Die vielen Gesichter des Galaxienhaufens Abell 1758

Der Subcluster A1758N des Galaxienhaufens Abell 1758, aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble. (Credits: ESA / Hubble, NASA)
Der Subcluster A1758N des Galaxienhaufens Abell 1758, aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble. (Credits: ESA / Hubble, NASA)

An einen Schwarm flackernder Glühwürmchen erinnernd, leuchtet dieser schöne Galaxienhaufen inmitten des dunklen Universums, begleitet von den zahllosen hellen Lichtern der Vordergrundsterne und wirbelnden Spiralgalaxien. A1758N ist ein Subcluster von Abell 1758, einem massereichen Galaxienhaufen, der hunderte Galaxien enthält. Obwohl der Subcluster auf diesem Bild des NASA/ESA-Weltraumteleskops Hubble ruhig aussieht, besteht er in Wirklichkeit aus zwei noch kleineren Strukturen, die sich momentan in einem turbulenten Verschmelzungsprozess befinden.

Abell 1758 wird zwar oft von seinen bekannteren Cousins wie dem Fornax-Galaxienhaufen und dem Pandora-Galaxienhaufen in den Schatten gestellt, aber er enthält mehr, als es den Anschein hat. Der Galaxienhaufen wurde erstmals im Jahr 1958 identifiziert und ursprünglich als ein einziges massereiches Objekt katalogisiert. Ungefähr 40 Jahre später wurde er allerdings nochmals vom Satelliten-Röntgenteleskop ROSAT beobachtet, und Astronomen entdeckten etwas Besonderes: Der Galaxienhaufen besteht nicht aus einer einzigen Ansammlung von Galaxien, sondern aus zwei.

Abell 1758 wurde seitdem viele weitere Male mit verschiedenen Observatorien beobachtet, beispielsweise dem Weltraumteleskop Hubble, dem NASA-Röntgenobservatorium Chandra, dem ESA-Weltraumteleskop XMM-Newton und anderen. Mittlerweile ist bekannt, dass er sowohl eine doppelte Struktur als auch eine komplexe Geschichte besitzt. Er enthält zwei massereiche Subcluster, die rund 2,4 Millionen Lichtjahre voneinander getrennt sind. Diese Komponenten mit den Katalogbezeichnungen A1758N (North) und A1758S (South) werden durch die Gravitation zusammengehalten, zeigen aber keine Anzeichen für Interaktionen.

Auf dieser Hubble-Aufnahme ist nur die nördliche Struktur A1758N des Galaxienhaufens sichtbar. A1758N selbst ist in zwei Unterstrukturen unterteilt, die als East (A1758NE) und West (A1758NW) bezeichnet werden. Innerhalb der beiden Unterstrukturen des Subclusters A1758N scheint es Störungen zu geben – deutliche Belege dafür, dass sie die Folge von Kollisionen und Verschmelzungen von kleineren Gruppen sind.

Untersuchungen haben auch einen Radiohalo und zwei diffuse Radioquellen in Abell 1758 offenbart. Für Hubbles Augen sind diese Radiostrukturen unsichtbar, aber Radioteleskope enthüllen einen seltsam geformten Emissionshalo um den Galaxienhaufen. Radiohalos sind große Quellen für diffuse Radioemissionen, die normalerweise in der Umgebung der Zentren von Galaxienhaufen registriert werden. Man vermutet, dass sie entstehen, wenn Galaxienhaufen miteinander kollidieren und schnelle Teilchen auf noch höhere Geschwindigkeiten beschleunigen. Das deutet darauf hin, dass Galaxienhaufen mit Radiohalos sich noch im Entstehungs- und Verschmelzungsprozess befinden.

Kollisionen wie jene, die in A1758N abläuft, sind die energiereichsten Ereignisse im Universum, abgesehen vom Urknall selbst. Zu verstehen, wie Galaxienhaufen verschmelzen, hilft Astronomen dabei herauszufinden, wie Strukturen im Universum wachsen und sich entwickeln. Es hilft ihnen auch, die Dunkle Materie, das Intraclustermedium und Galaxien zu untersuchen und zu erforschen, wie diese drei Komponenten miteinander interagieren – insbesondere bei Verschmelzungen.

Diese Aufnahme basiert auf Daten der Advanced Camera for Surveys (ACS) und der Wide Field Camera 3 (WFC3), die als Teil des Beobachtungsprogramms namens RELICS gesammelt wurden. Im Rahmen des Programms werden 41 massereiche Galaxienhaufen fotografiert und als kosmische Linsen verwendet, um nach hellen, fernen Galaxien zu suchen. Diese Galaxien werden dann mit aktuellen Teleskopen und dem geplanten James Webb Space Telescope der NASA/ESA/CSA detaillierter untersucht.

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Video-Link: https://youtu.be/A3jSkJ0j4sA

Eine größere Version der Aufnahme gibt es unter:
https://cdn.spacetelescope.org/archives/images/large/heic1801a.jpg

Quelle

(THK)

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