens M22
(THK)
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