Da ist er, der Deepsky-Störenfried. Aufgrund seiner Helligkeit macht der fast volle Mond visuelle und fotografische Deepsky-Beobachtungen sehr schwierig, da die oft lichtschwachen Objekte regelrecht im Hintergrund „absaufen“. Mit ein wenig Mühe kann man allerdings einige wenige Deepsky-Objekte ablichten, die in einer günstigen Position am Himmel stehen – das heißt, möglichst weit entfernt vom hellen Mond.
Das nebenstehende Bild (hier auf Flickr) demonstriert zudem, warum der Vollmond selbst kein dankbares Ziel für detaillierte Nahaufnahmen seiner Oberfläche ist: Er wirkt vergleichsweise kontrastarm und „matschig“, weil die Sonne ihn frontal beleuchtet und die Schattenwürfe entsprechend klein ausfallen. Damit fehlen auch die charakteristischen Licht- und Schattenspiele, die für den plastischen Eindruck der Oberflächenformationen nahe der Tag-Nacht-Grenze sorgen.
Planetenbeobachtungen sind prinzipiell auch bei Vollmond möglich, wie das unten eingebundene Bild des „Herrn der Ringe“ Saturn zeigt. Bei Saturn besteht jedoch das Problem, dass er zur Zeit nicht sehr hoch über den Horizont steigt. In Horizontnähe muss das von Saturn reflektierte Sonnenlicht eine längere Strecke in der Erdatmosphäre zurücklegen, um zum Beobachter (oder zum Kamerasensor) zu gelangen. Die Auswirkungen von unruhiger Luft und atmosphärisch bedingte Lichtbrechung nehmen hier stark zu, was die Erstellung eines einigermaßen scharfen Bildes zu einer Geduldsprobe werden lässt.
Oben: Saturn mit 1.625mm Brennweite. Die Ringe sind deutlich zu erkennen und auch die Cassini-Teilung in den Ringen ist zu erahnen, wenn man genau hinschaut. Insgesamt wirkt das Bild aber leicht unscharf, was nicht an einer falsch fokussierten Optik liegt, sondern an schlechtem Seeing, also starker Luftunruhe. Saturn befand sich sich zum Zeitpunkt der Aufnahme so dicht über einem Hausdach, dass der untere Teil des Teleskop-Hauptspiegels ihn gar nicht mehr einfangen konnte. Das verschlechterte die Qualität zusätzlich. Trotzdem bietet Saturn im Teleskop immer einen majestätischen Anblick. Zum Bild auf Flickr.
Oben: Kometen gehören zwar nicht zu den Deepsky-Objekten, weil sie Teil unseres Sonnensystems sind. Dennoch erschwert der helle Mond ihre Beobachtung merklich, weil Kometen im Allgemeinen eher lichtschwache und diffuse Objekte sind. Unter diesen ungünstigen Bedingungen entstand dieses Bild des Kometen C/2015 V2 Johnson (hier auf Flickr). Es basiert auf 27 Einzelaufnahmen mit jeweils 60 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 400 an einem kleinen Spiegelteleskop. Der Komet ist als diffuses Fleckchen links oberhalb der Bildmitte zu sehen. Weil er sich vor dem Sternenhintergrund schneller bewegt, erscheinen die Sterne hier aufgrund der Eigenbewegung des Kometen während der 27 Minuten Aufnahmedauer als kleine Striche.
Oben: Der berühmte Ringnebel Messier 57 (M57) im Sternbild Leier hingegen ist ein Deepsky-Objekt – sogar ein ganz klassisches. Er gehört neben der Andromedagalaxie M31, dem Kugelsternhaufen M13 oder dem Orionnebel M42 zu einer Reihe von Objekten, die besonders gut für Einsteiger in die beobachtende Astronomie geeignet sind. Das Bild (hier auf Flickr) wurde mit den gleichen Einstellungen gemacht wie das obige Bild des Kometen, allerdings wurden hierfür 90 Einzelaufnahmen verwendet. Die Verzerrungen der Sterne am Rand sind die Folge der Newton-Koma, einem physikalisch bedingten Abbildungsfehler bei Newton-Teleskopen mit schnellen Öffnungsverhältnissen, der sich mit einem Komakorrektor beheben ließe.
Bei dem rund 2.300 Lichtjahre entfernten Ringnebel handelt es sich um einen sogenannten planetarischen Nebel – das Endstadium im Leben eines sonnenähnlichen Sterns. In mehreren Milliarden Jahren könnte auch unsere Sonne ein ähnlich aussehendes Objekt hervorbringen, wenn sie ihren Brennstoff verbraucht und ihre äußeren Schichten in den interstellaren Weltraum abgestoßen hat.
Das kurze Fazit des Beobachtungsabends lautet: Bei klarem Himmel kann man sogar um die Vollmondphase herum immer irgendwelche halbwegs sinnvollen astronomischen Beobachtungen machen. Man muss die Gelegenheiten nur nutzen; Phasen mit schlechtem Wetter gibt es genug, wie jeder Amateurastronom zu berichten weiß.
(THK)
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