Die Gletschermühlen in Grönlands Eisschild sind größer als vermutet

Matt Covington klettert in eine Gletschermühle des Eisschildes auf Grönland. (Credits: Photo by Jason Gulley)
Matt Covington klettert in eine Gletschermühle des Eisschildes auf Grönland. (Credits: Photo by Jason Gulley)

Gletschermühlen, die Oberflächenschmelzwasser zur Basis des Grönländischen Eisschildes transportieren, sind viel größer als bislang angenommen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie basierend auf Beobachtungen und Untersuchungen vor Ort von einem Forschungsteam mit Beteiligung eines Geologen der University of Arkansas. Das zusätzliche Volumen könnte die Stabilität des Grönländischen Eisschildes und dessen Bewegung in Richtung Ozean beeinflussen.

Das Team untersuchte die Beziehung zwischen der Größe der Gletschermühlen und der täglichen Veränderung der Wassertiefe in ihnen während der Schmelze im Sommer. Wissenschaftler vermuten, dass eine zunehmende Wassertiefe (und damit ein höherer Druck) innerhalb der Gletschermühlen die Basis des Eisschildes schmiert und die Geschwindigkeit seiner Bewegung in Richtung erhöhen. Das sei vergleichbar mit einem Eiswürfel, der auf einem dünnen Wasserfilm leicht gleitet. Aber bis jetzt war nur wenig über die tatsächliche Größe der Gletschermühlen bekannt und darüber, wie viel Wasser sie enthalten können.

“Wir verglichen unsere Modelle mit den Vor-Ort-Beobachtungen der Wassertiefen, und es schien so, als würden wir wirklich große Volumen innerhalb der Gletschermühlen benötigen, um die relativ kleinen Veränderungen hervorzurufen, die wir sahen”, sagte der außerordentliche Professor für Geoforschung Matt Covington. Covington ist der Erstautor der Studie, die im Journal Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde. “Als wir im folgenden Jahr zurückkehrten und eine Gletschermühle erforschten, war sie riesig. Es war ein Fall, wo ein Modell die Vorhersage machte und wir vor Ort reisten, wo sie sich als korrekt herausstellte.”

Das Team reiste im Oktober 2018 und im Oktober 2019 zum Grönländischen Eisschild. Bei jeder Unternehmung nutzten sie Seile und anderes Kletterequipment, um 100 Meter tief in zwei separate Gletschermühlen hinabzusteigen und fast die Wasseroberfläche zu erreichen.

“Es ist einschüchternd”, sagte Covington, ein erfahrener Höhlenforscher. “Man blickt über die Kante und man sieht nur bläuliches Eis so tief man schauen kann, und dann kommen Dunkelheit und gelegentliche Töne von brechendem Eis, was recht nervenaufreibend ist.”

Wissenschaftler haben lange beobachtet, dass sich der Grönländische Eisschild bewegt und vermuten, dass wärmere Schmelzperioden im Sommer aufgrund des Klimawandels diese Bewegung beschleunigen könnten. Aber Forscher haben wenig Daten, die ihnen dabei helfen, die Interaktion zwischen dem Schmelzwasser und der Basis des Eisschildes zu verstehen. Die Ergebnisse des Teams ergänzen das Wissen darüber, wie Wasser mit der Basis des Eisschildes wechselwirkt.

“Wir versuchen die Art und Weise zu verstehen, wie das Schmelzwasser mit der Eisbewegung interagiert, und das wichtigste, was wir festgestellt haben, ist, dass der Wasserdruck innerhalb dieser Gletschermühlen nicht so veränderlich ist, wie vorher beobachtet wurde. Das scheint die Folge von wirklich großen Volumen innerhalb der Gletschermühlen zu sein”, sagte Covington.

Quelle

(THK)

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